Badischer Jakobusweg 2022
Datum | Strecke | Länge | Gesamtlänge | |
1. | 11.07.2022 | Lichtenthal - Neusatz | 25 km | 25 km |
2. |
12.07.2022 | Neusatz - Oberkirch | 25 km | 50 km |
3. |
13.07.2022 | Oberkirch - Schutterwald | 22 km | 75 km |
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Von Lichtental nach Neusatz (11. Juli 2022) Heute startet meine Pilgerwanderung durch Baden und das Elsass, die grobe Richtung verläuft entgegen meinem bisherigen Weg durch Frankreich nach Le-Puy-en-Velay. Vor zwei Jahren endete meine Etappe am Kloster Lichtenthal kurz vor Baden-Baden. Damit ich das geplante Teilstück gut absolvieren kann, heißt es schon um 5:15 Uhr aufzustehen. Wegen verschiedener Störungen bekomme ich schon bald eine erste Mitteilung der Bahn-App, dass die Zugbindung für mich aufgehoben sei und dass ich wohl den Anschlusszug in Mainz nicht bekäme. Das fängt ja gut an. Mit dem Bus zum Bahnhof läuft es besser, der kommt nämlich zehn Minuten früher als geplant. Zum Glück stehe ich schon an der Haltestelle. Erst kurz vor Mainz kommt die Info, dass auch der ICE nach Stuttgart - mein Anschlusszug - ein paar Minuten später eintrifft und ich diesen erreichen werde. In Mannheim muss ich ein zweites Mal umsteigen. Es ist dort sehr viel Betrieb, nach dem Wechsel des Bahnsteigs fährt auch schon der Zug ein. Um 9:19 Uhr steige ich in Baden-Baden aus dem ICE und schwupps, fährt mir mein Bus zum Kloster Lichtenthal pünktlich um 9:22 vor der Nase weg. Das ist aber kein Drama, denn der nächste Bus fährt zehn Minuten später. Nach der gut halbstündigen Fahrt wechsele ich die Schuhe und schmiere 50er Sonnenschutz auf Arme und Beine. Dann geht es um 10:30 Uhr los. Der markierte Weg führt mich durch die Lichtentaler Allee entlang des Oosbaches, einer schönen Grünanlage mit integriertem Dahlienpark und gesäumt von Villen und Hotels, die durch Brücken mit der Allee verbunden sind. So geht es gut zwei Kilometer bis zum Kurhaus, wo ich in der Touri-Info einen Stempel bekomme. Weiter geht es durch den Kurpark und an der Trinkhalle vorbei, bevor mich ein erster Aufstieg zur orthodoxen Stourdza-Kapelle fordert. Auf diesem Abschnitt überhole ich ein Pilgerpärchen mit Hund, die heute bis Neuweier laufen, das sind ca. 12 Kilometer. Ich folge dem Michelbachweg in kühlem Wald leicht ansteigend bis zu zwei Kliniken, danach geht es durch das Grünbachtal wieder abwärts. An einem Fischteich mach ich nach 90 Minuten eine erste Pause. Ich muss mit meinen Getränken haushalten, denn ich befürchte, dass es unterwegs nichts zu kaufen gibt. Ich habe aber gut zwei Liter dabei. Kurz darauf stehe ich mitten in Weinbergen und treffe auf die Josephskapelle bei Varnhalt, die von Banater Schwaben errichtet wurde. Die Sonne sorgt für ordentliche Wärme, aber in den Weinbergen weht ständig ein kühles Lüftchen, das macht es etwas erträglicher. Dann wird mit empfohlen, die Jakobuskirche in Steinbach zu besuchen. Das bedeutet aber einen Umweg und zusätzlich 4 Kilometer. Das lasse ich mal sein. Es folgt Neuweier, dem Ziel der Pilger mit Hund, wo ich in der katholischen Pfarrkirche einen schlafenden Menschen auf einer Kirchbank beinahe störe. Nach gut drei Stunden und 14 km Strecke lege ich eine längere Rast im Schatten an der Fatima-Kapelle oberhalb von Eisental ein. Es herrscht eine angenehme Stille, die nur von Vogelstimmen und dem Wind, der die Blätter der umliegenden Bäume in Bewegung bringt, durchbrochen wird. Die Temperaturen dürften bei ca. 25 Grad im Schatten liegen und es sind nur wenige Wolken am blauen Himmel zu sehen. Und dann gibt es doch noch ein paar Meter extra, denn ich werde auf eine Umleitung geschickt. Nach einem mühsamen Aufstieg zur Burgruine Windeck geht jetzt nur noch abwärts nach Neusatz. Dort komme ich um 16:55 Uhr an der katholischen Pfarrkirche St. Karl Borromäus an - beinahe pünktlich gemäß meinem Plan. Gerade wollte ich die Kirche betreten, wird sie vor meiner Nase zugesperrt. Na ja, in zehn Minuten fährt mein Bus nach Bühl, die Kirchenbesichtigung wäre sehr kurz ausgefallen. Der Bus hält allerdings sechs Minuten später als im Fahrplan angegeben an der Haltestelle. Der Fahrer scheint die verlorene Zeit wieder aufholen zu wollen und fährt dementsprechend. Normalerweise sind 15 Minuten veranschlagt, er schafft es in 11. Diese Etappe ist ein Abschnitt meiner Pilgertour auf dem Badischen, Kinzigtäler und Elsässer Jakosbweg von Lichtental nach Sélestat im Juli 2022.
