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Markierungskontrolle Linksrheinischer Jakobsweg 2025

 

  Datum Strecke Länge Gesamtlänge
1. Tag 07.04.2025 Bad Godesberg - Remagen 26 km 26 km
2. Tag 22.04.2025 Remagen - Bad Breisig 16 km 42 km
3. Tag 15.05.2025 Koblenz - Rhens 17 km 49 km
4. Tag 05.06.2025 Bad Breisig - Miesenheim 17 km 66 km
5. Tag 24.06.2025 Miesenheim - Koblenz* 27 km 93 km
6. Tag 27.06.2025 Rhens - Bad Salzig 17 km 110 km
7. Tag 03.07.2025 Bad Salzig - St. Goar  18 km 128 km

 * per Fahrrad

 

07.04.2025: 1. Tag Bad Godesberg - Remagen (26 km)

Ab Mai wird aufgrund von Bauarbeiten der Bahnverkehr zwischen Andernach und Bonn eingestellt. Das ist für mich ein Grund, den betroffenen Abschnitt des Linksrheinischen Jakobsweges zu kontrollieren. Nicht nur die Markierungszeichen will ich unter die Lupe nehmen, dieses Mal überprüfe ich auch die Stempelstellen.

Bereits um 7:51 Uhr sitze ich in Remagen in der RB30, die ich beim dritten Halt in Bad Godesberg verlasse. Am Rande des Kurparks befindet sich mein Startpunkt und ich bin mit dem Zustand der Muschelaufkleber sehr zufrieden. In dem flachen Terrain komme ich schnell voran. Es ist noch frisch, Mütze, Halstuch und Handschuhe werden trotz stahlblauem Himmel und Sonne benötigt. Im Laufe des Tages verzichte ich zuerst auf die Handschuhe, viel später auch auf die Mütze. Um mich herum erwacht die Natur, Bäume werden allmählich wieder grün, andere bringen zusätzlich strahlendweiße Blüten hervor. Während ich nach Heiderhof aufsteige, gratuliere ich einem lieben Freund zu seinem 70. Geburtstag. In der katholischen Kirche Frieden Christi finde ich zwar die Stempelstelle im Vorraum der Kirche, aber im dort platzierten Ständer befinden sich leider keine Aufkleber mit dem Stempelabdruck.

Inzwischen bemerke ich, dass auf „unserem“ Pilgerweg auch der Jerusalem Way verläuft, der durch eine rot-weiße Markierung gekennzeichnet ist. Eine Weile später verliere ich hinter dem Rodderberghof jedoch diese Spur. Dafür lege ich dort eine neue, und zwar zur Stempelstelle, bei der man gleich zwei Stempel in einem roten Kasten vorfindet. Heute nutze ich zum ersten Mal den von mir entworfenen neuen Pilgerausweis der St. Jakobus-Gesellschaft Rheinland-Pfalz-Saarland. Ich habe einen von zehn Probeexemplaren mit dabei. Es dauert aber noch ein wenig, bis die Ausweise offiziell erhältlich sind.

Ich finde es immer wieder faszinierend, dass ich bei jedem erneuten Belaufen des Weges Neues entdecke, das aber wohl vorher auch schon da war. Hinter der Broichhofkapelle zweigt ein schmaler Pfad vom markierten Weg ab und bringt mich nach kurzem Anstieg auf den Rodderberg. Von dort hat man heute einen wunderschönen Blick auf die Skyline von Bonn, aus der der Post-Tower hervorsticht, und das Siebengebirge. Außerdem befindet sich auf der 197 m hohen Erhebung vulkanischen Ursprungs ein Gipfelbuch, in das man sich eintragen kann. Folgt man den beiden abzweigenden Pfaden nach links oder rechts gelangt man wieder auf den Jakobsweg.

