Via Hildegardis 2016
Datum | Strecke | Länge | Gesamtlänge | |
1. | 04.10.2016 | Eibingen - Münster-Sarmsheim | 13 km | 13 km |
2. | 05.10.2016 | Münster-Sarmsheim - Bad Kreuznach | 21 km | 40 km |
3. | 06.10.2016 | Bad Kreuznach - Schloßböckelheim | 27 km | 61 km |
4. | 07.10.2016 | Schloßböckelheim - Disibodenberg | 13 km | 74 km |
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Von Eibingen nach Münster-Sarmsheim (4. Oktober 2016) Es ist wieder einmal ein Jahr vergangen und die Militärseelsorge hat zu einer neuen Pilgerrüstzeit eingeladen. In diesem Jahr wandern wir auf den Spuren der Heiligen Hildegard von Bingen von der gleichnamigen Abtei in Rüdesheim bis zum ehemaligen Kloster Disibodenberg an der Nahe bei Bad Sobernheim. Erst im kommenden Jahr wird es einen markierten Hildegard-Weg geben, der im September 2017 eröffnet werden soll. Die Teilnehmer aus Koblenz treffen sich wie immer in der Falckenstein-Kaserne und fahren gemeinsam nach Mainz, wo sich das evangelische Militärpfarramt befindet. Die Rüstzeit steht wieder unter der bewährten Leitung des Hausherrn, Alexander Liermann. Sein katholischer Kollege aus Koblenz musste leider wegen anderer Verpflichtungen seine Teilnahme kurzfristig absagen. Vor dem Dienstgebäude werden wir bereits vom Rest erwartet. Die meisten kennen sich aus den vergangenen Jahren, und so fällt auch die Begrüßung sehr herzlich aus. Nachdem beide Fahrzeuge mit Gepäck beladen sind, fahren wir nach Rüdesheim und schauen uns zunächst die Abteikirche an. Dort entdecke ich in einer Nische einen Stempel für den wohl recht neuen Rheingauer Klostersteig, einem knapp 30 km langen Weg vom Kloster Eberbach nahe Eltville zur Marienkirche in Rüdesheim-Aulhausen. Die Benediktinerinnenabtei wurde erst in den Jahren 1900 - 1908 im neoromanischen Stil erbaut und mit Schwestern aus Prag besiedelt. Sie steht in der direkten Nachfolge der von Hildegard gegründeten Klöster Rupertsberg und Eibingen und wird von einer Äbtissin geleitet, die ebenfalls als Nachfolgerin der Heiligen angesehen wird. Der neuen Äbtissin, Mutter Dorothea Flandera, wurde erste gestern durch den Bischof von Limburg die Äbtissinenweihe gespendet. Die Abteikirche wurde von den Künstlermönchen der Benediktinerabtei Beuron ausgestaltet und stellt das Leben von Hildegard sowie Motive aus dem Alten und Neuen Testament dar. Nach der Besichtigung beginnen wir unseren Weg und steigen abwärts über Eibingen an der Wallfahrtskirche St. Hildegard (ein morderner Bau aus den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf dem Gelände des ehemaligen, von Hildegard gegründeten Klosters Eibingen; dort befinden sich seit 1641 ihre Reliquien). In einem goldenen Schrein im Chor der Kirche werden die Reliquien der Heiligen aufbewahrt. Eibingen geht nahtlos in Rüdesheim über, wo ich einen kurzen Blick in die Jakobus-Kirche werfe und finde eine ansprechende Jakobus-Statue. Mit einer historischen Personenfähre überqueren wir den Rhein und gehen in Bingen an Land, wo wir einen kurzen Abstecher zur Basilika St. Martin mit Besichtigung machen. Danach setzen wir den Weg über die Nahebrücke fort und passieren den Rupertsberg, auf dem Hildegard im Zeitraum von 1147 bis 1150 ihr erstes Kloster gründete. Von diesem ist aber nur noch ein Kellergewölbe erhalten, das angeblich die Krypta der ehemaligen Klosterkirche sein soll. Archäologische Untersuchungen haben aber ein deutlich jüngeres Alter ergeben. Kurz vor der Drususbrücke zweigen wir von der Nahe ab und steigen auf dem Hunsrücker Jakobsweg oder Ausoniusweg (dessen Ziel ist Trier) bis nach Weiler auf, wo wir