Von Neusatz nach Oberkirch (12. Juli 2022) Ich habe sehr gut geschlafen und wache gegen 6:15 Uhr auf. Das ist allerdings deutlich zu früh für das Frühstück, das ab 7:30 Uhr angeboten wird. Also bereite ich schon mal meine Utensilien vor, verpacke die wasserdichten Beutel und pflege meinen Körper mit Hirschtalg und Sonnenschutz. Das Frühstück ist sehr ausgiebig und wird im großen Speisesaal im Exerzitienhaus bereit gestellt. Kurz nach 8:00 Uhr verlasse ich die Unterkunft und stelle fest, dass die Klosterkirche leider noch verschlossen ist. Dann gehe ich halt ohne einen Besuch zur Haltestelle mitten in der Stadt, wo ich eine halbe Stunde später im Bus zum Startort Neusatz sitze. Im Gegensatz zu gestern ist die Kirche nun geöffnet und ich staune über den Hochaltar, der das letzte Abendmahl in einem übergroßen Relief darstellt - sehr imposant. Um kurz vor 9:00 Uhr starte ich und werde nach wenigen Schritten von einem spanischen Handwerker angesprochen, dass Santiago doch noch sehr weit weg sei. Er hat meine Patches am Rucksack entdeckt, worauf ich ihm meinen diesjährigen Camino darstelle. Zum Abschied erklingt noch ein Buen Camino. Der Tag beginnt mit einem sehr steilen Anstieg auf dem Kastanienweg, der mich ins Schwitzen bringt. Die Sonne ist schon recht intensiv und es geht zunächst auf einer wenig befahrenen Straße am schattigen Waldrand entlang. Dafür bin ich sehr dankbar. An mir ziehen kleine Dörfer und einzelnen Höfe vorbei, die von Weinbergen umringt sind. Leider gibt es am badischen Jakobsweg nur sehr wenige Rastmöglichkeiten, erst nach 6,5 km an der Gedenkstelle Alde Gott finde ich eine Sitzgelegenheit und lege eine dort kurze Verschnaufpause ein. Das habe ich gestern nur einmal gemacht, doch heute habe ich mir vorgenommen, öfter zu rasten. Hinter dem Rastplatz geht es abwärts nach Sasbachwalden, wo ich in der katholischen Pfarrkirche Heilige Dreifaltigkeit mit einem Pilgerstempel überrascht werde. Im hinteren Bereich findet man sogar eine Statue des Heiligen Rochus im Pilgergewand. Leider muss ich immer wieder die GPS-Daten des Weges heranziehen, da die Markierungen nicht durchgehend ausreichend angebracht sind. Ansonsten hätte ich mich wohl mehrfach verlaufen. Vermehrt tauchen jetzt Hinweise zu einem Schnapsbrunnen auf, wo man Hochprozentiges verkosten kann. Da ich solche Kurzen nicht vertrage, lasse ich das lieber aus. Ab dieser Stelle weicht der markierte Weg von meiner Karte ab, ich folge aber den Muscheln, da diese Route etwas kürzer erscheint. Außerdem komme ich in den Genuss der Blosenkopfkapelle hoch über den Weinbergen, die sogar einen Stempel für mich bereithält. Es wechseln sich weiterhin Weinberge mit Wald, aufwärts abwärts führende Passagen sowie Schatten und Sonne ab. Auch in Kapellrodeck geht der Jakobsweg jetzt an der großen Pfarrkirche St. Nikolaus mit Pilgerstempel vorbei. In der Kirche sind die zwölf Apostel in überlebensgroßen Figuren dargestellt, auch Jakobus der Ältere. Am Ausgang von Waldulm lädt mich ein gefüllter Kühlschrank zur Rast ein. Man kann zwischen Erfrischungsgetränken oder verschiedenen Weinen wählen. Ich entscheide mich für ein kühles Radler für den sofortigen Genuss und ein Fläschchen Wein für heute Abend. Die kurze Pause tut gut, denn es folgt nun ein extrem anstrengender Anstieg durch die sonnendurchfluteten Weinberge mit rund 150 Höhenmetern. Wäre da nicht hin und wieder eine leichte Brise, käme ich mir wie eine Weintraube vor, die durch die Sonneneinstrahlung ihre Qualität steigert. Aber das Gegenteil ist Realität, der Anstieg fordert mich ganz gehörig und verlangt einiges von mir. Immerhin werden es heute insgesamt rund 600 Höhenmeter sein. Den Weinstöcken tut das bevorzugte Klima anscheinend