Via Augusta
Datum | Strecke | Länge | Gesamtlänge | |
1. | 21.04.2011 | Cadiz - San Fernando | 15 km | 15 km |
2. | 04.04.2012 | San Fernando - Puerto Real | 17 km | 32 km |
3. | 16.05.2022 | Puerto Real - Jerez de la Frontera | 25 km | 57 km |
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21.04.2011: 1. Tag Cadiz - San Fernando (15 km) Wie in jedem Jahr verbringe ich mit meiner Familie die Osterferien in Andalusien an der Atlantikküste, circa 150 Kilometer südlich von Sevilla. Dabei bin ich als Übungsleiter für eine Laufgruppe eingesetzt. Bereits im vergangenen Jahr habe ich entdeckt, dass es den Camino de Cadiz a Sevilla gibt, also eine Verlängerung der Via de la Plata nach Süden. Leider habe ich es damals nicht geschafft, ein Stück davon zu gehen, obwohl ich mir einen spanischen Führer der Amigos del Camino de Santiago de Sevilla über einen niederländischen Online-Buchhändler besorgt hatte. Für dieses Jahr ist aber eine halbe Etappe von Cadiz nach San Fernando eingeplant. Dazu nutze ich einen Ruhetag, der in den Trainingsplan der Laufgruppe aufgenommen wurde. Auch meine Familie gibt mir für diesen Tag frei. Am Gründonnerstag mache ich mich nach dem Frühstück mit leichtem Tagesgepäck auf den Weg. Direkt vor unserem Hotel steige ich um 09.25 Uhr in einen Bus nach Chiclana, der nächstgelegenen Stadt. Dort muss ich in einen anderen Bus umsteigen, der mich in die um 1100 vor Christus von den Phöniziern gegründete Stadt Cadiz bringt. Ich werde von einem Ehepaar aus unserer Gruppe begleitet, die dort einen Einkaufsbummel vorhaben. Wir verlassen den Bus unmittelbar am Bahnhof. Von hier ist es nicht mehr weit in die Altstadt. Wir gehen gemeinsam zur Plaza de la Catedral und trennen uns dort. Auf dem Platz sind für die am Nachmittag geplante Prozession kleine Tribünen und Stühle aufgebaut. Während der Semana Santa finden diese traditionellen Umzüge in allen Städten der Region statt und sind zusätzlich eine Attraktion für Touristen. Dabei werden von zahlreichen Bruderschaften prunkvolle Altäre mit Szenen aus der Passion Christi, den so genannten Pasos, durch die Straßen getragen. Sie werden begleitet von Musik und Büßern mit spitzen Hüten in den Farben der Bruderschaften. Ich versuche zunächst bei der Tourist-Information einen Stempel für meinen Pilgerausweis zu erhalten, werde aber von der Dame nicht richtig verstanden, sodass ich leider keinen von Cadiz bekomme. Aufgrund der Feierlichkeiten sind weder die Kathedrale noch die benachbarte Iglesia de Santiago Apostol geöffnet. An der Jakobskirche beginnt auch der Camino. Die Kirche gehörte früher zu einem Jesuiten-Kolleg und wurde ab 1635 errichtet. Erst 1722 wurde der Grundstein der Kathedrale gelegt. Der Bau zog sich über 116 Jahre hin, zunächst in einem barocken, später in klassizistischem Stil. Bereits von weitem fällt die goldfarbene Kuppel auf. Trotz des Feiertages ist die Besteigung des rechten Turmes möglich. Mit seinen 72 Metern Höhe bietet er als höchster Turm der Stadt einen wunderschönen 360-Grad-Blick auf die Umgebung. Inzwischen hat der Wind zugenommen und weht mir hier oben ordentlich um die Ohren. Nach dem Abstieg beginne ich endlich meinen Weg. Über die Callejon de los Piratas erreiche ich die Plaza Fray Félix mit der Iglesia de Santa Cruz, der alten Kathedrale. Darin sind mindestens zehn verschiedene Pasos aufgebaut und warten darauf, zur Prozession herausgetragen zu werden. Die Kirche hat einen prächtigen Hochaltar