Via Scandinavica 2012
Datum | Strecke | Länge | Gesamtlänge | |
1. | 08.10.2012 | Engensen - Altwarmbüchen | 11 km | 11 km |
2. | 09.10.2012 | Altwarmbüchen - Hannover | 14 km | 25 km |
3. | 10.10.2012 | Hannover - Laatzen | 12 km | 37 km |
4. | 11.10.2012 | Laatzen - Sarstedt | 11 km | 48 km |
5. | 15.10.2012 | Sarstedt - Hildesheim | 16 km | 64 km |
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Von Engensen nach Altwarmbüchen (8. Oktober 2012) In den nächsten zwei Wochen halte ich mich für einen Lehrgang in Hannover auf. Im Regelfall soll am Nachmittag bereits gegen 16:00 Uhr Ausbildungsende sein. Die nachfolgende Zeit möchte ich nutzen, auf der durch Hannover führende „Via Scandinavica“ zu pilgern. Aufgrund der immer früher hereinbrechenden Dunkelheit werde ich die vorgegebenen Etappen ungefähr halbieren, damit es nicht zu spät wird, um wieder zu meiner Unterkunft zurückzukehren. Als Startort für heute wähle ich das nördlich von Hannover gelegene Dörfchen Engensen, heute ein Stadtteil von Burgwedel. Dorthin gelange ich mit der Stadtbahn, der S-Bahn und dem Bus. Mitten in Engensen steige ich aus und befinde mich an einer im 12. Jahrhundert aus Raseneisenstein und Findlingen errichteten Kapelle. Direkt gegenüber kaufe ich in einem Bauernladen für vier Euro zwei Äpfel und eine Jagdwurst für unterwegs. Da in dem Laden auch eine Poststation untergebracht ist, lasse ich mir in meinen Pilgerausweis einen Tagesstempel geben. Dann geht es los, zunächst über die „Thönser Straße“ aus dem Dorf raus. Hier entdecke ich die ersten Muschelwegweiser. Kurz darauf zweigt ein Weg nach links ab, dem ich folge. Es handelt sich um den historischen Postweg von Celle nach Hannover, auf dem ich heute und auch morgen ständig unterwegs sein werde. Auf der rechten Seite lasse ich einen Baggersee liegen, auf der linken Seite passiere ich ein gelb blühendes Rapsfeld. Hier treffe ich auch auf einige Pferde. Allmählich bekomme ich Hunger und ich verzehre meine Einkäufe. Ich bleibe weiterhin auf dem eingeschlagenen Weg, der mich beinahe schnurgeradeaus in südwestliche Richtung leitet. Kurz hinter einer Gärtnerei in der Nähe von Neuwarmbüchen überquere ich die K 115 und bewege mich in einem weiten Linksbogen auf ein Waldstück zu. Hin und wieder weisen mir neben den Muscheln auch gelbe Pfeile den Weg. Allerdings sind die Markierungen nur sehr spärlich angebracht, nur da, wo sie notwendig erscheinen. Von dem asphaltierten Weg biege ich an einer Schranke nach rechts in den Wald. Es wird dunkler, nicht nur wegen des Blätterdaches über mir. Inzwischen wandele ich nur noch auf einem schmalen Pfad, dessen Untergrund plötzlich gepflastert ist. Vielleicht handelt es sich um ein Überbleibsel der historischen Route. Am Ende des Waldes gehe ich nach rechts auf eine Brücke zu, die über die A 7 führt. Dahinter heißt die mit den gleichen Steinen wie vorhin gepflasterte Straße „Alter Postweg“. Ich laufe am „Parksee Lohne“ mit Campingplatz, Minigolf-Anlage und Kiosk vorbei, folge weiterhin dem Verlauf der Straße. Rechter Hand beobachte ich, wie die Sonne in einem farbenfrohen Spektakel untergeht. Und dann ich stehe in völliger Dunkelheit da, zum Glück gibt es hier keinen Autoverkehr. Letztendlich erreiche ich den „Blocksberg“ in Altwarmbüchen, und hier beginnen meine Orientierungsprobleme. Mein Führer mit seinen eigentlich ganz guten handgezeichneten Karten ist etwas undeutlich und ohne konkrete Angaben, ob es nach rechts oder links weitergeht. Die Dunkelheit hilft mir da auch nicht wirklich weiter. Ich durchlaufe nach einer Weile ein langgezogenes Gewerbegebiet und lande schließlich am Rathaus, wo ich aber auch keinen Orientierungspunkt finde. Also fasse ich den Entschluss, mit der Stadtbahn zu meiner Unterkunft zu fahren. Am Hauptbahnhof kaufe ich mir vorher noch eine Wanderkarte, die mir hoffentlich in den nächsten Tagen weiterhelfen wird. Morgen werde ich hier bei Tageslicht und besserer Ausrüstung wieder einsteigen.
