Markierungs- und Pilgerführerkontrolle Linksrheinischer Jakobsweg 2021/2022/2023
Datum | Strecke | Länge | Gesamtlänge | |
1. | 14.06.2021 | Köln - Bad Godesberg * |
48 km |
48 km |
2. | 21.06.2021 | Bad Godesberg - Oberwinter | 18 km | 66 km |
3. | 29.06.2022 | Oberwinter - Sinzig | 15 km | 81 km |
4. | 06.10.2022 | Sinzig - Brohl-Lützing | 13 km | 94 km |
5. | 12.10.2022 | Brohl-Lützing - Miesenheim | 18 km | 112 km |
6. | 03.01.2022 | Miesenheim - Koblenz * | 24 km | 136 km |
7. | 17.01.2023 | Koblenz - Rhens | 16 km | 142 km |
8. | 30.01.2023 | Rhens - Bad Salzig | 17 km | 159 km |
9. | 01.02.2023 | Bad Salzig - Sankt Goar | 19 km | 178 km |
10. | 15.02.2023 | Sankt Goar - Oberwesel | 10 km | 188 km |
11. | 21.02.2023 | Oberwesel - Bacharach | 14 km | 202 km |
12. | 22.02.2023 | Bacharach - Trechtingshausen | 21 km | 223 km |
13. | 27.02.2023 | Trechtingshausen - Bingen | 11 km | 234 km |
* per Fahrrad
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14.06.2021: 1. Tag Köln - Bad Godesberg (48 km) Der Camino hat mich wieder – zumindest habe ich heute meine diesjährige Kontroll- und Recherchetour auf dem Linksrheinischen Jakobsweg gestartet. Wie bereits im vergangenen Jahr führte mich meine erste Etappe per Fahrrad von Köln nach Bad Godesberg. Allerdings begann der Tag zunächst mit einigen seltsamen Ereignissen. Kurz vor der Fahrscheinkontrolle im Zug nach Köln fiel mir auf, dass mein Ticket das Datum 23.08. trug. Da hat die Bahn-App nicht das Tagesdatum sondern das Datum meines letzten gekauften Fahrscheines angezeigt - und ich habe es nicht bemerkt. Zum Glück konnte ich mir noch ein neues Ticket online kaufen und galt somit nicht als Schwarzfahrer - und das erste konnte ich unter Erstattung der Kosten stornieren. Gegen 8:30 Uhr kam ich in Köln an und ging kurz in den Dom, wo jedoch bald ein Gottesdienst begann und ich nur im hinteren Bereich verweilen konnte. Ich wollte sowieso zur Tourist-Info, um mir dort einen ersten Stempel abzuholen. Auch das funktionierte nicht, denn nach Aussage der Mitarbeiterin gäbe es dort keinen Pilgerstempel. Das wunderte mich, den überall wird die Tourist-Info als Stempelstelle angegeben. So fuhr ich halt ohne Stempel los, machte einen kurzen Halt an den romanischen Basiliken Maria im Kapitol und St. Georg, bevor ich im Severinsviertel beim Betreten von St. Severin von einem Mitarbeiter die Info bekam, dass das Pfarrbüro geöffnet sei und ich dort einen Stempel bekommen könne. Einmal um die Kirche herum und schwupps, hatte ich meinen Kölner Stempel. Die Kontrolle der Stempelstellen gehörte heute auch zu meinem Aufgabenkatalog. Wegemarkierungen gab es in Köln wie im vergangenen Jahr so gut wie keine, die verschwinden schneller, als man sie anbringt. Deshalb habe ich kein Material verschwendet, außerdem gibt es eine ausführliche Wegbeschreibung auf der Website des Linksrheinischen Jakobsweges (www.linksrheinischer-jakosbweg.info). Es dauerte nun nicht mehr lange und ich befand mich auf dem Leinpfad am Rhein, der heute einer meiner längsten Begleiter sein würde. In Rodenkirchen verließ ich den Fluss, denn die markierte Strecke kürzt einen Rheinbogen um einiges ab. Unterwegs holte ich mir im Sekretariat des örtlichen Gymnasiums den nächsten Stempel, der vor einigen Jahren von einer Pilger-Projektgruppe der Schule entworfen wurde. Damals durfte ich im Rahmen dieses Projektes mit weiteren Jakobsweg-Aktiven einen Kurzvortrag halten. Durch den Stadtteil Sülz radelte ich wieder in die Nähe des Rheins, durfte sogar durch eine für Dreharbeiten zu einem Film gesperrte Straße durchfahren. Meinen nächsten Halt machte ich in Hersel, wo in der St. Aegidius-Kirche seit kurzem ein Pilgerstempel hinterlegt ist. Diesen findet man unmittelbar hinter dem Eingang vor dem ersten Beichtstuhl. Der Tag hatte sich inzwischen bei strahlendem Sonnenschein deutlich verbessert, und die schönsten Erlebnisse standen mir noch bevor. Ich hatte nämlich eine Verabredung an der Namen-Jesu-Kirche in Bonn, um dort einen neuen Pilgerstempel zu übergeben. Die Kirche ist die Bischofskirche des deutschen Bistums der Alt-Katholiken, die in der Krypta sogar einen Urnen-Friedhof beherbergt. Die Idee zum Stempel hatte die evangelische Klinikseelsorgerin Margarete Catharina Scheuvens, die in Zusammenarbeit mit Alexander Eck, dem Vorsitzenden des Vorstandes der Stiftung Namen-Jesu-Kirche, und mir einen Entwurf entwickelte. Herausgekommen ist ein wirklich schöner Pilgerstempel, der sich in das Gesamtkonzept des Geistlichen Gasthauses an den Wegen der Menschen (so steht es auf der Website des Gotteshauses, www.namenjesukirche.de) wunderbar einfügt. Herr Eck ließ es sich im Beisein der Friedhofsbeauftragten