mit einer Statue von Maria im Zentrum. Ich kann aufgrund der relativ geringen Größe nachvollziehen, dass man sich zu einem Neubau der Kathedrale entschieden hatte. Über die Callejon St. Maria gelange ich an die gleichnamige Kirche, die mich mit weit geöffnetem Portal erwartet. Sie überrascht durch ihre freundliche Helligkeit und besitzt ebenfalls einen bestaunenswerten Altar. Auch hier hat eine Bruderschaft ihre Pasos aufgebaut und stellt sie zur Schau. Am Eingang werden alle möglichen Devotionalien mit den Abbildern der Figuren der Pasos feilgeboten. Als ich die Kirche verlasse, fallen erste Regentropfen, die bis zur Puerta de Tiera, einem historischen Stadttor, noch zahlreicher werden. An dem besagten Tor wird die Altstadt deutlich sichtbar von den modernen Wohnsilos getrennt. Ich laufe nun entlang der Avenida Fernandez Ladreda. Auf der breiten Promenade kommen mir ständig Läufer entgegen; kurz darauf entdecke ich ein Hinweisschild auf eine „City-Laufstrecke“ mit Kilometrierung. In unregelmäßigen Abständen sind zudem bunte Skulpturen aufgestellt. Rechts von mir liegen die heute fast menschenleeren Playa Santa Maria del Mar und Playa de la Victoria. Über die Avenida Amilcar Barca sowie den Paseo Maritimo erreiche ich nach fast vier Kilometern die Callejon Sirenas, in die ich nach links einbiege. Ich kreuze bei inzwischen strömendem Regen die Avenida José Leon de Caranza und stehe vor einer weiteren Tourist-Info. Nachdem ich mich zunächst unter einem Dach vor dem Regen schütze, frage ich dann doch bei der Info noch einmal nach einem Stempel. Die Unterhaltung mit der jungen Frau führe ich auf Englisch, das sie wohl besser beherrscht als Deutsch. Nach zwei Telefonaten erklärt sie mir, dass ich bei der Tourist-Info am Bahnhof einen Stempel bekommen könne. Ich habe aber keine Lust mehr, den ganzen Weg zurückzulaufen und belasse es halt dabei. Ich bedanke mich freundlich für ihre Bemühungen und sehe zu, dass ich weiterkomme. Dann lese ich meinen mit einem Internet-Übersetzer transformierten Führer nicht ganz richtig und laufe einen kleinen Umweg, bin dann aber doch in der gesuchten Callejon Gibraltar angekommen. An einer kleinen Mauer entdecke ich aufgeregt meinen ersten gelben Pfeil und wähne mich auf dem richtigen Weg. Rechts neben mir verläuft jetzt die Bahnlinie, die bis zu meinem Ziel San Fernando mein ständiger Begleiter sein wird. Der Regen ist nun wieder einmal stärker geworden, meine Jacke ist durch und durch nass. Zum Glück ist es nicht zu kalt, so dass ich nicht frieren muss. Um dies zu verhindern, beschließe ich für mich, weiter in Bewegung zu bleiben. Ich laufe durch die Callejon Prado del Rey in einem menschenleeren Gewerbegebiet. Gelbe Pfeile weisen mir den Weg durch ein geöffnetes, verrostetes Tor. Mit dem Durchschreiten lasse ich auch die Stadt Cadiz hinter mir. Es geht weiter auf einem durchweichten Weg; ich hinterlasse darauf tiefe Spuren, die sofort mit Wasser volllaufen. Links von mir befindet sich die Bahia de Cadiz, rechts die Bahn und dahinter noch eine stark befahrene Straße. Die salzhaltige Luft riecht nach Fisch und Meer. Nach einer Weile muss ich auf Höhe einer Kaserne (hinter der Straße) unter einer Brücke durchlaufen. Darunter suche ich aus meinem Rucksack ein paar Müsliriegel heraus und entdecke dabei an einem Pfeiler ein Graffiti, das ein Pilger hinterlassen hat. Er weist auf die verbleibende Strecke nach Santiago hin: 1250 Kilometer. Der Weg bietet zwar