Von Altwarmbüchen nach Hannover (9. Oktober 2012) Heute kann ich gegen 16:00 Uhr mit der Stadtbahn über den Hauptbahnhof nach Altwarmbüchen fahren, wo ich meinen Weg von gestern Abend fortsetzen möchte. Am Bahnhof kaufe ich mir in einem Supermarkt etwas Obst und ein paar Würstchen für unterwegs. Nach einer guten halben Stunde Fahrt und einigen Metern Fußweg stehe ich genau an der Stelle, wo ich wegen der Dunkelheit den markierten Weg nicht gefunden habe. Heute habe ich zur Sicherheit meine Stablampe dabei, damit mir das nicht noch einmal passiert. An einem Baum entdecke ich einen Muschelwegweiser, der mich nach rechts weist. Allerdings laufe ich hier nicht, wie im Führer beschrieben, in den „Locksweg“, den es wahrscheinlich gar nicht gibt, sondern in den „Soorenweg“. Zunächst geht es aber in die gleiche Richtung, aus der ich gestern gekommen bin. Bald biege ich aber schon nach links in den „Entenpfuhl“ ein. Hier passiere ich ein kleines Fischgewässer und erreiche ein paar Häuser. Dahinter komme ich in die Straße „In den Gärten“ und befinde mich in einer Wiesenlandschaft, die ich in einem leichten Rechtsbogen durchquere. Links von mir sehe ich eine Kleingartenanlage, an deren Zufahrt sich die Straße nach links fortsetzt. Hier stehe ich vor dem Ortsschild „Landeshauptstadt Hannover“. Halb versteckt lugt am Straßenrand ein Hinweisschild auf den historischen Postweg hervor. Ab hier wird es keine Muscheln mehr geben, denn die Stadt Hannover hat wohl einer entsprechenden Markierung nicht zugestimmt. Es geht weiter über die Straße „Im Heidekampe“. Schließlich quere ich die A 2 und erreiche Lahe. Ich biege aber sofort nach links in die Straße „Im Klingenkampe“ ein, vorbei an einem Gestüt mit zahlreichen Koppeln und ausschwitzenden Pferden. Es geht weiter entlang der kaum befahrenen Straße bis zu einer kleinen Brücke, an der ich erneut nach links gehe und dem „Lahrer Graben“ folge. Auch hier gibt es wieder einige Koppeln. Schon bald endet die ländliche Idylle, vor mir tauchen die ersten gläsernen Verwaltungsgebäude auf. Ich überquere die „Kirchhorster Straße“ und laufe geradeaus in den „Paracelsusweg“ in eine parkähnliche Anlage, wo ich wieder einmal Schwierigkeiten habe, den richtigen Weg zu finden. Doch dann rettet mich ein kleiner gelber Pfeil mit schwarzer Muschel an einem Laternenpfahl, dem ich munter durch die Unterführung der B 3 folge. Unmittelbar dahinter stoße ich auf Kloster „Maria Frieden“ der polnischen Mission, deren Kirche