Stefanie Weimbs-Rust nicht nehmen, mir den ersten Stempel in meinen Pilgerpass zu drücken. Und auch der kleine Hoffnungsstempel, den ich für Frau Scheuvens entworfen hatte, fand seinen Platz darin. Ab sofort ist der Pilgerstempel zu den Öffnungszeiten der Namen-Jesu-Kirche dort erhältlich. Nach einem etwas längeren Aufenthalt in Bonn wurde es Zeit für den letzten und auch gleich anstrengenderen Abschnitt des Tages. Der führte mich am Poppelsdorfer Schloss vorbei auf den Venusberg, dessen Anstieg ich aber erstaunlicherweise gut hinbekam. Es ging an den Gebäuden der Bonner Universitätskliniken vorbei und danach durch schattige Waldstücke. Die Zeit verging wie im Fluge und ich erreichte rasch Bad Godesberg, wo es mich zunächst zur Michaels-Kapelle zog. Hier gibt es gleich drei Stempel: von der Godesburg, der Kapelle und von Schwester Benedicta, die gleich nebenan in einer Eremitage lebt. Ich freute ich sehr, dass sie zuhause war und wir uns nach längerer Zeit wieder einmal sehen konnten. Ich war schon mehrfach bei ihr wegen den Stempeln und den wunderschönen Kerzen, die sie verziert. Nach diesem schönen Abschluss ziehe ich eine mehr als positive Bilanz des Tages. Ich musste nur vier Markierungsaufkleber und ein Aluschild ergänzen, ein Pilgerstempel wurde übergeben und ich habe viele nette Menschen getroffen. Der Camino hat mich wieder.
21.06.2021: 2. Tag Bad Godesberg - Oberwinter (18 km) Gutes Pilgerwetter war für heute angekündigt - Grund genug, den nächsten Abschnitt des Linksrheinischen Jakobsweges anzugehen. Am Bahnhof Oberwinter fand ich direkt einen guten Parkplatz und fuhr von dort mit dem Zug zum Startort Bad Godesberg. Beginn war im Kurpark mit Blick auf die Godesburg, die gerade von der Sonne angestrahlt wurde. Weiter ging es durch den Redoutenpark, am Draitschbrunnen und der früheren Marienforster Kirche, seit ein paar Jahren die Heilige Elena Kirche der Bonner russisch-orthodoxen Mariä-Schutz-Gemeinde, vorbei. Just in dem Moment, als ich einen Markierungsaufkleber erneuern wollte, traf ich auf dem angrenzenden Grünstreifen eine ganze Armada Weinbergschnecken, die sich in einem unglaublichen Tempo von mir entfernte. Es folgte die immer wieder idyllisch wirkende Marienforster Promenade inmitten des zweigeteilten Godesberger Baches. Anschließend ging erstmals über freies Feld, wo am Rande von Maisstauden auch Futterblumen für Insekten gepflanzt wurden. Es folgte die Waldpassage bis Heiderhof, in der ich eine gestohlene Wegmarkierung erneuern und zwei weitere ergänzen musste. Auch hinter dem Waldfriedhof ergänzte ich eine Markierung, damit der Weg eindeutiger zu finden ist. Erfreut war aber auch über die im Vorjahr neu angebrachten und immer noch an Ort und Stelle befindlichen Schilder. So verging die Zeit beinahe wie im Fluge und ehe ich mich versah, befand ich mich mitten in den Stachel- und Johannisbeerfeldern rund um Ließem. Und nur ein paar Ecken weiter ging es am Ließemer Heiligenhäuschen schon abwärts nach Niederbachem. Da hier die Kirche zumeist verschlossen ist, hat sich dankenswerterweise die Familie Bollig um eine andere Möglichkeit für einen Pilgerstempel bemüht. Neben dem Hotel Dahl kann man sich rund um die den Stempel aus einem roten Briefkasten, der das Markierungszeichen des Weges trägt selbst bedienen. Es wäre schön, wenn sich Pilger auch in das beiliegende Pilgerbuch eintragen würden. Nachdem ich meinen Pilgerausweis gestempelt und auch mich im Pilgerbuch verewigt hatte, klingelte ich einfach mal. Kathrin Bollig, die diese tolle Idee hatte, war zu Hause und wir plauschten ein wenig über unsere Pilgerpläne. Nochmals vielen Dank für den Pilgerstempel. Als ich weiterzog, kam allmählich stärkerer Wind auf und graue Wolken ließen nur noch selten die wärmenden Sonnenstrahlen durch. Nach einem Blick auf das Regeradar musste ich nichts befürchten, aber schon bald begann es leicht in dünnen Fäden zu regnen. Zum Glück stimmte noch die Temperatur und das Blätterdach über mir schütze mich vor den Regentropfen. Im Bereich Rolandseck und kurz vor Oberwinter musste ich dann doch noch zwei weitere Markierungszeichen erneuern, die sich irgendwer mitgenommen hatte. Das ist mir einfach unbegreiflich. Wer unbedingt ein solches Schild haben möchte, kann sich gerne an uns wenden, wir hätten da ein paar von. Aber ich finde es unfair gegenüber allen nachfolgenden Pilgern, einfach wichtige Markierungen zu entfernen. Inzwischen hatte auch der Regen aufgehört und ich landete im Oberwinterer Ortsteil Birgel, wo ich meine heutige Kontrolltour beendete. Allerdings machte ich mir ein paar Notizen, wie man zum Bahnhof gelangt - es sind lediglich 500 Meter - für Tagespilger sicherlich wichtige Informationen.