vor einem schönen Sonnenuntergang von unserer guten Seele Jörg Bertram mit Kaffee und Kuchen erwartet werden. Für das letzte Wegstück des heutigen Tages wählen wir eine Abkürzung, da es schon spät geworden ist und allmählich die Dämmerung beginnt. Es geht über einen verwilderten Weg, der inmitten eines Weinberges endet, uns aber dann doch in den Ort bringt. Kurz nach 19:00 Uhr erreichen wir in Münster-Sarmsheim unsere heutige Unterkunft, den Münsterer Hof. Wir verteilen uns auf die Zimmer - traditionell teile ich mir eins mit meinem langjährigen Pilgerbegleiter Jörg. In der Weinstube Kruger-Rumpf, ein paar Häuser nebenan, gibt es Abendessen in Form einer Vesperplatte. Nach dem Essen halten wir eine kurze Andacht. Zwei Zitate stehen im Fokus: „Jedes Geschöpf ist mit einem anderen verbunden, und jedes Wesen anderes gehalten“ (Hildegard von Bingen, Liber divinorum operum, 1163 - 1174) sowie „Mut ist der Preis, den das Leben verlangt, wenn es Frieden mit dir schließen soll (Amelia Earhart, US-amerikanische Flugpionierin und Frauenrechtlerin *1897, verschollen 1937). Kevin sorgt für die musikalische Untermalung mit der Gitarre, ohne die unser Gesang wohl nicht so gut anhören würde. Für die morgige Vorstellungsrunde sollen wir uns in Bezug auf die beiden Zitate Gedanken machen, was uns im letzten Jahr gut gelungen ist, was uns Gutes zuteilwurde und was sich unverhofft, ohne unser Zutun, ergeben hat. Bevor wir zu unserem Hotel aufbrechen wollen, kommt der Senior-Chef des Weingutes zu uns und ist neugierig, wer denn hier so fein Musik gemacht hat. Die Verbliebenen erzählen ihm von unserer Rüstzeit und erhalten im Gegenzug einiges Interessantes zu seinem Betrieb und zum Ort. Mit einem Abschluss-Bier im Hotel beenden wir diesen ersten erlebnisreichen Tag.
Von Münster-Sarmsheim nach Bad Kreuznach (5. Oktober 2016) Nach dem Frühstück halten wir auf der Hotelterrasse unsere Morgenandacht, die Kevin wieder mit der Gitarre begleitet. Gegen 9 Uhr machen wir uns auf den Weg nach Bad Kreuznach. Zunächst laufen wir durch Münster-Sarmsheim. Dabei müssen wir durch eine langgezogene Baustelle laufen - dafür haben wir aber Ruhe vor störenden Autos. Danach biegen wir an der Trollmühle von der Straße ab, unterqueren die A 61 und steigen ein wenig in höhere Gefilde auf, wo wir mit Blick auf die Nahe eine Weile auf einem Grasweg laufen und Laubenheim erreichen. Hier geht es noch ein Stückchen höher, mitten in die Weinberge hinein, die nun unsere ständigen Begleiter sein werden. Zurzeit läuft die Weinlese auf Hochtouren und überall sind kleine Traktoren oder Vollernter auf den Wirtschaftswegen unterwegs, die das kostbare Gut zur Verarbeitung nach Hause bringen. An einer Schutzhütte, in deren unmittelbarer Nachbarschaft eine historische Weinpresse aufgebaut ist, machen wir eine kleine Rast. Im weiteren Verlauf treffen wir auf das Kanzelkreuz und ein kleines, kapellenartiges Gebäude. Kurz dahinter weichen wir vom markierten Weinwanderweg ab und nutzen eine Abkürzung. Schließlich erreicht uns die Nachricht von Jörg, dass er mit Oliver, der ihn heute unterstützt, mit der Mittagsverpflegung an der Sonnenberghütte auf uns wartet. Die liegt allerdings an der ursprünglichen Route und n icht an unserer Abkürzung, sodass wir ein kleines Stück zurückgehen müssen. Heute Mittag gibt es Fleischkäsebrötchen und reichlich frisches Obst - einschließlich roten und weißen Trauben. Bevor wir weiterziehen, geben wir gesangstechnisch noch einmal unser Bestes und werden von einer kleinen Wandergruppe bestaunt. Ralph lässt es sich nicht nehmen, den Herrschaften, die inzwischen