Die nächste Stempelstelle befindet sich am Rolandsbogen, das Restaurant hat jedoch heute Ruhetag. inzwischen habe ich die Landesgrenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz überschritten und einige Markierungen ergänzt. Ich laufe nun durch Wald, passiere den Abzweig nach Rolandseck und mache noch einige Höhenmeter. Vor Oberwinter verändere ich die Wegführung ein wenig und spare dadurch rund 800 Meter. In Bandorf hat man schon eine Abkürzung eingerichtet und dankenswerterweise unsere Markierung angepasst. Mein nächstes Ziel ist Unkelbach, wo es in einem kleinen Laden abseits der Route auch einen Stempel gibt. Ich erreiche diesen aber fünf Minuten zu spät, denn entgegen meines Wissens gibt es Montags eine Pause, die ich gerade voll erwische.

Es geht weiter, erneut im Wechsel auf- und abwärts. Anstrengend ist der Anstieg am Wildpark in Remagen. Der Untergrund ist zerfurcht, aber zum Glück ist er trocken. Bei Nässe wird von den Verantwortlichen des RheinBurgenWeges sogar eine Alternative empfohlen. Gegen 15:30 Uhr erreiche ich die große Statue des Heiligen Franziskus, die auf die Wallfahrtskirche St. Apollinaris herabschaut. Leider ist das Kloster und die Kirche heute geschlossen und damit gibt es dort heute auch keinen Stempel. Letztendlich habe ich heute 184 Markierungen gezählt, davon wurden 12 Aufkleber und 15 Aluschilder ausgetauscht oder ergänzt. Erstaunlich ist, dass viele Sprühmarkierungen aus dem Jahr 2013 immer noch in frischen Farben erscheinen.

   

 

 

 

22.04.2025: 2. Tag Remagen - Bad Breisig (16 km)

Einen Tag nach dem Tod von Papst Franziskus mache ich mich wieder auf den Linksrheinischen Jakobsweg, um die Markierungen und Stempelstellen zu überprüfen. Mit der Bahn fahre ich nach Remagen und bin nach einem kurzen Stück am Ausgangspunkt der heutigen Etappe. Es geht zunächst ein nicht zu umgehendes Steilstück aufwärts, das sofort die Herzfrequenz hochschießen lässt. Von oben hat man dafür einen ersten Ausblick ins Rheintal, das aktuell noch von Wolken bedeckt ist, zudem tröpfelt es ganz leicht daraus. Ich bin überrascht, dass ich auf die 1900 errichtete Waldburg, ein vor 25 Jahren geschlossenes Hotel und Veranstaltungshaus, heute erstmals freien Blick habe. Bei meinen letzten Touren war die verfallene Ruine aufgrund starken Bewuchses kaum zu erkennen. Das Gelände wurde inzwischen verkauft und soll wieder aufgehübscht werden.

Dahinter geht es eben weiter über den Victoriaberg in Richtung Bad Bodendorf. Ich werde in der Nähe des jüdischen Friedhofs von einem älteren Herrn angesprochen. Er möchte gerne wissen, was ich hier mache. Gerne gebe ich ihm Auskunft über den Jakobsweg und die Jakobusgesellschaft Rheinland-Pfalz-Saarland. Die Markierungen sind hier richtig gut in Schuss, vor allem aber die meisten der vielen vor über zehn Jahren angebrachten Sprühmarkierungen, die mit gelber und blauer Forstfarbe auf Bäumen den Pilgern den weisen. An einem Baum finde ich lustige Masken aus Knetmasse vor, die natürlich nichts mit unseren Markierungen zu tun haben.