aber verschlossen ist. Ich frage mich zum Mittellandkanal durch und erreiche eine Brücke, die ich nutze. Hier verwirrt mich mein Führer: gemäß der gezeichneten Karte befinde ich mich auf dem Pilgerweg, beschrieben wird aber die Alternativroute. Hinter der Brücke biege ich in die „Milanstraße“ ein und treffe auf ein kleines Karmeliterinnen-Kloster. Am liebsten würde ich klingeln und nach einem Stempel für den Pilgerausweis fragen, aber laut Schaukasten findet gerade ein Gottesdienst statt. Da möchte ich nicht stören. Der Führer schickt mich jetzt durch ein Wohngebiet ohne vernünftige Markierung. Es wäre einfacher und sinnvoller gewesen, von der Kanalbrücke aus auf der „Schierholzstraße“ zu gehen, denn genau da komme ich nach einigem Umweg wieder heraus. Am Ende der Straße unterquere ich die B 3 und stehe vor der evangelischen Matthiaskirche. Hier bemerke ich auch, dass es schon wieder dunkel geworden ist. Vor mir taucht zwischen den Bäumen in luftiger Höhe der beleuchtete Fernmeldeturm „Telemax“ auf. Über die „Groß-Buchholzer Straße“ gelange ich zur „Gehägestraße“ und wandere zum „Steuerndieb“. Dabei verzehre ich meine Einkäufe. Dann hole ich meine Stablampe aus dem Rucksack und studiere eine Übersichtstafel der „Eilenriede“, dem Stadtwald von Hannover. Hier muss ich durch, wo es stockdunkel ist. Also Lampe anmachen und loslaufen. Zwischendurch überholen mich Fahrradfahrer oder begegnen mir Läufer mit Stirnlampen. Es macht mir keine Schwierigkeiten, mich mit dem mir voranschreitenden Lichtkegel auf dem Waldweg zurechtzufinden. Nach circa drei Kilometern verlasse ich den Wald und laufe an der Hochschule für Musik und Theater vorbei. Über die „Königsstraße“ geht es in Richtung Zentrum von Hannover. Ich bin überrascht, dass so wenige Leute auf der Straße unterwegs sind. Erst hinter dem angestrahlten Opernhaus hasten vermehrt mit schweren Einkaufstüten beladene Menschen durch die Stadt. Ich biege in die „Ständehausstraße“ ein und erreiche am Ende der „Grupenstraße“ mein heutiges Ziel, die evangelische Marktkirche „St. Georgii et Jacobi“ aus dem 14. Jahrhundert. Verständlicherweise ist die Kirche zu dieser Zeit geschlossen, ich werde jedoch morgen bei der Fortsetzung meiner Pilgertour auf der Via Scandinavica mit einer ausgiebigen Besichtigung der Kirche beginnen. So bewege ich mich auf die nächste Station der Stadtbahn zu und fahre zu meiner Unterkunft. Dort mache ich mich frisch und schreibe noch einige Notizen zum heutigen Tage nieder.