29.06.2022: 3. Tag Oberwinter - Sinzig (15 km) Fast ein Jahr ist es her, dass wir die Kontrolltour auf dem Linksrheinischen Jakobsweg wegen der katastrophalen Flut im Ahrtal unterbrochen hatten. Heute machten Hans und ich in Oberwinter weiter. Das Auto stellten wir am Sinziger Bahnhof ab und fuhren mit dem Zug zum Startort Oberwinter. Vom Bahnhof ging es zunächst steil aufwärts bis zum Camino. Und dort erwartete uns direkt ein ebenso steiler Abstieg nach Bandorf, wo es auf dem St. Josefs-Pfad weiterging. Am Dorfbrunnen mussten wir direkt ein erstes Aluschild mit der gelben Muschel anbringen. Kurz darauf versperren uns zwei umgestürzte Bäume den Weg, aber es führte bereits ein Trampelpfad links um die Stelle herum.
Wir durchquerten Unkelbach, bevor eine weitere Steigung auf uns zukam. Zu unserem Glück war es noch nicht so warm, da sich statt der Sonne am Himmel eine Wolkendecke zeigte. Wir empfanden das allerdings als sehr angenehm. Es folgte der Wildpark Rolandseck, aber erst nach einem weiteren Anstieg zeigten sich Mufflons und Rotwild. Leider war der Weg hier sehr zerfurcht. Nach Regenfällen macht es sicherlich keinen Spaß, hierher zu laufen. Aber was will man machen, man kann sich den Untergrund nicht backen.
Das Highlight dieser Etappe ist immer der Aussichtspunkt an der Franziskusstatue auf die Apollinaris-Kirche und Remagen. Im benachbarten Kloster bekam ich von einer Schwester meinen Pilgerstempel, danach verharrten wir kurz in der bunt ausgemalten Wallfahrtskirche. Entlang eines Weinberges und Kreuzwegstationen ging es abwärts zur Kapelle Maria in der Lee, bevor wir den Viktoriaberg erklimmen mussten. Und der hat es wirklich in sich. Beim Anbringen eines Markierungsaufklebers wurden wir von einem Nachbarn angesprochen, dem das Zeichen anscheinend bekannt war. Er berichtet von Pilgern, die den steilen Berg hinaufflogen. Wir ließen uns allerdings alle Zeit der Welt.
Kurz hinter dem jüdischen Friedhof machten wir eine Pause und verdrückten den von Hans mitgebrachten Kirschstreußel. Es wartete jetzt das letzte Stück Jakobsweg für heute. Wieder ging es abwärts nach Bad Bodendorf, über die B266 bis zur Kriegsgräberstätte. Hier endete der Camino zunächst, denn die Originalroute existiert nach Flut (noch) nicht mehr. Eine Umleitung führt auf einem Wirtschaftsweg zum Wilhelmshof, bei dem es einen Hofladen gibt. Am Wochenende wird hier Kaffee und Kuchen angeboten. Wir passierten noch den Sinziger Mineralbrunnen und erreichten die Kölner Straße und den großen Kreisverkehr mit dem markierten Jakobsweg.
Nun waren es noch wenige Schritte bis zur katholischen Pfarrkirche St. Peter. Wir haben heute neun Aluschilder und sechs Aufkleber erneuert oder ergänzt. Dazu gab es in der Touristinfo den Pilgerstempel, den sich gestern drei andere Pilger abgeholt hatten. Als Belohnung gönnten wir uns ein leckeres Eis und schlenderten zurück zum Auto. In der kommenden Woche wird es wohl weiter gehen.