In Bad Bodendorf verändere ich den Weg ein wenig, da es für mich kein Sinn macht, um ein Haus zu laufen und an derselben Stelle herauszukommen, wenn man der Straße geradeaus gefolgt wäre. Kurz darauf überquere ich die Ahr, die heute entspannt ihn ihrem Flussbett dahin fließt. Man will gar nicht glauben, was sie 2021 bei der Flutkatastrophe angerichtet hatte. Ich betrete die Barbarossastadt Sinzig und finde nach längerer Auszeit wieder eine Markierung des Jerusalem Ways vor. Nach einigen Skulpturen erklimme ich die Treppenanlage zur katholischen Pfarrkirche St. Peter und Paul. Zunächst möchte ich aber für meinen Pilgerausweis den örtlichen Pilgerstempel einsammeln. Dabei muss ich feststellen, dass die Tourist-Info umgezogen ist – zum Glück hat man den Stempel mitgenommen, sodass ich in den einschlägigen Dokumenten lediglich die Adresse ändern muss. Zum Abschluss meines Besuches in Sinzig gehe ich in die Kirche und entzünde ein paar Kerzen: für Papst Franziskus und die verstorbenen meiner Familie.

Da die letzten Kilometer unbeschwerlich waren, kann sich das jetzt wieder ändern. Der Weg aus der Stadt heraus führt mich an einem Rest der mittelalterlichen Stadtmauer vorbei und danach steil bergauf. An einer Straßenkreuzung fehlt mir eine Markierungsmöglichkeit, sodass ich mich mit einem gesprühten gelben Pfeil auf dem Asphalt aushelfe. Ich hoffe, die Farbe ist trocken, bevor der angekündigte Regen herabfällt. Das Ende des Aufstieges wird durch ein Marienmosaik angekündigt und danach verläuft der Jakobsweg auf einem breiten und flachen Waldweg bis zur Mönchsheide.

Je näher ich Oberbreisig komme, desto intensiver wird das Glockengeläut von St. Viktor. Ich grübele, was das jetzt um 12:15 Uhr zu bedeuten hat. Wir zu einem Gottesdienst gerufen, hat es mit dem Ableben des Papstes zu tun? Ich weiß es nicht und beschleunige die Schritte, damit ich vor einem vermeintlichen Gottesdienst noch den Pilgerstempel ergattern kann. Ich öffne vorsichtig um 12:26 Uhr das Kirchenportal, bin aber der einzige Mensch in dem Gotteshaus. Ich schaue mir zuerst das Fresko mit der Pilgerkrönung an, das bei unterschiedlichem Licht immer anders aussieht. Den Stempel finde ich natürlich an seinem angestammten Platz und drücke ihn in meinen Pilgerausweis. Jetzt ist es nicht mehr weit, nur noch ein wenig abwärts durch Wohngebiete bis zu den Römerthermen. Dort gibt es den nächsten Pilgerstempel an der Kasse des Bades. Den Stempel des katholischen Pfarrbüros hole ich mir bei der nächsten Kontrolltour, denn heute treffe ich dort niemanden mehr an. Hinter der Therme geht es noch einmal etwas aufwärts zu einem „Höhenweg“, der an der Marienstatue vorbeiführt. Der dortige Ratsplatz bietet einen schönen Ausblick. Nicht weit dahinter geht es auch schon wieder abwärts und ich lande am Ortsausgang von Bad Breisig. Hier beende ich die heutige Kontrolltour. Der Bahnhof ist nicht weit entfernt und ich erwische gerade noch den einfahrenden Regionalexpress nach Koblenz – das passt ja heute. Unterwegs schaue ich mal nach meinem Tagwerk: Auf diesem Teilstück weisen 163 Markierungszeichen den Pilgern den Weg. Vier Aluschilder, 12 Aufkleber und 1 Sprühmarkierung habe ich heute ersetzt bzw. ergänzt. Das ist recht wenig du damit ein gutes Ergebnis.

