Der Camino Levante

Heute findet unser monatliches Pilger-Forum in der City-Kirche am Jesuitenplatz statt. Vor ein paar Tagen kam von Christian, unserem Moderator, ausnahmsweise eine spezielle Einladung hierzu. Statt der üblichen Gesprächsrunde gibt es ein richtiges Programm. Thema des Abends wird der Camino de Levante sein. Dieser zieht sich von Valencia am Mittelmeer über Toledo nach Zamora über eine Wegstrecke von ca. 800 Kilometern.

Heute treffen wir uns in der Sakristei der Kirche, die wesentlich mehr Platz bietet, wie unser angestammter Raum. Dies ist auch notwendig, denn heute sind 24 Interessierte gekommen. Zu Gast haben wir Ulrike Bruckmeier, im Jahre 2009 insgesamt dreimal diesen Camino aufsuchte, um einen deutschen Pilgerführer zu schreiben. Sie arbeitete lange Jahre bei der Fränkischen Jakobusgesellschaft und war auch schon als Hospitalera tätig. Heute Abend wird sie uns mit zahlreichen Bildern von der Schönheit des Weges überzeugen. Zwischendurch wird Christian aus seinen Aufzeichnungen vorlesen. Auch er beging 2009 diesen Jakobsweg, aber im Mai und Juni. Auf der Suche nach einem deutschen Pilgerführer stieß er auf die Informationen des Verlages, dass ein Buch in der Entstehung sei. So entstand der Kontakt der beiden, die sich weiterhin rege über das Thema austauschten.

So kam Christian an einem Mittwoch in Valencia an, wollte sich aber bei der örtlichen Jakobus-Gesellschaft noch mit Material eindecken. Sein Pilgerbrater riet ihm aber: „Lass dich einfach in den Weg fallen.“ Das tat er dann auch, mit drei Tagen Verspätung. Doch Hilfe kommt immer dann, wenn man nicht damit rechnet. So kam er in einer Bar mit dem kubanischen Besitzer ins Gespräch, der daraufhin einen Landsmann informierte, der eine Zeit lang in Frankfurt lebte. Dieser brachte dann einen großen Stapel mit Stadtplänen an. Auch wenn der Weg gut markiert ist, so gibt es immer Schwierigkeiten mit der Orientierung in den Städten.

Irgendwann ist dann soweit und man muss auf rund 400 Kilometer die la Mancha durchlaufen. Hierbei handelt es sich um eine Hochebene auf einer Höhe von 600 bis 900 Metern. Hauptsächlich werden Wein, Safran und Getreide angebaut. Die Landschaft lebt von ihrer unermesslichen Weite, ihren Farben und Mustern. Charakteristisch ist die rote Erde, zu den verschiedenen Tageszeiten in immer anderen Tönen zu leuchten scheint. Berühmt wurde die La Mancha durch die Romanfigur Don Quijote des Schriftstellers Miguel de Cervantes, geschrieben im Jahre 1605. an ihm kommt man hier nicht vorbei. Im Gegenteil: die fiktive Figur scheint hier äußerst lebendig zu sein.

Leider hat Christian auch negative Erfahrungen machen müssen, und das ausgerechnet bei Klöstern oder Kirchengemeinden. Er versuchte mit seinen wenigen Spanischkenntnissen um Unterkunft zu bitten, wurde aber öfter einfach abgewiesen. Dafür zeigte sich die „einfache“ Bevölkerung sehr hilfsbereit, sei es mittels kostenfreier Zugaben bei Einkäufen auf dem Markt oder Bereitstellung von Unterkunft und Verpflegung. Einmal wurde er sogar mit zu einer Kommunionfeier mitgenommen und verbrachte dort den Nachmittag.

Ein besonderes Erlebnis war für ihn die Unterbringung in einem etwas schäbigen Haus. Er wollte bereits wieder gehen, wurde dann aber von einem Pater an der Hand hineingezogen. Für die Nacht wurde ihm ein Zimmer zugewiesen, das überraschenderweise sauber und angenehm eingerichtet war. Es stellte sich heraus, dass der Pater hier mit äußerst armen Menschen zusammen lebte und auf Spenden einheimischer Händler angewiesen war. Christian erhielt zwei wohlschmeckende Mahlzeiten. Vor dem Essen wurde mit dem Pater ein gemeinsames Gebet gesprochen.

Interessant waren die Darstellungen von Christian über seine Zerrissenheit über den Sinn seines Weges und das ständige Nachdenken über den Abbruch des Caminos. Aber immer wieder erlebte er Zeichen Gottes in der Not, die ihn ermutigten, den Weg zu Ende zu gehen. Dazwischen zeigte Ulrike Buckmeier ihre zahlreichen Bilder von Städten, Dörfern und Landschaften entlang des Camino de Levante. Sie erzählte über ihre Erfahrungen während ihrer Recherche für ihr Buch und beschrieb den Weg anhand der phantastischen Bilder. Nach atemberaubenden zwei Stunden ernten die beiden Vortragenden ihren verdienten Applaus. Einige sind der Meinung, man sollte den Rucksack aufschnallen und losgehen. Zum Abschluss bilden sich kleine Grüppchen, die sich noch intensiv unterhalten. Dazu gibt es leckere Tortilla de Patatas und einen trockenen Dom Riesling der Bischöflichen Weingüter Trier.