linker Hand weite Natur, wirkt aber sehr öde und langweilig. Es passiert nicht viel, ich bin mit mir alleine, selbst mein Schatten verlässt mich immer wieder im anhaltenden Regen. Auf Höhe des verfallenen Tores einer aufgegebenen Saline reißt endlich der Himmel auf und warme Sonnenstrahlen erreichen mich, vor allem aber meine nasse Kleidung. Diese trocknet überraschenderweise sogar recht schnell. Am Horizont kann ich bereits San Fernando sehen, erkenne aber auch, dass der Weg einem weiten Linksbogen folgt. Kurz darauf ist an einem weiteren Brückenpfeiler erneut ein Graffiti angebracht. Die zahlreichen gelben Pfeile lassen in mir jedenfalls keinen Zweifel aufkommen, meinen spanischen Führer falsch verstanden zu haben. Hinter einer Kläranlage laufe ich weiter durch Naturschutzgebiete. Bunte Blumen, tiefe Wassergräben und zahlreiche Vögel prägen das Bild. Schließlich werde ich direkt zum Bahnhof von San Fernando geleitet. Vielleicht erhalte ich ja in diesem Ort einen Stempel. Ich kann aber keine Tourist-Info finden, obwohl ich eine kleine Runde durch die Stadt drehe. Zurück am Bahnhof finde ich rasch eine Bushaltestelle und kann nach einer kurzen Wartezeit, natürlich begleitet von einem erneuten Schauer, in den Bus nach Chiclana einsteigen. Dort warte ich einige Minuten und fahre mit einem anderen Bus bis direkt vor unser Hotel. Das Wetter hat es zwar heute nicht gut mit mir gemeint, aber ich habe meine ersten Kilometer auf einem spanischen Jakobsweg gehen können. Klar, ein richtiges Pilgergefühl kommt da nicht auf. Ich habe sogar zweimal laut über den Regen geflucht. Trotzdem möchte ich nächstes Jahr die Etappe fortsetzen und vielleicht noch die nicht erhaltenen Stempel ergattern.
04.04.2012: 2. Tag San Fernando - Puerto Real (17 km) Auch in diesem Jahr verbringe ich mit meiner Familie den Osterurlaub an der Costa de la Luz in Andalusien. Im vergangenen Jahr habe ich dort eine halbe Etappe auf dem „Camino de Santiago de Cadiz a Sevilla“ von Cadiz nach San Fernando absolviert. Für heute habe ich mir die Fortsetzung vorgenommen. Es geht von San Fernando nach Puerto Real über eine Distanz von circa 16 Kilometern. Dummerweise habe ich zu Hause mein Credencial vergessen, das für diesen Jakobsweg vorgesehen war. Über das Internet habe ich deshalb Verbindung zur „Asociacion Gaditane del Camino de Santiago“ aus Cadiz aufgenommen. Es besteht in der alten Hafenstadt die Möglichkeit, in einer Bar in der „Calle Sopranis“ einen neuen Pilgerausweis zu bekommen. Meine Familie und einige Teilnehmer aus unserer Reisegruppe fahren mit mir mit dem Bus über Chiclana nach Cadiz. Sie wollen dort einen Einkaufsbummel machen. Wir steigen am Bahnhof in der Nähe des Hafens aus, dort werden wir vom Anblick zweier riesiger Kreuzfahrtschiffe erschlagen. Ich verabschiede mich von den anderen und finde rasch die Bar, auch wegen des Logos der Gesellschaft aus bunter Keramik, das an der Hauswand angebracht ist. Meine Anfrage nach einem Credencial und einem Stempel für meinen selbstgemachten Ausweis wird prompt erledigt. Ein Exemplar meiner Ausweise überreiche ich mit einer kleinen Spende dem freundlichen Barbesitzer. Mit einem „Buen Camino“ werde ich auch von den weiteren Gästen der Bar verabschiedet. Ich eile zum nahe gelegenen Bahnhof, ziehe ein Ticket am Automaten und erreiche gerade noch den abfahrbereiten Zug in Richtung Sevilla. Irgendetwas muss ich jedoch mit dem Ticket falsch gemacht haben, denn der Zugbegleiter