   

 

 

 

15.05.2025: 3. Tag Koblenz - Rhens (17 km)

Wenige Tage nach meinem Urlaub auf Korfu ging es mit der Markierungs- und Stempelstellenkontrolle auf dem Linksrheinischen Jakobsweg weiter. Da die Bahnstrecke zwischen Köln und Bonn noch wegen Bauarbeiten gesperrt ist, konnte ich nicht ab Bad Breisig weitergehen. So entschloss ich mich, ab meinem Wohnort den Abschnitt bis Rhens zu überprüfen. Gestartet bin ich in den Rheinanlagen, eines flach in Richtung Süden ging. Beeindruckt hat mich nach dem Neubau der Mozartbrücke der dort platzierte neue Ruhebereich. Es ging durch einen kleinen naturbelassenen Abschnitt, in dem sich linker Hand auf zwanzig Metern eine große Anzahl an Vogelfutterhäuschen und Nistmöglichkeiten befinden. Die hatte ich bisher auch noch nie gesehen.

Dann begann der Aufstieg zum Rittersturz, wo mich beim Anbringen einer neuen Markierung ein älteres Wanderpaar überholte. Wir sollten uns später noch öfter treffen und kam auch ins Gespräch. Dabei stellte sich heraus, dass sie aus Sonthofen kamen, wo ich in meiner Dienstzeit mehrere Lehrgänge absolvierte. Inzwischen kam auch die Sonne hinter den Wolken hervor, es wehte aber an einigen Stellen ein frischer Wind. Es folgte der von mir ungeliebte Aufstieg zum Hasenberg, bevor zur Linken ein kahler Hang den Blick auf Schloss Stolzenfels lenkte. Der Linksrheinische Jakobsweg tangiert das Schloss nicht, aber ein sehr kurzer Umweg bringt Interessierte dorthin. Ich konzentrierte mich jetzt aber auf den stärksten Anstieg zur Kreuzung am Schüllerhof. Ab dort ging fast nur noch abwärts.

Kurz vor der Antonius-Kapelle stellte ich eine Neuerung fest: hier wies ein Wegweiser auf einen links abzweigenden Pfad mit dem Ziel Aussichtspunkt und Rastplatz Rhein-Panorama. Da ich diese tolle Stelle bereits kannte, brachte ich eine entsprechende Markierung an und führte den Camino durch diesen kleinen „Umweg“ direkt dort hin. Es ging weiter am Jüdischen Friedhof vorbei bis zum nächsten Aussichtspunkt „Welterbeblick“, danach über ein paar Serpentinen abwärts in Richtung Rhens. Kurz vor dem Zielort verlasse ich den Weg für einen Abstecher zum Königsstuhl und dem Weltfriedenskreuz. Dann endete in dem malerischen Städtchen Rhens der heutige Kontrolltag. Insgesamt musste ich nur 13 Markierungen ergänzen oder ersetzen. On der Touristinfo holte ich mir den Pilgerstempel und erfuhr, dass in der benachbarten Bäckerei seit ein paar Tagen ebenfalls ein Pilgerstempel erhältlich sei. Ein Schaufenster war sogar für diesen Stempel dekoriert. Vielen Dank dafür.

   

 

 

 

05.06.2025: 4. Tag Bad Breisig - Miesenheim (17 km)

Es geht weiter mit der Markierungskontrolle auf dem Linksrheinischen Jakobsweg. Heute gab es für Hans und mich neben der Ummarkierung von zwei Abschnitten noch Erkenntnisse zu Pilgerstempeln. Direkt zu Beginn gab es den ersten Stempel im Pfarrbüro in Bad Breisig. Dabei wurde auch meine Frage nach dem Stempel in der Kirche von Brohl-Lützing beantwortet. Da dort das Stempelkissen spurlos verschwand (normalerweise bekommen die Stempel Beine), liegt jetzt die Telefonnummer der Küsterin (die übrigens zufällig im Büro anwesend war) aus. Bei Bedarf und Anwesenheit wird sie gerne mit dem Stempel zur Kirche kommen.