Von Hannover nach Laatzen (10. Oktober 2012) Auch heute bin ich wieder zu einer günstigen Zeit in der Innenstadt von Hannover. Von der Stadtbahn-Station schlendere ich noch ein wenig durch die Fußgängerzone. Dabei komme ich an einer Einrichtung der katholischen Kirche (ka:punkt) vorbei und lasse mir deren Stempel in den Pilgerausweis drücken. Kurz darauf erreiche ich das frühere Rathaus und die Marktkirche. Im Hellen sehen beide Gebäude in ihrer Backsteinbauweise noch imposanter aus als am gestrigen Abend. Die Kirche wurde Mitte des 14. Jahrhunderts auf den Fundamenten eines um 1125 entstandenen Vorgängerbaues errichtet. Im zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude bei zwei Luftangriffen stark zerstört und ab 1946 wieder aufgebaut. Über dem Eingangsportal thronen zwei Skulpturen der beiden Kirchenpatrone Georg und Jakobus. Auf einem Taufbecken (vermutlich um 1500 entstanden) entdecke ich eine weitere Jakobusdarstellung. Das Innere der Kirche wirkt durch den fehlenden Putz und die nackten Backsteine zunächst recht ungewöhnlich, strahlt aber gerade dadurch eine gewisse Wärme aus. Ich lasse mich auf einer der vorderen Bänke nieder und verweile etwas für ein Gebet. Nach der Kirchenbesichtigung wird es Zeit, mich auf meinen heutigen Weg zu begeben. Ich laufe am Leineschloss vorbei, in dem heute der niedersächsische Landtag seinen Sitz hat, unterquere den „Friedrichswall“ und stehe vor dem ersten Rätsel des heutigen Tages. Die Beschreibung des Weges ist hier nicht ganz eindeutig, sodass ich mich einfach rechts der Leine halte und dieser in südlicher Richtung folge. Am Ende des herbstlich-bunten Weges erreiche ich eine breite Straße. Auf der gegenüberliegenden Seite kann ich das Fußballstadion von Hannover 96 erkennen. Ich passe einen guten Augenblick ab, flitze schnell über die verkehrsreiche Straße und biege in das „Karl-Thiel-Ufer“ ein. Schon stehe ich am nördlichen Rand des 2,4 km langen Maschsees. Ich gehe einfach auf dem Fußweg in der Nähe des Seeufers weiter. Der sonnige Spätnachmittag lockt zahlreiche Fußgänger, Läufer und Skater in das Naherholungsgebiet. An der „Schwienbrücke“ soll ich wieder die Leine überqueren, aber ich finde auch nach intensivem Studium meiner Wanderkarte nicht den richtigen Weg. Zu Hause hatte ich mir eine Karte der Via Scandinavica aus dem Internet ausgedruckt, die ich jetzt zu Rate ziehe und nach der ich weiterlaufe. In meinem Führer ist der von mir eingeschlagene Weg als offizieller Weg eingezeichnet, aber der Alternativweg wurde beschrieben. Jetzt erst bemerke ich, wie schnell ich aus dem Trubel der Landeshauptstadt herausgekommen bin. Um mich herum herrscht auf einmal eine ganz andere, naturverbundene Geräuschkulisse. An der „Döhrener Brücke“ entdecke ich in meinem Blickfeld einen gelben Pfeil, also bin ich wohl richtig gelaufen. Ich folge weiterhin dem Verlauf der Leine bis nach Döhren und passiere dort ein Brückenhaus. Es ist bereits 19:00 Uhr, und die Sonne scheint sich für heute verabschieden zu wollen. Über eine Holzbrücke gelange ich in den „Schwarzer Weg“, dem ich bis zur „Wilkenburger Straße“ folge. Auf der anderen Straßenseite sehe ich erstmals wieder zwei blaue Muschelwegweiser. Ich bleibe weiter an der Leine, jetzt auf einem schmalen Pfad. Am anderen Ufer höre ich zahlreiche Kinder ausgelassen nahe einem Jugendgästehaus spielen, sehe sie aber nicht. Es geht weiter durch ein Naturschutzgebiet, das ich jetzt mit Hilfe meiner Taschenlampe durchlaufe. Bald erreiche ich die ersten Ausläufer von Laatzen. Dort biege ich in den „Leinerandweg“ ein, wo ich von zwei kläffenden Hunden begrüßt werde. Am Ende der Straße geht es weiter über einen Trampelpfad entlang der Leine bis zu einer Brücke, wo ich meine heutige Etappe beende. Ab hier sind es nur noch ein paar Meter bis zur nächsten Station der Stadtbahn in Laatzen. In einem Supermarkt decke ich mich mit einem kleinen Snack ein, telefoniere noch mit meiner Frau und erwarte dann die nächste Bahn, die mich wieder zu meiner Unterkunft bringt.