sehr gut, sie sind prächtig mit Trauben bestückt. Es wird wohl ein ertragreiches Jahr. Den letzten Abschnitt des Anstieges gönnt man mir durch kühlen Wald. Unterwegs laufe ich an einem Gasthaus vorbei, das ausgerechnet heute Ruhetag hat. Wie gut, dass ich bereits eine Trinkpause hatte. Es ist schade, dass nicht mehr Einkehrmöglichkeiten am Weg liegen, ich hätte sicherlich die ein oder andere genutzt. Kurz nachdem ich meine Uhr an die Powerbank anschließen musste, erreiche ich einen Ort mit Namen Schnapswurzel. Grundsätzlich kann man hier Getränke und auch Schnäpse erwerben, wenn den welche da wären. Hier habe ich außerdem den höchsten Punkt des Tages erreicht und es geht nur noch abwärts bis nach Oberkirch. Hinter einer weiteren Fatima-Kapelle weicht der Weg wieder ab und macht unnötigerweise sogar einen Umweg. Egal, ich möchte jetzt nur noch ankommen. Im Ort laufe ich an einem Supermarkt vorbei und kaufe mir zwei Brötchen und ein Elsässer Münsterkäse zum Abendessen. Der Weg von meiner Unterkunft im Schönstatt-Zentrum Marienfried in die Stadt ist einfach zu weit. Gegen 16 Uhr erreiche ich das Haus und bekomme eine kleine Stube, die aber für einen Pilger völlig ausreichend ist. Da meine Kleider völlig verschwitzt sind, landen die im Waschbecken. An einer Konstruktion aus Wäscheleine und Fensterrahmen, auf die noch lange die Sonne scheint, hänge ich alles zum Trocknen auf. Nach knapp 50 Kilometern der ersten beiden Tage wird es morgen etwas weniger und vor allem flacher werden, wenn ich nach Schutterwald aufbreche. Diese Etappe ist ein Abschnitt meiner Pilgertour auf dem Badischen, Kinzigtäler und Elsässer Jakosbweg von Lichtental nach Sélestat im Juli 2022.
Von Oberkirch nach Schutterwald (13. Juli 2022) Ein neuer Tag beginnt mit den ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster. Ich bereite mich und meine Ausrüstung schon einmal vor und gehe zum Frühstück. Im Speisesaal bin ich der Erste und habe die komplette Auswahl für mich alleine. Gegen 8:30 Uhr verlasse ich das Schönstatt-Zentrum. Gleich zu Beginn erwartet mich ein Anstieg durch die Weinberge. Aber auch Obstanbau wird in der Region intensiv betrieben. Am Weg findet man Apfel-, Kirsch-, Birnen- oder Pfirsichbäume. Ich passierte die kleine Judas Thaddäus-Kapelle und erreiche gleich darauf die deutlich größere St. Wendel-Kapelle. Diese ist verschlossen wird aber dann vor meiner Nase von einer älteren Dame geöffnet. Drinnen ist sogar rechts hinter dem Eingang ein Pilgerstempel erhältlich. Im Gespräch erfahre ich, dass die Kapelle täglich von circa 9 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit offen ist. Auf den folgenden Kilometern gibt es viel zu sehen. Nur ein paar Schritte hinter St. Wendel-Kapelle kann man linker Hand an einer Schutzhütte eine Lourdes-Grotte bestaunen. Als nächstes folgt die Teufelskapelle, in der sich eine Mutter Gottes-Statue befindet. An dieser Stelle soll einer Sage nach der Teufel Wendel getroffen haben und von diesem übers Ohr gehauen worden. So ziemlich genau bei Kilometer 5 steht am Rand ein "Trinkhisli", das dem durstigen Wanderer einiges anbietet. Ich habe jedoch drei Liter Wasser dabei und es geht momentan durch schattig-kühlen Wald. Gut tausend Schritte weiter stehen das Schwarze Kreuz und eine weitere Möglichkeit, Getränke und Snacks aufzunehmen. Da steckt bestimmt der Teufel dahinter, der mich verführen will, ich bleibe aber standhaft bei meinem Wasser. Auf dem Weg zum Schloss Staufenberg befindet sich der Rheintalblick, von dem man bereits den Turm des Straßburger Münsters am vernebelten Horizont erkennen kann. Als ich aus dem Wald trete, erblicke ich das Schloss, das heute ein Weingut beherbergt. Und zu guter Letzt habe ich beim