Am Ausgang von Bad Breisig begann die Arbeit und gleich die erste Änderung der Strecke. Anstatt dem anstrengenden Anstieg zur Reutersley und dem sich anschließenden schmalen Pfad durch den Hang werden die Pilger nun über die ca. 800 Meter lange Artilleriestrasse nach Brohl-Lützing geführt. Wer den Asphalt nicht mag, kann den breiten Grasstreifen nutzen, der regelmäßig gemäht wird.

Die zweite umfangreiche Änderung wurde hinter Brohl-Lützing umgesetzt. Bisher ging es dort über einen zum Teil alpinen Steig in die Höhe, um danach durch eine Hochebene  wieder nach Namedy abzusteigen. Jetzt muss man zwar ein Stück unterhalb und neben der B9 gehen, dafür verkürzt sich der Weg um insgesamt rund 4 Kilometer. An der Kreisgrenze Ahrweiler und Mayen-Koblenz mündet der Linksrheinische Jakobsweg nun in den Eifel-Camino. Beide Wege trennen sich erst wieder in Miesenheim.

Am schönen Rastplatz am früheren Schützenhaus trafen wir die jetzige Eigentümerin, mit der wir uns eine Weile austauschen. Auch hier wurde das Stempelkissen entwendet. Wer hier den ersten Stempel des Eifel-Caminos haben möchte, sollte einfach klingeln oder die auf der Tür angegebenen Telefonnummer anrufen. Die meiste Zeit ist sie vor Ort.

In Andernach wurde uns durch die Absperrung einer Freitag beginnenden Gartenausstellung zunächst der Weg versperrt, doch wir fanden ein Schlupfloch und konnten die Kontrolle fortsetzen. Kurz vor dem Mariendom begann es leicht zu tröpfeln, sodass wir uns in der Kirche etwas unterstellten und den dort deponierten Stempel abholten. Nach wenigen Augenblicken war der Spuk schon vorbei und es ging weiter. Wer sich in Andernach verläuft, dem ist nicht zu helfen. 60 der auf dem heutigen Abschnitt vorhandenen 125 Markierungen befinden sich hier. Auf Höhe des Jugendzentrums öffneten sich erneut die Himmelsschleusen, dieses Mal so stark, dass die Regenjacken herausgekramt wurden. Das gleiche passierte noch einmal kurz vor unserem Ziel. Insgesamt hatten wir einen entspannten Tag mit ganz wenigen Ergänzungen von Markierungen. Als Nächstes steht die Etappe von Miesenheim nach Koblenz an, die etwas anspruchsvoller sein wird.

   

 

 

 

24.06.2025: 5. Tag Miesenheim - Koblenz (27 km)

Einige Abschnitte des Linksrheinischen Jakobsweges kann man durchaus auch mit dem Fahrrad kontrollieren, so auch den für heute geplanten. Mit dem Rad im Gepäck ging es schon sehr früh mit der Bahn von Koblenz nach Miesenheim, einem Stadtteil von Andernach. Gerade noch rechtzeitig stellte ich fest, dass mein Zugteil in Andernach endete, während der Rest weiter bis Mayen unterwegs sein sollte. Also schnell umgestiegen und nur wenige Minuten später in Miesenheim wieder ausgestiegen.

Die frühe Uhrzeit hatte ich mit Absicht gewählt, weil ich nicht zuviel von der angekündigten Hitze abbekommen wollte. Ich kam zügig über Feldwege vorwärts, bei einigen kurzen Passagen blieb mir nichts anderes übrig, als abzusteigen und zu schieben. In Kettig bestaunte ich ein Haus, das mit einer galicischen Jakobsmuschel verziert war. Dabei wurde ich von einem Einheimischen angesprochen und wir hatten einen netten Plausch. Den hatte ich auch in bei Tante Miesche. In dem Café kann man sich aus einem blauen Kasten den Pilgerstempel selbst in den Pilgerausweis einfügen. Außerdem wanderte ein leckeres Käsebrötchen in meinen Rucksack, ich wollte mir das für eine spätere Rast aufheben.