an einem Tisch Platz genommen haben, noch ein Ständchen mit Gitarre zu spielen. Wir ziehen weiter durch Guldental, wo der Fernsehkoch Johann Lafer sein Domizil aufgeschlagen hat. Ich schaue dort noch kurz in die katholische Pfarrkirche St. Jakobus und entdecke eine weitere Jakobusfigur. Wir verlassen Guldental entlang des Guldenbachs und bewegen uns am Waldrand und an hoch aufragenden, roten Sandsteinfelsen entlang. An einem hofähnlichen Gebäude biegen wir nach rechts ab und stehen vor einer ehemaligen Felseneremitage (der einzigen nördlich der Alpen), die erstmals 1041 erwähnt wurde. Die wahrscheinlich schon als heidnische Kultstätte in den Fels gehauene und von den Römern bis ins 5. Jahrhundert als Mithras-Heiligtum verwendete Eremitenwohnung ist ca. 90 m2 groß und wurde bis 1827, als der letzte Bewohner starb, genutzt. Von dem Kirchenbau ist nicht mehr viel zu sehen, lediglich eine Wand und ein paar Säulen in einer Felsenhöhle. Es geht nun ein Stückchen aufwärts zum höchsten Punkt des heutigen Tages. Zum Glück ist es nicht zu warm, dafür weht aber zuweilen ein kühler Wind. Auf das Signal von Jörg lassen wir uns an einer geraden, markanten Wegekreuzung nieder und lotsen ihn und Oliver mit seiner kostbaren Ladung - Kaffee und Kuchen - dorthin. Jetzt sind es nur noch gut 3 km bis zum Hotel Kauzenburg oberhalb von Bad Kreuznach. Unterwegs treffen wir auf den kuriosen Glockenturm der evangelischen Matthäuskirche, der seit 2015 neben seiner eigentlichen Aufgabe zugleich als Kletterturm fungiert. Nach einigen Straßenecken betreten wir den Schlosspark mit dem gleichnamigen Museum und ziehen in Serpentinen einen Hang hinauf, wo ziemlich genau um 18 Uhr das Hotel erreichen Zum Abschluss des Tages laufen wir noch ein paar Meter zum Burgrestaurant, wo wir unser Abendessen einnehmen. Statt der Abendandacht trägt uns Alexander einen Spruch eines 80-jährigen Amerikaners vor, der eine ganze Liste mit guten Ratschlägen für ein sinnvolles Leben zusammengestellt hat: „Rembember: No one makes it alone. Have a grateful heart and be quick to acknowledge those who helped you (Denk dran: Keiner schafft´s alleine. Hab ein dankbares Herz und zögere nicht denen Wertschätzung zu geben, die dir geholfen haben.).“ Das passt ganz gut zu einem weiteren Thema, nämlich dem Ernte-Dank-Fest, das erst in den vergangenen Tagen gefeiert wurde.
Von Bad Kreuznach nach Schlossböckelheim (6. Oktober 2016) Auch heute lassen wir es gemütlich angehen. Nach einer sehr ruhigen Nacht und einem guten Frühstück treffen wir uns zu einem Stuhlkreis für die Morgenandacht. Alexander präsentiert zur Einleitung vier Postkarten mit je einem Schlagwort darauf, die ihm aktuell den Weg weisen. Dann holen wir unsere Vorstellungsrunde nach, in der jeder das zum Besten gibt, was im letzten Jahr für einen persönlich dankenswert war. Dabei nehmen wir die anfangs erwähnten drei Fragestellungen des ersten Tages als Grundlage für unsere Erzählungen live aus dem Leben. Alle sind sehr offen mit ihren Schilderungen - man kennt sich halt und hat keine Hemmungen. Ein paar Lieder, ein Vaterunser und der Tagessegen entlassen uns in einen hoffentlich schönen Tag. Zunächst laufen wir hinab an die Nahe und durchqueren die Roseninsel. Anschließend gelangen wir in den Gesundheitspark Salinental, in dem einige Gradierwerke stehen, die wir bewundernd umlaufen. Diese werden zur Erhöhung des Salzgehaltes von Wasser genutzt, das dann in die Thermalbäder eingeleitet wird. Zudem bilden die Gradierwerke mit einer Gesamtlänge von 1,1 km Europas größtes Freiluftinhalatorium. Nachdem wir Bad Kreuznach