06.10.2022: 4. Tag Sinzig - Brohl-Lützing (13 km) Kurzentschlossen war ich heute - für den ganzen Tag war Sonnenschein angekündigt und ich hatte keine Pläne. Da fiel mir ein, dass die Markierungskontrolle des Linksrheinischen Jakobsweges in Vergessenheit geraten war. Also machte ich mich auf den Weg zum Zielort Brohl-Lützing, stellte dort das Auto ab und fuhr mit der Bahn nach Sinzig. Start war vor der katholischen Pfarrkirche St. Peter, danach ging es durch den Lunapark und an den wenigen Resten der alten Stadtmauer vorbei bis zum ersten Anstieg. Erster Lichtblick ist hier oben immer der Marienbildstock, vor dem auch heute zwei Kerzen leuchteten. In dem folgenden Waldstück schraubte ich die erste zusätzliche Markierung an einem Baumstumpf an. Alle anderen Zeichen waren noch in einem sehr guten Zustand, sodass ich nicht tätig werden musste. Als ich aus dem Wald trat und das freie Feld der Mönchsheide erblickte, verpasste ich beinahe einen mit Gewalt aus der Verankerung gerissenen Holzpfosten, an dem neben der gelben Muschel auch noch andere Wegezeichen befestigt waren. Zur Sicherheit wurde ein daneben stehendes Schild mit einem Aufkleber versehen. Nun ging es wieder abwärts bis Oberbreisig, wo ich mir in St. Viktor den Pilgerstempel abholte und noch einmal genau die Darstellung der Pilgerkrönung betrachtete. Meine nächste Station war das Pfarrbüro der Pfarreiengemeinschaft Breisiger Land. Hier traf ich Frau Schmitz, die Pfarrsekretärin, und Herr Ockenfels, der sich um St. Viktor kümmert. Wenige Augenblicke später gesellte sich auch Pfarrer Marmann dazu. Endlich konnte ich den neuen Pilgerstempel für Brohl-Lützing übergeben, er nun zeitnah in der dortigen Kirche für die Pilger bereitliegt. Außerdem wird es im Zuge der Neugestaltung der Pfarrgemeinde zukünftig einen weiteren Stempel mit dem Symbol der Kreuzreliquie aus der Marienkirche geben. Die Anregung der Anwesenden habe ich gleich aufgenommen und werde mich zu Hause an die Umsetzung machen. Nun hatte ich es nicht mehr allzu weit, musste aber noch einen kürzeren Anstieg und danach noch einen die steile Auffahrt zur Burg Rheineck bewältigen. Dafür wurde ich wie immer von dem tollen Ausblick vom Aussichtspunkt Reutersley entschädigt. Danach ging es durch den Hang entlang auf einem zum Teil von Wildschweinen aufgewühlten Abschnitt, den man aber noch sicher begehen kann. Nach knapp drei Stunden war ich wieder in Brohl-Lützing, wo der bisherige Weg leicht abgeändert werden musste. Schließlich sollen die Pilger die zukünftige Stempelstelle ohne Umwege erreichen können. Insgesamt war ich mit dem Zustand der Markierungen auf diesem Abschnitt sehr zufrieden. Drei Aluschilder und fünf Aufkleber musste ich heute nur anbringen, die aber alle die bestehende Markierung ergänzen.
12.10.2022: 5. Tag Brohl-Lützing - Miesenheim (18 km) Einen weiteren Tag Markierungskontrolle auf dem Linksrheinischen Jakobsweg hatte ich dieses Mal wieder mit Hans eingeplant. Wir trafen uns in Miesenheim und wollten mit der Bahn nach Brohl-Lützing fahren. Wir waren pünktlich am Bahnhof, wo uns eine freundliche Damenstimme aus dem Lautsprecher auf eine zehnminütige Verspätung des Zuges hinwies. Begründung: Verspätung eines vorausfahrenden Zuges - und das auf der Eifel-Trasse, die von Kaisersesch nach Andernach führt. Den vorausfahrenden Zug haben wir allerdings nicht zu Gesicht bekommen, dafür aber einige unbedeckte Gesichter von Fahrgästen. In Andernach konnten wir trotzdem in unseren Anschlusszug einsteigen. Gegen 9 Uhr starten wir unsere Kontrolltour in Brohl. Das hieß zunächst, den schwierigsten Aufstieg des Tages über in den Fels geschlagene Stufen, die teilweise Seilunterstützung hatten, zu bewältigen. Dieser Abschnitt ist nicht für jedermann geeignet, obwohl hier schon ein Rollstuhlfahrer mit seiner Begleitung unterwegs war. Aber es gibt ja auch die flache, nicht so schöne Alternative durch ein Gewerbegebiet an der B9 entlang, die zudem die Etappe um 4 Kilometer verkürzt. Die Route wurde heute von uns ausserdem mit der gelben Muschel auf blauem Grund markiert. Schon nach rund 400 Meter Aufstieg bemerkten wir das Fehlen eines Markierungsschildes, lediglich die dazugehörigen Schrauben steckten noch im Holz eines Aussichtspavillons. Schnell wurde ein neues Schild angebracht und weiter ging es auf dem Weg. Es ging weiter durch den Wald an einem eisenzeitlichen Schutzwall, auf dem uns durch den Nebel einige Tiere beobachteten. Es folgte der römische Steinbruch und erneut dichter Wald, bis wir die Höfe auf einer Hochebene erreichten. Dort verdichtete sich der Nebel weiter und die Sichtweite betrug zumeist maximal 50 Meter. Aber schon an der nächsten Ecke war der Dunstschleier von einem Moment auf den anderen völlig verschwunden. Es folgte der Abstieg nach Namedy, das wir an der Baustelle der katholischen Kirche St. Bartholomäus erreichten. Doch irgendetwas schien mir verändert. Tatsächlich fehlte der pyramidenförmige Anbau aus den 1970ern an der Nordseite der Kirche, der aufgrund von irreparablen Schäden in der jüngeren Vergangenheit abgerissen wurde. Namedy wurde schnell durchquert und schon bald standen wir vor dem Andernacher Mariendom, der immer wieder zu einem Besuch einlädt. Unserer eigentlichen Aufgabe brauchten wir bisher nur in sehr geringem Umfang nachkommen. Lediglich jeweils 3 Aufkleber und Aluschilder mussten von uns angebracht werden. Nicht einfach so ersetzen konnten wir eine fehlende Basaltsäule mit eingraviert gelber Muschel an einem Wegekreuzung zwischen Andernach und Miesenheim. Dort, wo bisher eine circa 80 Zentimeter hoher behauener Stein den Pilgern die Richtung wies, klaffte nun ein großes Loch im Boden - unglaublich. Nach gut 18 Kilometern liefen wir bei blauem Himmel und Sonnenschein in unseren Zielort Miesenheim ein und tauschten uns noch im Vorbeigehen mit dem Initiator des Linksrheinischen Jakobsweges, Franz Bläser, aus. Jetzt blicken wir gespannt auf die nächsten Wochen. Sollte es das Wetter zulassen, werden wir noch weitere Kontrolltouren folgen lassen.