Nun war es nicht mehr weit bis zum Rand von Mülheim-Körlich, wo zunächst holprige Feldwege zu befahren waren. Diese waren gesäumt von zahlreichen Kirschbäumen, die noch gut bestückt waren. Ich bin ja ehrlich, ein paar wenige ließ ich mir schmecken. Ich war jedenfalls nicht so unverschämt wie zwei Frauen, die sich ihre Rucksäcke mit den roten Früchten unerlaubt füllten. Erst in der vergangenen Woche sollen wohl Kirschdiebe auf frischer Tat von der Polizei ertappt worden sein. Ertappt habe ich mich übrigens kurz darauf auch, nämlich, dass ich das Döschen mit den Schrauben zur Befestigung von Markierungsschildern zu Hause vergessen hatte. Alternativ wurde einfach eine Markierung mit gelber Farbe aufgesprüht - wie in Spanien ein gelber Pfeil. Davon sollten heute noch weitere folgen, da es keine Möglichkeiten gab Schilder oder Aufkleber anzubringen.

Nach einem längeren Stück Verbundsteinen wartete die nächste Herausforderung auf mein Fahrrad und mich. Ein kurzes, nur circa 400 Meter langes Steilstück lässt den Schweiß aus den Poren laufen. Aber auch das habe ich in diesem Jahr gut gemeistert und es ging wieder abwärts nach Rübenach. In der Keltenstrasse holte ich mir aus einem immer zugänglichen Briefkasten den zweiten Stempel für heute. Letztmalig ging es wieder aufwärts, danach waren die anstrengendsten Passagen hinter mir gelassen. Nahe eines Reiterhofes fanden sich kurz darauf mehrere gelbe Pfeile auf dem Asphalt und es folgte die steile Abfahrt vom Heyerberg nach Güls.

Dabei kam mir ein guter Gedanke für eine neue Stempelstelle, die etwas pilgerfreundlichere Öffnungszweiten aufweisen könnte - ein Getränkemarkt direkt am Weg. Es kam aber noch besser, denn zwei Sprünge zuvor befindet sich in einem Eckhaus Henry‘s Cafebar mit Aussenbestuhlung. Kurz nachgefragt und nach zwei Sätzen war bereits alles geregelt. In den nächsten Tagen wird der Stempel dort deponiert. Ab dann haben die Pilger eine schöne Einkehrmöglichkeit.

Weiter ging es über die Gülser Eisenbahnbrücke an das Moselufer im Koblenzer Stadtteil Moselweiß. Für Fußgänger zieht sich der Weg bis zum Deutschen Eck und der Basilika Sankt Kastor, mit dem Rad vergeht die Zeit deutlich schneller. In Koblenz ließ ich mir in der Touri-Info und im Ludwig-Museum zwei Stempel geben, um weiter am Rhein entlang zum heutigen Endpunkt in den Kaiserin-Augusta-Anlagen zu gelangen. Durch die Arbeiten an der neuen Rheinbrücke ist bis Ende 2028 eine Umleitung erforderlich, die jetzt auch in den Updates zu finden ist. Ergebnis des heutigen Tages: es wurden 174 Markierungen gezählt, davon mussten heute 18 Aufkleber und 9 gelbe Pfeile ergänzt oder erneuert werden.

   

 

 

 

27.06.2025: 6. Tag Rhens - Bad Salzig (17 km)

Heute hat mich wieder Hans bei der Markierungskontrolle auf dem Linksrheinischen Jakobsweg begleitet. Zu zweit macht es einfach mehr Spaß und vier Augen sehen halt mehr als zwei. Unser Blick wurde heute jedoch zumeist getrübt, denn der Himmel öffnete seine Schleusen und ließ uns nur selten im Trockenen. Und wenn es dann tatsächlich nicht mehr regnete, tropfte es ohne Unterlass von den Bäumen auf uns herab.