versucht, mir etwas zu erklären, das ich aber nicht verstehe. Nach zehn Minuten Fahrt verlasse ich den Zug am Bahnhof „Bahia Sur“ in San Fernando. Ich finde meinen Weg und gehe zunächst zu einem Büro der Stadtverwaltung, um dort um einen Stempel zu bitten. Zu diesem Zweck habe ich mir die entsprechende Frage auf einem Blatt Papier aufgeschrieben. Die Dame am einzigen besetzten Schalter gibt mir ein für mich verständliches „No“ und dann folgt unverständlich auch eine Begründung. Ein wenig enttäuscht ziehe ich davon. Meine nächste Station ist die „Iglesia Mayor“, die sogar geöffnet ist. Auf dem Weg dorthin überquere ich die „Plaza del Rey“ mit dem imposanten Rathaus aus dem 18. Jahrhundert. Hier sind bereits zahlreiche Tribünen für die Prozessionen der Semana Santa, der Karwoche, aufgebaut. In der Kirche sind Angehörige diverser Bruderschaften mit der Herrichtung ihrer Pasos beschäftigt. Diese fallen im Vergleich zu denen aus Cadiz (die ich im vergangenen Jahr gesehen habe) etwas kleiner aus. Ich nehme in einer der ersten Reihen für einige Minuten auf einer Bank Platz und lasse mich ein wenig fallen, stimme mich auf den bevorstehenden Pilgertag etwas ein. Danach gehe ich weiter über die „Calle Real“ und die „Avenida del Puente Zuazo“, passiere dabei eine Straße mit nett aussehenden Einfamilienhäusern: die „Calle de Santiago de Compostella“. Nun überquere ich, von gelben Pfeilen geführt, den Fluss Zuazo über eine alte Brücke, auf der einige Männer ihre Angelruten ausgeworfen haben. Vor mir läuft ein Mann mit kleinem Gepäck, ich vermute in ihm einen Pilger und folge ihm über die kiesbedeckte Trasse einer im Bau befindlichen Straße. Dann erklimmt er plötzlich eine Böschung an einer Autobrücke, an der auch zwei gelbe Pfeile prangen. Ich bleibe weiterhin hinter ihm und gehe durch ein lautes Gewerbegebiet; dann ist er spurlos verschwunden. Er war wohl auch unterwegs, jedoch zu seinem Arbeitsplatz. Am Ende der Straße geht es nicht weiter, gelbe Pfeile gibt es auch nicht mehr. Der Versuch, den Camino gemäß dem Verlauf einer ausgedruckten Karte zu erreichen, endet nach der Überquerung eines Zubringers der Autobahn in einer Sackgasse. So bleibt mir nichts anderes übrig, als bis zur Brücke zurückzugehen und mich dort noch einmal neu zu orientieren. Das fällt mir dann auch sehr leicht, denn ich entdecke den nächsten Pfeil, der mich auf einen schmalen Pfad entlang der Straßentrasse weist. Hier versinke ich bei jedem Schritt im aufgeweichten Boden und spüre, wie das Gewicht meiner Schuhe ständig zunimmt. Daher wechsel ich auf den Kiesweg und laufe parallel zur stark befahrenen Autobahn. Kurz vor einer weiteren Brücke stürmt eine Handvoll Hunde auf den Weg, laut bellend versuchen sie, mir den Durchgang zu versperren. Der Raum unter der Brücke ist mit Fenstern und Brettern wie ein Flickenteppich zu einer Behausung verbaut worden, es ist aber kein Mensch zu sehen. Ich lasse den Hunden ihren Spaß und kann problemlos passieren. Kurz darauf erwartet mich die nächste Herausforderung: es soll laut den Wegweisern unter der „Autovia del Sur“ hindurchgehen. Also folge ich den gelben Pfeilen im Slalom zwischen den Brückenpfeiler und muss zugleich aufpassen, dass ich rechtzeitig den Kopf einziehe, um mich nicht zu verletzen. Ich folge nun einer stillgelegten Straße entlang der Autobahn. Von dort beobachte ich einige Männer, die in den umliegenden Kanälen herumwaten und irgendetwas säubern. Wenige Schritte später