03.01.2023: 6. Tag Miesenheim - Koblenz (24 km) Inzwischen geht die Markierungskontrolle des Linksrheinischen Jakobsweges in das dritte Jahr, doch nun ist Eile geboten. Der Conrad Stein Verlag möchte in diesem Jahr eine Neuauflage des Wanderführers herausgeben und hat mich gebeten, das überarbeitete Manuskript bis Ende Februar vorzubereiten. Zum Glück habe ich alle Änderungen der letzten Jahre bereits in das Manuskript eingearbeitet, dennoch ist es mir wichtig, jede Etappe noch einmal persönlich in Augenschein zu nehmen. Diesen Anspruch habe ich, damit sich die zukünftigen Nutzer des Buches auf das Geschriebene verlassen können. Es eilt also, ich muss noch sieben Etappen ablaufen. Da nutzt man natürlich die ersten Sonnenstrahlen des Jahres aus, und macht sich auf den Weg. Da die anstehende Etappe von Miesenheim nach Koblenz mit 24 Kilometern für eine Markierungskontrolle eigentlich zu lang ist, habe ich mich entschieden, das Fahrrad zu nutzen. Mit der Bahn konnte ich ohne umzusteigen zum Startort fahren, wo ich zunächst meinem Pilgerfreund Franz einen Kurzbesuch abstattete. Es gab viel zu besprechen, wir hatten uns lange nicht gesehen. Um 11:30 Uhr machte ich mich auf den Weg und kam ganz gut voran, trotz des welligen Profiles des Abschnittes. Hin und wieder blieb mir nichts anderes übrig, mein Rad mit samt der Ausrüstung zu schieben. Wider Erwarten wärmte die Sonne mehr als ich gedacht hatte, sodass ich auf Handschuhe verzichten konnte. Eine ersten Stopp machte ich am Sühnekreuz zwischen Miesenheim und Kettig. Danach ging es zügig weiter nach Kettig, wo ich mir die Stempelstelle im Café Tante Miesche anschauen wollte. Der von mir gebaute Aufbewahrungskasten wurde inzwischen am Zugang zum Innenhof des Cafés installiert. Der Stempel ist somit rund um die Uhr für die Pilger zugänglich. Hin und wieder musste ich mir ein paar Notizen in Form einer WhatsApp-Sprachnachricht schicken, die ich zu Hause in das Manuskript einarbeiten wollte. Zum Glück musste ich nur sehr wenige Markierungen ergänzen, diese Etappe war noch richtig gut mit Schildern und Aufklebern ausgestattet. Insgesamt brachte ich heute 8 Aufkleber und drei Aluschilder zusätzlich zur bestehenden Markierung an. Auch am Rande von Mülheim-Kärlich bot der gepflasterte Untergrund eine gute Möglichkeit zum Vorwärtskommen an. Vor Rübenach erwartete mich ein sehr steiles Wegstück, das mir einiges abverlangte. Zu dem schon starken Steigungsgrad gesellte sich noch das Gewicht meines Fahrades. In Rübenach holte ich mir noch den zweiten Stempel des Tages und nach einem weiteren Anstieg näherte ich mich der Mosel und dem Koblenzer Stadtteil Güls. Vom Heyerberg hatte ich den bereits bekannten tollen Ausblick ins Tal, bevor ich dann den steilen Berg hinabsauste. Nun war es nicht mehr weit, nur noch über die Moselbrücke und dann am Ufer bis zum Zusammenfluss mit dem Rhein am Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Deutschen Eck entlangfahren, einmal noch am echten Deutschen Eck vorbei zum Ziel an der Basilika St. Kastor, einer Basilica Minor. Wegen des Todes des eremitierten Papstes Benedikt XVI. trug die Kirche heute die päpstliche Flagge auf Halbmast und mit Trauerflor. Um Punkt 15 Uhr war das Tagewerk für heute getan. Ich hoffe jetzt auf gutes Wetter in den kommenden Wochen, um auch noch den Rest bis Bingen zu absolvieren.