Wir fuhren zunächst mit dem Auto zum Zielort Bad Salzig, um von dort mit der Bahn wieder zurück nach Rhens zu fahren. Unterwegs tanzte auf den Scheiben des Zuges bereits der Regen. Noch am Bahnhof zog ich meine Regenjacke an und Hans machte seinen Regenschirm bereit. Meinen hatte ich dummerweise zu Hause gelassen. Von Rhens ging es über Brey aufwärts in Richtung Jakobsberg. Auf Höhe der Weinlage Breyer Hämmchen nahmen wir eine erste kleine Änderung des Weges vor, da der eigentliche Abzweig kaum noch erkennbar war. Warum also abbiegen, wenn kurz darauf einen schönen Rastplatz vorfindet und zudem auf der ursprünglichen Route weiterlaufen kann.

Ansonsten waren die Markierungszeichen in einem guten Zustand, nur selten mussten wir etwas ergänzen, um eine eindeutige Orientierung zu gewährleisten. An der Engelseiche ein gutes Stück vor Boppard machten wir eine kurze Trinkpause und Hans servierte leckeren Kirschstreußel. Für Verwirrung sorgte hoffentlich bisher nicht ein unseren Markierungszeichen ähnelnder Aufkleber einer auf Instagram aktiven Person. Der zeigte nämlich in die völlig falsche Richtung. Bis zur Engelseiche kamen wir gut voran. Hier nahmen wir aber auch die nächste Veränderung vor. Da die bis heute offizielle Trasse überwiegend Schieferuntergrund hat und bei Regen gefährlich rutschig werden kann, haben wir uns entschieden, zukünftig den im Pilgerführer schon als Alternative ausgewiesenen Abschnitt bis zur Köhlerhütte zu nutzen und heute zu markieren.

Aufgrund des Wetters waren die ansonsten herrlichen Aussichtspunkte am Vierseenblick und an Gereonseck nur eingetrübt genießbar - schade. Der folgende alpine Abstieg nach Boppard über den Felsenweg verlangte im Anschluss vollste Konzentration. Der Untergrund ist schon bei trockener Witterung eine Herausforderung und erwies sich heute durch die anhaltende Feuchte mehr als einmal rutschig. Ich kann deshalb immer wieder auf die im Buch beschriebenen Alternativen verweisen, die zwar etwas länger sind, aber sicherer.

In Boppard hielten wir uns nicht lange auf. In der Karmeliterkirche holte ich mir den Pilgerstempel, ein kurzer Blick in die Basilika St. Severin und schon ging durch den Marienberger Park zum letzten Anstieg für heute. Ab der Eisenbolz-Hütte machten wir erst einmal eine weitere Trinkpause, bevor es auf die letzten Kilometer ging. Auch hier überlegten wir eine Anpassung des Weges, beließen es aber dabei. Dafür entdeckten wir in Bad Salzig eine Abkürzung, um zur Pfarrkirche St. Ägidius zu gelangen. Jetzt spart man sich etwas zusätzliche Strecke und erreicht das Etappenziel durch ein unverschlossenes Tor zum Friedhof. Bei strahlendem Sonnenschein beendeten wir unsere heutige Kontrolltour, damit hätten wir nach dem lange anhaltenden Regen nicht mehr gerechnet. Zum Abschluss noch ein paar Zahlen: heute zählten wir 159 Markierungen, darunter auch viele Vogelnistkästen, die mir der gelben Muschel markiert sind. Ergänzt haben wir heute lediglich 13 Aluschilder und 7 Aufkleber.

   

 

 

 

03.07.2025: 7. Tag Bad Salzig - St. Goar (18 km)

An den Treppen zur Salziger Kirche starteten wir aufwärts gehend in Richtung Weiler. Hinter dem Aussichtspunkt Zweites Köppchen trafen wir sehr schnell die Entscheidung, die Streckenführung zu verändern. Der Wiesenweg war dermaßen verwildert und zugewachsen, dass er niemanden mehr zumutbar war. Mit einem nur geringfügigen Zusatz wird dieser Abschnitt zukünftig bequem umgangen. In Weiler standen wir an der Kirche vor verschlossenen Toren und konnten keinen Stempel erhalten. Wir waren halt einfach zu früh da.