verlassen haben, erreichen wir auf dem Uferweg an der Nahe entlang Bad Münster am Stein. Gegenüber von erhebt sich majestätisch die Burg Rheingrafenstein auf einer Felsnadel. Diese Stelle war unter anderem die Vorlage eines berühmten Gemäldes von William Turner. Wir gehen durch die Stadt und steigen dann auf einen mit Serpentinen gespickten, schweißtreibenden Weg den Felsen hinauf. Oben angekommen, haben wir einen atemberaubenden Ausblick aus 327 Metern Höhe vom Rotenfels nach Bad Münster und die Ebernburg. Die Burg erhielt im 16. Jahrhundert den Beinamen „Herberge der Gerechtigkeit“. Der damalige Burgherr Franz von Sickingen bot Martin Luther - auf dem Weg zum Reichstag nach Worms - auf der Ebernburg Asyl an, das dieser jedoch nicht annahm und stattdessen auf die Wartburg floh. Dafür waren andere verfolgte Reformatoren dort zu Gast. Ein schmaler Pfad führt uns an der Hangkante entlang zum Aussichtspunkt Bastei, von wo man besonders gut die steil abfallende Felsformation betrachten kann. Dann ist es Zeit für die Mittagsverpflegung. Heute hat Jörg Schnitzelbrötchen und Federweißen im Angebot. Nach der erholsamen Rast geht es weiter - zunächst auf der Höhe, dann am Rande der etwas tiefer gelegenen Ortschaften Traisen und Norheim vorbei, um schließlich wiederum durch Weinberge nach Niederhausen zu gelangen. Wir bleiben weiterhin oberhalb des Tales und warten in der Nähe des Gutes Hermannsberg auf Jörg, der uns am Nachmittag mit Zwiebel- und Streuselkuchen sowie Federweißem versorgt. Nun ist es nur noch ein kurzes Stück bis zu unserer Unterkunft, dem Niederthäler Hof, den wir über eine steile Treppenanlage mitten im Weinberg erreichen. Bevor das Essen serviert wird, halten wir unsere Abendandacht, die Alexander noch einmal mit einem Satz des betagten Amerikaners einleitet: „Be modest. A lot was accomplished before you were born. (Sei bescheiden. Vieles war schon fertig, bevor du überhaupt geboren wurdest.).“ Nach dem Essen greifen sich Marco, Ralph und Kevin ihre Gitarren und spielen die Songs, die wir uns aus einem umfangreichen Repertoire wünschen dürfen. Highlight des spätabendlichen Chorgesanges ist unser Ständchen für eine Bedienung des Hauses. Erst spät am Abend, nach vielen musikalischen Leckerbissen, löst sich die Gesellschaft auf. Wir haben ja schließlich noch einen Tag auf Schusters Rappen vor uns.
Von Schlossböckelheim zum Disibodenberg (7. Oktober 2016) Heute Morgen ist sehr trüb draußen und die nasse Straße zeugt von einem Regenschauer. Das schmälert allerdings nicht unsere gute Laune, die durch ein üppiges Frühstück sogar gesteigert wurde. Dann geht es los, zunächst auf der K 58 und nach der Überquerung der Bahnlinie steil aufwärts auf einer kleinen Fahrstraße durch den Weinberg nach Schloßböckelheim. Auf der Burg Böckelheim, heute nur noch als Ruine erhalten, setzte der spätere deutsche Kaiser Heinrich V. seinen damals regierenden Vater Heinrich IV. über die Weihnachtstage 1105 fest und bereitete damit seine eigene Machtübernahme vor. Nach dem anstrengenden Aufstieg zum Ortsteil Schloß geht es über eine Treppe abwärts zum Ortsteil Tal, um gleich anschließend erneut einem aufwärts führenden Wirtschaftsweg in höhergelegene Weinberge zu folgen. Direkt vor uns kommt der Heimbergturm immer näher. Den Turm hatte wir bereits gestern von weitem im Visier gehabt und wollten ihn besteigen. Einige aus unserer Pilgergruppe setzen diesen Plan auch um und erklimmen den 29 m hohen Aussichtsturm. 