17.01.2023: 7. Tag Koblenz - Rhens (15 km) Irgendwie muss ich vorwärts kommen mit meiner Markierungskontrolle und Recherche für den Wanderführer auf dem Linksrheinischen Jakobsweg. Da kam mir heute das gute Wetter gerade recht, um einen weiteren Abschnitt zu begehen. Ich ließ mich von meiner Frau an der Sporthalle Oberwerth absetzen, dadurch ersparte ich mir gut drei Kilometer Strecke, auf der ich sowieso regelmäßig unterwegs bin und die keine Markierungslücken aufweist.
30.01.2023: 8. Tag Rhens - Bad Salzig (17 km)
01.02.2023: 9. Tag Bad Salzig - Sankt Goar (19 km) Den heutigen Tag hatte ich mir kürzer vorgestellt, bin jedoch bei der Vorbereitung in die falsche Zeile gerutscht und deshalb mit 13 km gerechnet. Na ja, es wurden dann etwas über 19 km, inklusive einem falsch gelaufenen Stück. In Bad Salzig wurde der Startpunkt vom Quellpavillon mehr ins Zentrum, genau an die Treppen der katholischen Pfarrkirche St. Aegidius, verlegt. Dieses kurze Stück musste markiert werden, doch nach rund 500 m traf ich wieder auf den bereits markierten Jakobsweg. Gleich ging es auf einem matschigen Wiesenweg weiter, nicht das einzige Mal am heutigen Tag. Schon nach wenigen Schritten erreichte ich den ersten von vielen Aussichtspunkten, die immer einen tollen Blick in das Rheintal freigeben. Auch bei dem heute kalten und teilweise trüben Wetter gibt es viel zu sehen. Zum Glück kam stundenweise auch die Sonne durch, die direkt für Wärme sorgte. Wenn da nicht auf den Höhen der frische Wind gewesen wäre... Erster Ort war Weiler mit der Kirche St. Peter in Ketten, in der es auch einen Stempel gab. In der Kirche hatte ich mein zu prüfendes Manuskript liegengelassen und musste noch einmal umkehren. Dahinter folgte ein steiler Abstieg und gleich danach ein ebenso erster steiler Anstieg. Insgesamt waren es heute über 700 Höhenmeter. Hinter einem Träumchen von Ausblick auf Hirzenach ging es auf schmalem Pfad durch die historische Weinlage Probstberg. In Hirzenach hatte ich erstmals die Gelegenheit, die frühere Probsteikirche St. Bartholomäus von innen anzusehen. Mal schauen, ob ich dort einen Pilgerstempel hinterlegen kann. Mühsam ging es weiter empor nach Holzfeld. Erfreulich, dass es am Ausgang des Ortes einen Hofladen mit Selbstbedienung gibt, in dem es auch Getränke für durstige Pilger gab. Davon machte ich Gebrauch und ein Glas Honig nahm ich auch noch mit. Der weitere Weg zog sich durch einen Wald und anschließend an der Gangkante des Mittelrheintales entlang. Und dann war ich so in Gedanken, dass ich am Abzweig zum Heimbachtal vorbeilief. Also wurde dort eine zusätzliche Markierung angebracht. Für die Route durch das Heimbachtal erkundete ich eine leichtere Alternativroute. Der Originalweg führt nämlich über zahlreiche Stufen und einen schmalen Pfad durch den Gang. Der gemütlichere Weg konnte zwar nicht markiert werden, wird aber auf der Website dargestellt und im Wanderführer beschrieben. Schade, dass irgendwelche Hohlbirnen an einem Aussichtspunkt die dort angebrachten mit Gesichtern bemalten Holzscheiben mutwillig zerstört haben. Ab dem Aussichtspunkt Pilz - wieder mit tollem Blick - war es nicht mehr weit bis zum Zielort Sankt Goar. Über Serpentinen ging es durch den Weinberg ins Tal und auf der anderen Seite über unzählige Treppenstufen beschwerlich wieder nach oben bis zur Burg Rheinfels. Allmählich wurden meine Beine müde und ich war froh, die letzten Stufen nach Sankt Goar zu bewältigen. Mit vielen neuen Erkenntnissen und 14 ergänzenden Markierungen endete ein weiterer Pilgertag auf dem Linksrheinischen Jakobsweg.
15.01.2023: 10. Tag Sankt Goar - Oberwesel (10 km)
Nach überstandenem Infekt wartete heute das nächste Teilstück auf dem Linksrheinischen Jakobsweg auf mich, das ich wieder mit Hans absolvierte. Das Wetter sollte um die Mittagszeit wieder sonnig sein, dennoch waren die Temperaturen zeitweilig eisig. Bevor es richtig losging, mussten wir noch auf dem Eisenbolz nahe Bad Salzig aufgrund der Änderung der Wegführung noch eine Markierung umdrehen und einen Nistkasten umhängen. Dann fuhren wir nach Oberwesel, parkten das Auto am Bahnhof und nahmen den Zug zurück nach Sankt Goar. Unsere erste Anlaufstation war die Touistinfo, wo ich mir einen Pilgerstempel abholte. Danach ging es unzählige Treppenstufen aufwärts bis zum ersten Aussichtspunkt, von denen wir heute noch einige auf dem Weg hatten. Gleich danach galt es eine minimale Veränderung der Camino vorzunehmen und die ersten neuen Markierungen anzubringen. Auf der anderen Rheinseite entfernte sich St. Goarshausen immer mehr von uns, während wir allmählich die Loreley aus unterschiedlichsten Perpektiven betrachten konnten.