Wenig später erreichten wir nach einigem Auf und Ab Hirzenach, wo wir eigentlich eine längere Rast einlegen wollten. Stattdessen folgte eine längere Unterhaltung mit einem älteren Herrn, der das Umfeld der Kirche in Ordnung brachte.Nach einem schmerzhaften Aufstieg landeten wir als Nächstes in Holzfeld. Dabei passierten wir zunächst ein paar Skulpturen, kurz darauf einen ganzen Skulpturengarten. Diese waren bei der letzten Kontrolle vor zwei Jahren noch nicht da. In Holzfeld mussten wir ein paar Markierungen ergänzen und verblasste austauschen. Leider war der kleine SB-Shop mit Rastplatz nach einem Eigentümerwechsel nicht mehr verfügbar, schade. An einer Stelle mussten Hans eine Markierung von einem Brombeerstrauch befreien. Hinter Holzfeld machten wir Pause an einer Hütte und erleichterten den Rucksack von Hans vom mitgebrachten ließen Streusselkuchen.

Inzwischen war die anfängliche Bewölkung längst weitergezogen und die Sonne entfaltete am blauen Himmel ihre volle Kraft. Wir waren froh, dass es nun überwiegend durch schattigen Mischwald leicht abwärts ging und wir gut voran kamen. Nachdem wir ab dem Aussichtspunkt Brandmauer auf schmalem Pfad im Hang durch das Heimbachtal gingen, kamen uns viele Gedanken durch den Kopf, ob wir diesen Abschnitt den Pilgern weiter zumuten möchten. Die klare Antwort war nein, da hier für manch einen Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich sein muss. Ähnliche Abschnitte hatten wir bereits entschärft. Die im Wanderführer enthaltene, nicht markierte Alternative wird in den nächsten Tagen mit Markierungszeichen ausgestattet. Diese führt ohne großartige Höhenunterschiede zum Sender Werlau und damit zum markierten Jakobsweg. Die alte Strecke kann natürlich noch genutzt werden, die Markierungen werden aber nicht mehr gepflegt.

Jetzt war es nicht mehr weit, es sollte noch anstrengend werden. Zunächst fiel aber auf, dass am Aussichtspunkt Werlauer Pilz der Pilz fehlte. Eine Infotafel erläuterte, dass der noch in diesem Jahr erneuert werden soll. Es folgte der Abstieg durch den Weinberg zur L206 und direkt danach der schweißtreibende Aufstieg über unendliche Treppen zur Burg Rheinfels. Sankt Goar war zum Greifen nahe, nur nach an der Holzskulptur des Heiligen unterhalb der Burg abwärts und an der Jugendherberge vorbei in die Stadt. Wir zählten heute 159 Markierungen, von denen 19 von uns ergänzt oder erneuert wurden.

Der nächste Zug zurück nach Bad Salzig sollte um 14 Uhr fahren. Ok, den würden wir nicht erreichen, da ich in der Touristinformtion noch neue Flyer für den Linksrheinischen Jakobsweg abgeben wollte. Nach dem anstrengenden Tag mit über 700 Höhenmetern sollte ein Eis den Abschluss der heutigen Markierungskontrolle krönen. Dabei stellte ich fest, dass der Zug verspätet abfahren würde, war aber zum jetzigen Zeitpunkt bereits für uns zu spät. Der Folgezug sollte um 15 Uhr abfahren. Sollte. Je näher sich die Abfahrtszeit näherte, desto mehr erhöhte sich die Verspätung bis zu 46 Minuten. Grund war eine Störung an einem Bahnübergang.

   

 

 

 

 

 
 
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