kenne ich ihre Tätigkeit, denn am Straßenrand stehen einige Körbe gefüllt mit wohl schmackhaften Muscheln. Wiederum nur ein kurzes Stück weiter entdecke ich am Rand ein helles Marmorkreuz mit vier eingravierten Namen, das einen Unfall bezeugt. Dieser jährt sich im September zum zehnten Mal. Die alte Straße mündet schließlich in eine Autobahnabfahrt mit entsprechendem Verkehrsaufkommen. Hier begegnet mir eine Läuferin, die schnellen Schrittes unterwegs ist. Der Rand ist großflächig gesäumt von Kakteen, an deren Spitzen sich unzählige Kaktusfeigen befinden. Ich traue mich aber nicht so recht, eine zu kosten. So setze ich meinen Weg fort. Auf Höhe einer Meersalzsaline reduziert ein Auto neben mir das Tempo. Ich erkenne darin einen Mann, den ich vor kurzem noch überholt und gegrüßt habe, als er seinen Wagen beladen hat. Er gibt mir zu verstehen, dass er mich mitnehmen möchte. Ich rufe ihm lächelnd zu: „Gracias senor, peregrino de Santiago“ und deute mit den Händen an, dass ich gerne weiter zu Fuss unterwegs wäre. Er lächelt zurück, wünscht mir einen „Buen Camino“ und beschleunigt wieder. Nun verlasse ich die „Autovia del Sur“ und bewege mich auf einem schmalen Pfad am Rande von einigen Kanälen vorwärts. Hinter einer Tankstelle laufe ich mitten durch eine große Schafherde, die ich wegen der vielen Glöckchen noch lange in den Ohren behalten werde. Rechts auf einem Feld spielen einige Hühner mit einem jungen Hasen Nachlaufen. Bald erreiche ich ein kleines Dorf namens „Barno Jarana“ und werde von der Läuferin von vorhin überholt. Am Ende des Dorfes bemerke ich, dass ich zu weit gelaufen bin und gehe an einer kleinen Kirche in Richtung Golf-Ressort. Dort finde ich auch wieder einen gelben Pfeil. Hier folge ich einem Feldweg durch einen kleinen Pinienwald, an dem sich einige abseits vom Dorf gelegene Häuser befinden. Hier begegnen mir drei Reiter, die mich freundlich grüßen. Der Weg schlängelt sich nun entlang von frisch bestellten, aber auch bereits in saftigem Grün erscheinenden Feldern. Es dauert nicht lange, bis ich die Universitätsklinik von Puerto Real erreiche, einem riesigen Gebäudekomplex. Nach der Überquerung eines Kreisverkehrs weisen mir die Pfeile die Richtung zu einem Schotterweg, der an einem Pferdegestüt vorbeiführt. Dessen Gelände ist mit einer hohen Kakteenwand und einer Mauer befriedet, auf deren Spitze eine nicht mehr ganz intakte Wasserleitung thront. Ich unterquere die Autobahn und befinde mich bereits am äußeren Rand von Puerto Real. Über die „Avenida José Maria Fernandez Gomez“ gelange ich an den breiten Strand und an das wuchtige, von modernen Säulen getragene Rathaus. Die Touristeninformation hat heute wegen der Semana Santa geschlossen, ich bekomme auch hier keinen Stempel für meinen Pilgerausweis. So besuche ich die „Iglesia conventual de la Victoria“ aus dem 17. Jahrhundert und die „Iglesia de San José“ aus dem 18. Jahrhundert auf. Beide Kirchen sind jedoch leider verschlossen. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als zum Bahnhof zu gehen. Dort wird zurzeit gebaut und den Bahnsteig erreicht man über ein schwindelerregendes Gerüst. Mit dem Zug fahre ich nach San Fernando und von dort mit dem Bus über Chiclana zurück zum Hotel, wo ich gegen 17:00 Uhr eintreffe. Gerne würde ich im kommenden Jahr wieder auf diesem Camino pilgern. Es steht aber noch in den Sternen, ob die Reisegruppe erneut das Ziel „Costa de la Luz“ haben wird. Ich hätte nichts dagegen.