Zum Glück war die Beschaffenheit des Untergrundes heute nicht feucht und damit auch nicht matschig. So kamen wir gut vorwärts und brauchten nur selten Markierungen verbessern. Immer wieder schön ist der Ausblick ins Rheintal von Maria Ruh nahe Urbar oder der Trollpfad vor dem Günderodehaus mit seinen acht Metallskulpturen. Den bisherigen alpinähnlichen Abstieg nach Oberwesel haben wir heute geändert und nutzen nun eine etwas leichtere Variante, die durch das Neuburger Tor nach Oberwesel führt.
Zum Abschluss erwartete uns der letzte Anstieg zur Martinskirche, die wir heute aufgrund einer Trauerfeier leider nicht besuchen konnten. So ging es eben direkt entlang der imposanten Überreste der mittelalterlichen Stadtmauer zur Liebfrauenkirche, dem heutigen vorläufigen Ziel. Vorläufig, weil wir noch einen letzten Tagesordnungspunkt hatten. Heute erfolgte die Übergabe eines neuen Pilgerstempels für die Katharinenkapelle an die Familie Becker. Die Kapelle befindet sich in deren Eigentum, wird gepflegt und ist täglich geöffnet - also eine ideale Stempelstelle. Nach der Übergabe wurden Hans und ich noch zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Das war eine schöne Überraschung und zugleich mit den tollen Gesprächen ein gelungener Abschluss des heutigen Tages.
21.02.2023: 11. Tag Oberwesel - Bacharach (14 km) Tolles Wetter war für den Veilchendienstag angekündigt und so war für mich klar, dass es wieder raus gehen musste. Es fehlten noch 45 Kilometer vom Linksrheinischen Jakobsweg, die kontrolliert werden mussten. Bereits ab dem Start an der Liebfrauenkirche in Oberwesel begann ich mit der Markierung der bequemeren Variante über den Rhinelanderweg, auf den man ja auch beim Aufstieg über die Elfenley zur Schönburg wieder stößt. Wer diesen mühsamen Abschnitt trotz schöner Ausblicke auf Oberwesel auslassen möchte, kann jetzt den gelben Muscheln folgen. Das sollte nicht die einzige Änderung der Streckenführung am heutigen Tag werden. Auch zwei weitere Passagen verlaufen jetzt ohne unnötige Umwege auf direktem Weg. Die Sonne hatte auf den Höhen des Mittelrheintales schon sehr viel Kraft und wärmte mich. Heute ging es vorwiegend durch Ackerland und Weinberge, wo einige Winzer ihre Rebstöcke bearbeiteten. Ansonsten traf ich unterwegs lediglich eine Familie, die in die entgegengesetzte Richtung wanderte. Es ging überwiegend an der Hangkante entlang, wo sich beinahe hinter jeder Kurve ein Aussichtspunkt verbarg. Heute näherte ich mich von Norden kommend Kaub und einer der besonderen Sehenswürdigkeiten, der im Rhein errichteten Burg Pfalzgrafenstein. Es war spannend, die Burg aus verschiedensten Perspektiven zu betrachten. Ab dem Heinrich-Heine-Blick breitete sich Bacharach in seiner vollen Schönheit aus. Beim Abstieg in den Ort gab es weitere tolle Ausblicke auf die mittelalterliche Befestigungsanlage, die Ruine der Werner-Kapelle und die evangelische Kirche, die heute leider verschlossen war. Bei meiner Ankunft in Bacharach am frühen Nachmittag war kein Mensch auf der Straße. Da ich nur sehr schlechtes Netz hatte, konnte ich erst wenige Minuten vor Abfahrt eines Zuges nach Hause den Fahrplan der Bahn öffnen. Und so fuhr dann auch der Zug vor meinen Augen aus dem Bahnhof. Ich hatte jetzt eine Stunde Zeit bis zum nächsten Zug. Ich trottete etwas durch den Ort und entdeckte die Josefkapelle, die mir bei meinen bisherigen Besuchen in Bacharach verborgen blieb.