144 Stufen weiter haben wir traumhafte Ausblicke in die Umgebung. Trotz dem etwas diesigen Wetter können wir in der Ferne die ehemalige Klosterkirche von Sponheim im Norden und den Disibodenberg im Südwesten erkennen. Wir laufen weiter durch die Weinberge und gelangen allmählich wieder an die inzwischen deutlich schmaler gewordene Nahe. Der Weg führt uns an dem Fluß entlang an den Rand von Boos, wo wir zunächst entlang der Bahnlinie wandern. Während die Gleise in einem Tunnel verschwinden, müssen wir um den Distelberg herumlaufen. Schließlich gelangen wir an eine Draisinenstrecke, überqueren die Nahe und erreichen den Disibodenbergerhof. Hier treffen wir auch auf Ulrike Lindemann, die uns durch die ehemalige Klosteranlage führen wird. Doch zunächst serviert sie uns zur Mittagszeit ein Picknick, das wir aufgrund der Wetterlage im angegliederten Museum einnehmen. Gestärkt sind wir dann bereit für den kulturellen Teil des Tages. Frau Lindemann nimmt uns mit auf die Reise in die Welt eines größeren Benediktinerklosters, in dem Hildegard von Bingen fast vierzig Jahre ihres Lebens verbrachte: zunächst mit ihrer Lehrmeisterin Jutta von Sponheim in einer Klause. Nach deren Tod wird Hildegard zur Magistra der inzwischen zu einem Kloster gewachsenen Gemeinschaft gewählt. Wir erfahren einiges aus dem Leben der Heiligen und der Entstehung des Klosters. Zunächst gründete der iro-schottische Wandermönch Disibod im 8. Jahrhundert ein erstes Kloster, das aber einige Zeit nach seinem od zerfiel. Zur Jahrtausendwende gründete der Mainzer Erzbischof ein Augustiner-Stift, das rund einhundert Jahre später von Benediktinern besiedelt wurde. Im 13. Jahrhundert übernehmen Zisterzienser das Kloster und erweitern es, bis die Anlage im Pfälzischen Erbfolgekrieg im 16. Jahrhundert zerstört und das Kloster aufgehoben wird. An den Ruinen der ehemaligen Friedhofskapelle nutzen wir die Gelegenheit zu einer Abendmahlsfeier. Alexander führt dabei aus: „Es ist keine Wegeplanung für das Leben möglich, wenn man nicht weiß, wo man gerade ist. Auch im übertragenden, allgemeinen Sinn. Und dazu ist das Abendmahl gut: wir erfahren für einen Augenblick, dass wir zu Gottes Gemeinschaft dazu gehören - bei aller Unterschiedlichkeit. Das ist eine Standortbestimmung. Und das Abendmahl ist eine Erinnerung daran, wo es hin geht. Nämlich, wie ich es einmal irgendwo gelesen habe, immer nach Hause. Zu Gott nämlich. So bekommen wir einen Vorgeschmack darauf, was unsere Zukunft sein wird: aufgehoben sein bei Gott.“ Diese Worte an einem solch geschichtsträchtigen Ort und unter freiem Himmel haben eine besondere Wirkung auf uns, das merkt man jedem an. So ist diese Feier mit Sicherheit eines der Highlights der diesjährigen Pilgerwerkwoche. Wir setzen danach unseren Spaziergang durch das Klostergelände fort, gehen durch die Klosterkirche, passieren den Kreuzgang, schauen uns in der Marienkapelle alte Grabplatten an und sind erstaunt über die Ausmaße der des Abteigebäudes mit dem verbliebenen Giebel. Die Zeit vergeht wie im Fluge, wir sind schon knapp zwei Stunden auf dem Areal unterwegs und es gibt immer noch etwas zu entdecken, wofür aber leider keine Zeit mehr bleibt. Wir sind dankbar für die kurzweilige Führung über den Disibodenberg und verabschieden uns ganz herzlich von Frau Lindemann. Danach heißt es, fertig machen für die Rückfahrt nach Mainz. Dort angekommen, entladen wir die Fahrzeuge und müssen Abschied voneinander nehmen. Es war, wie in den vergangenen Jahren, eine erlebnisreiche Woche, die keiner im Jahreszyklus vermissen mag. Wir freuen uns schon heute auf ein Wiedersehen in 2017 und sind gespannt, auf wessen Spuren wir uns dann bewegen werden.
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