Von Puerto Real nach Jerez de la Frontera (16. Mai 2022) Es ist jetzt zehn Jahre her, dass wir letztmalig Urlaub an der Costa de la Luz machten. 2011 und 2012 nutzte ich die Gelegenheit, jeweils einen Tag auf der Via Augusta zu pilgern. Damals startete ich in an der Iglesia de Santiago Apostol in Cadiz absolvierte zwei halbe Etappen bis San Fernando und Puerto Real. Der Camino war da noch nicht so alt und entsprechend spärlich mit ein paar gelben Pfeilen markiert. Inzwischen war die Asociacion Gaditana Jacobea Via Augusta sehr aktiv und hat zusätzliche Markierungen und Pilgersteine platziert. Dieses Mal habe ich mir die 25 km lange Strecke von Puerto Real nach Jerez de la Frontera vorgenommen. In Jerez waren wir bereits vor ein paar Tagen und haben dort den Alcazar de Jerez, die Bodega Gonzalez Byass und die Kathedrale besichtigt. Ich muss schon früh aufstehen, da mein Bus der Linie 11 um 7:40 Uhr vom Officina de Tourismo nach Chiclana de la Frontera abfährt. Dort folgen zwanzig Minuten Warten auf die Linie M120, die mich nach San Fernando bringt. Ich steige direkt am Bahnhof Bahia Sur aus und benötige noch ein Ticket für die Bahnfahrt nach Puerto Real. Da ich kaum Spanisch verstehe, habe ich Schwierigkeiten, den Fahrscheinautomaten zu verstehen. Also stelle ich mich am Verkaufsschalter an und hole mir dort das Ticket. Um 9:19 Uhr steige ich in Puerto Real aus dem Zug und begebe mich einmal quer durch die Stadt zur Touristinfo. In den Bars herrscht schon reger Betrieb, viele Einheimische nehmen ein kleines Frühstück zu sich. Ich bin erfreut, dass die T<Re schon offen steht, werde aber direkt darauf hingewiesen, dass der von mir genutzte Eingang zur Bibliothek und nicht zur Touristinfo gehört. Die befindet sich direkt nebenan und öffnet erst um 10 Uhr. So lange warte ich noch und erhalte pünktlichh meinen ersten Pilgerstempel. Dann geht es los. Es ist jetzt nicht mehr weit bis Jerez und die Sonne brennt ohne Erbarmen auf mich herab. Inzwischen ist auch meine zweite Wasserflasche so gut wie leer. Ich umrunde die Zufahrt zur Autovia A4 und laufe an einem unendlich erscheinenden Sonnenblumenfeld vorbei. Dahinter überquere ich die Autovia und begleite diese nun bis zu meinem Zielort. Es kommt jetzt ein wenig Wind auf, das tut gut. Schließlich erreiche ich um 15:50 Uhr die Kathedrale San Salvador in Jerez de la Frontera und habe damit eine weitere Etappe der Via Augusta absolviert. Nachdem ich mir meine ln Stempel abgeholt habe - besichtigt habe ich die Kathedrale bereits in der letzten Woche - brauche ich rund zwanzig Minuten bis zum Bahnhof. Zunächst will ich wieder am Ticketschalter die Fahrkarte lösen, dort dauert es aber sehr lange und um 16:29 Uhr fährt der Zug nach San Fernando. Voller Ungeduld nehme ich mir doch noch einmal den Ticketautomaten vor und entdecke den Umschaltbutton auf eine andere Sprache. Gerade rechtzeitig, den Zug bekomme ich noch. Auf die Abschlussbusse nach Chiclana und Novo Sancti Petri brauche ich auch nicht lange zu warten. Um 18:00 Uhr steige ich direkt neben unserm Hotel aus und bin rechtzeitig zum Abendessen da. Es war ein schöner Pilger Tag auf der Via Augusta. Ob es wieder zehn Jahre dauert, bis ich bis Sevilla weiterlaufen kann?
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