22.02.2022: 12. Tag Bacharach - Trechtingshausen (21 km) Es sollte heute erneut ein schöner Tag werden, also machte ich mich erneut auf den Linksrheinischen Jakobsweg zur Prüfung der Wegbeschreibung und der Markierungen. Es sollte ein Tag mit Überraschungen werden. In Bacharach kam ich gerade rechtzeitig zur Öffnungszeit der Touristinfo an. Dort holte ich mir den Stempel ab und besorgte mir die aktuellen Öffnungszeiten. Dann ging es los, wie immer ging es als erstes aufwärts. Heute über Treppenstufen zur Burg Stahleck und danach durch Weinberge und Waldstücke. Später gesellten sich auch noch Weinberge dazu. Leider verwehrte der tief stehende Nebel den Blick ins Tal, jedoch blinzelte die Sonne bereits am Firmament. Es sollte aber fast noch fast Stunden dauern, bis sich der Dunstschleier lichtete. Die Markierungen waren auch alle gut in Schuss. Allerdings musste ich mehrfach bestehende Schilder neu befestigen, weil entweder die Schrauben fehlten oder der Untergrund einfach verschwunden war. Zweimal wurden anscheinend der Markierungspfosten ausgetauscht und netterweise haben die Kollegen das Muschelschild auch befestigt - nur halt in die falsche Richtung weisend. Leider gibt es aber auch Kollegen, denen bestehende Markierungen egal sind und ihre Wegweiser einfach drüber setzen. Das ist ärgerlich und sollte nicht sein, das machen wir ja auch nicht. Als ich auf dem Weg in Richtung Burg Sooneck lief, traute ich meinen Augen nicht. Da flog ein A400M, das Transportflugzeug der Bundeswehr, im Tiefflug über den Rhein. So nahe hatte ich das noch nie gesehen. Und kurz darauf hatte ich das nächste Erlebnis. Auf dem Martinspfad in Richtung Aussichtsturm Siebenburgenblick raschelte es zu meiner Rechten. Und dann rasten eine Wildsau und vier bereits größere Jungtiere gut zwanzig Meter vor mir den Hang hinunter. Zum Glück hatten sie mich nicht bemerkt, eine nähere Begegnung hätte ich nicht haben wollen. Auf dem letzten Stück ärgerte ich mich wieder einmal, weil irgendwelche Menschen gewaltsam zwei Markierungen von Bäumen entfernt hatten, die Reste des Klebers waren noch zu sehen. Warum kann man nicht fremdes Eigentum einfach in Ruhe lassen und sich wie andere daran erfreuen. Na ja, ist halt leider so in dieser Zeit. Nach etwas über fünf Stunden war auch diese Etappe geschafft. Das letzte Stück bis Bingen soll in der kommenden Woche kontrolliert werden.
27.02.2023: 13. Tag Trechtingshausen - Bingen (11 km) Es ist geschafft. Was am 14.06.2021 begann, konnte heute endlich vollendet werden. Es war mein vierter Linksrheinischer Jakobsweg, der noch nie so lange gedauert hatte. Ok, 2021 waren wegen der verheerenden Flut im Ahrtal nur zwei Etappen möglich. Da wir bis zu dem schicksalhaften Tag erst bis Oberwinter kontrolliert hatten, konnten und wollten wir nicht durch das Katastrophengebiet gehen. Also setzten wir unsere Tour erst ziemlich genau ein Jahr später fort. Und wieder gab es Gründe, dass es nur drei Tage wurden. Und dann kam der Auftrag, die Neuauflage des Pilgerführers bis Ende Februar zu bearbeiten. Die Zeit rannte davon und so mussten die letzten 9(!) Etappen mitten im Winter unter die Füße genommen werden. Zumeist fand ich schöne Tage, heute war ebenso ein solcher, halt nur richtig kalt. Dafür hatte ich auch nur rund 12 Kilometer vor mir. Der Einstieg im Morgenbachtal mit Blick auf Burg Reichenstein begann schon schweißtreibend - es musste der Eselspfad erklommen werden. Danach verlief die Route aber sehr entspannt und man hatte durch die noch nicht belaubten Bäume Blickfelder, die man ab dem Frühjahr nicht mehr haben wird. Schon bald konnte man den Blick auf das Binger Loch schweifen lassen, in der Mitte des Rheins der berühmte Mäuseturm. Ja, das Ziel Bingen war schon sehr nahe, dennoch zog sich der Weg noch hin. Denn das kommt sehr häufig auf dem Linksrheinischen Jakobsweg vor, dass man tiefeingeschnittene Bachtäler großzügig umlaufen muss. Die Markierungen waren heute fast alle noch gut in Schuss. Schön, dass auf neue Markierungspfosten auch die gelben Muscheln wieder befestigt wurden, wenn auch mal in die falsche Richtung zeigend. Leider fehlten an zwei wesentlichen Stellen die Schilder, nur die Reste des Klebers waren noch vorhanden. In der Summe haben wir auf dieser Kontrolltour rund 140 Markierungen erneuert oder ergänzt.Auf dem Weg nach Bingen grübelte ich über das Ziel des Caminos, die Burg Klopp in Bingen. Das gefiel mir überhaupt nicht mehr und machte in meinen Augen auch wenig Sinn. Daher entschied ich heute, lediglich bis zur Basilika St. Martin zu pilgern und das letzte Stück durch die Stadt wegzulassen. Es hört sich auch richtig gut an: Linksrheinische Jakobsweg - Pilgern vom Dom zu Köln zur Basilika St. Martin in Bingen. Ach ja, mit der heutigen Schlussetappe konnte ich tatsächlich die Vorgabe des Conrad Stein Verlages erfüllen, und das Manuskript bis Ende Februar vorlegen. Jetzt hat der Linksrheinische Jakobsweg vor mir erst einmal Ruhe. In zwei Jahren wird es die nächste geplante Streckenkontrolle geben. Sollte uns vorher ein Mangel zu Ohren kommen, kümmern wir uns natürlich darum.
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