Abstieg nach Durbach mit einem Rehkitz und seiner Mutter eine tierische Begegnung. In Durbach besichtige ich die katholische Pfarrkirche St. Heinrich, in der ich aber keinen Stempel vorfinde. Ich durchwandere den Ort und biege an einer Klinik wieder in einen Wald ab. Nach drei Stunden und 12 Kilometern finde ich an einer kleinen Kapelle und einem Waldspielplatz endlich eine schöne Stelle, um eine Pause einzulegen, die dann mit einer halben Stunde ausgiebig wird. Während ich auf einer Bank sitze, werde ich von einer dort spielenden Gruppe eines Kindergartens neugierig beobachtet. In diesem Bereich sind alle paar Meter kleine Insektenhotels angebracht, die aber kaum belegt sind. Nach der Pause verlaufe ich mich direkt, merke das aber sehr schnell durch einen Blick auf meine digitale Karte. Da habe ich wirklich gepennt. Allerdings ist die Qualität der Markierungen sehr unterschiedlich. Oft sind sie richtig gut, aber gerade an Kreuzungen und Abzweigen nur schlecht oder gar nicht vorhanden, dabei häufig nicht im Blickfeld des Pilgers oder hinter einem solchen Punkt. Sich nur darauf verlassen, dass es solange geradeaus geht, bis zur nächsten Markierung, der macht viele unnötige Meter extra und hat hoffentlich die passenden GPS-Daten dabei. Ich nähere mich nun der Kreisstadt Offenburg und nehme als erste Sehenswürdigkeit die Wallfahrtskirche Mariä Schmerzen mit. Drinnen bin ich zwar alleine, stelle aber fest, dass die Vorbereitungen für eine Trauerfeier abgeschlossen sind - einschließlich der vor dem Altar platzierten Urne des Verstorbenen. Im vorderen Bereich des Kirchenschiffes lacht Jakobus den Pilger von der Wand an. Es geht nun einmal quer durch Offenburg, auch durch eine Fußgängerzone. Hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten, eine kleine Mahlzeit zu erhalten. Da ich mich aber bereits nachher am Kochtopf sehe, eile ich unbeeindruckt weiter. Es wird wärmer und meine Füße sehnen sich nach Freiheit. Bevor es über die eigentlich für Fußgänger und Fahrradfahrer gesperrte Kinzigbrücke quere, schaue ich mir noch die Heilig Kreuz-Kirche an. Auch hier: Stempel Fehlanzeige. Ich muss nun ein Gewerbegebiet durchlaufen. Schön ist etwas anderes, aber es gehört nun mal zum Weg dazu. Den letzten Abschnitt darf ich aber erneut durch einen Wald absolvieren. Hier entdecke ich auch die Wegzeichen des Badischen und des Kinzigtäler Jakobsweges. An einer Kreuzung steht ein sogenanntes Cruz de Ferro - ein eisernes Kreuz. Schließlich erreiche ich meine Unterkunft in Schutterwald gegen 14:45 Uhr. Da meine Vermieterin heute erst spät zurückkommt, erhalte ich bei den Nachbarn den Schlüssel zur Ferienwohnung. Wenn Sie denn da wären, denn wie ich am Telefon erfahre, mussten sie kurzfristig zum Zahnarzt. Ich suche inzwischen die katholische Pfarrkirche St. Jakobus auf und laufe ohne weiteren Stempel noch zu einem Supermarkt. Ein paar Nudeln, etwas Soße und Getränke landen im Einkaufsbeutel. Als ich wieder an der Unterkunft bin, erscheinen wenig später auch die Nachbarn, sodass ich meine Ferienwohnung beziehen kann. Wie immer ist erst die Wäsche dran, danach der Körper und dann der Magen. Da es draußen noch sehr warm ist, hänge ich die Wäsche auf einen Ständer und kann sie schon gegen 19 Uhr wieder trocken reinholen. Dabei treffe ich den Sohn meiner Vermieterin, der mir erzählt, dass er morgen einen Hilfstransport für die Ukraine fährt. Jetzt heißt es ausruhen. Morgen geht es auf dem Kinzigtäler Jakobsweg weiter nach Straßburg. Diese Etappe ist ein Abschnitt meiner Pilgertour auf dem Badischen, Kinzigtäler und Elsässer Jakosbweg von Lichtental nach Sélestat im Juli 2022. Die Fortsetzung gibt es HIER.
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