Von Hannover nach Laatzen (10. Oktober 2012) Auch heute bin ich wieder zu einer günstigen Zeit in der Innenstadt von Hannover. Von der Stadtbahn-Station schlendere ich noch ein wenig durch die Fußgängerzone. Dabei komme ich an einer Einrichtung der katholischen Kirche (ka:punkt) vorbei und lasse mir deren Stempel in den Pilgerausweis drücken. Kurz darauf erreiche ich das frühere Rathaus und die Marktkirche. Im Hellen sehen beide Gebäude in ihrer Backsteinbauweise noch imposanter aus als am gestrigen Abend. Die Kirche wurde Mitte des 14. Jahrhunderts auf den Fundamenten eines um 1125 entstandenen Vorgängerbaues errichtet. Im zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude bei zwei Luftangriffen stark zerstört und ab 1946 wieder aufgebaut. Über dem Eingangsportal thronen zwei Skulpturen der beiden Kirchenpatrone Georg und Jakobus. Auf einem Taufbecken (vermutlich um 1500 entstanden) entdecke ich eine weitere Jakobusdarstellung. Das Innere der Kirche wirkt durch den fehlenden Putz und die nackten Backsteine zunächst recht ungewöhnlich, strahlt aber gerade dadurch eine gewisse Wärme aus. Ich lasse mich auf einer der vorderen Bänke nieder und verweile etwas für ein Gebet. Nach der Kirchenbesichtigung wird es Zeit, mich auf meinen heutigen Weg zu begeben. Ich laufe am Leineschloss vorbei, in dem heute der niedersächsische Landtag seinen Sitz hat, unterquere den „Friedrichswall“ und stehe vor dem ersten Rätsel des heutigen Tages. Die Beschreibung des Weges ist hier nicht ganz eindeutig, sodass ich mich einfach rechts der Leine halte und dieser in südlicher Richtung folge. Am Ende des herbstlich-bunten Weges erreiche ich eine breite Straße. Auf der gegenüberliegenden Seite kann ich das Fußballstadion von Hannover 96 erkennen. Ich passe einen guten Augenblick ab, flitze schnell über die verkehrsreiche Straße und biege in das „Karl-Thiel-Ufer“ ein. Schon stehe ich am nördlichen Rand des 2,4 km langen Maschsees. Ich gehe einfach auf dem Fußweg in der Nähe des Seeufers weiter. Der sonnige Spätnachmittag lockt zahlreiche Fußgänger, Läufer und Skater in das Naherholungsgebiet. An der „Schwienbrücke“ soll ich wieder die Leine überqueren, aber ich finde auch nach intensivem Studium meiner Wanderkarte nicht den richtigen Weg. Zu Hause hatte ich mir eine Karte der Via Scandinavica aus dem Internet ausgedruckt, die ich jetzt zu Rate ziehe und nach der ich weiterlaufe. In meinem Führer ist der von mir eingeschlagene Weg als offizieller Weg eingezeichnet, aber der Alternativweg wurde beschrieben. Jetzt erst bemerke ich, wie schnell ich aus dem Trubel der Landeshauptstadt herausgekommen bin. Um mich herum herrscht auf einmal eine ganz andere, naturverbundene Geräuschkulisse. An der „Döhrener Brücke“ entdecke ich in meinem Blickfeld einen gelben Pfeil, also bin ich wohl richtig gelaufen. Ich folge weiterhin dem Verlauf der Leine bis nach Döhren und passiere dort ein Brückenhaus. Es ist bereits 19:00 Uhr, und die Sonne scheint sich für heute verabschieden zu wollen. Über eine Holzbrücke gelange ich in den „Schwarzer Weg“, dem ich bis zur „Wilkenburger Straße“ folge. Auf der anderen Straßenseite sehe ich erstmals wieder zwei blaue Muschelwegweiser. Ich bleibe weiter an der Leine, jetzt auf einem schmalen Pfad. Am anderen Ufer höre ich zahlreiche Kinder ausgelassen nahe einem Jugendgästehaus spielen, sehe sie aber nicht. Es geht weiter durch ein Naturschutzgebiet, das ich jetzt mit Hilfe meiner Taschenlampe durchlaufe. Bald erreiche ich die ersten Ausläufer von Laatzen. Dort biege ich in den „Leinerandweg“ ein, wo ich von zwei kläffenden Hunden begrüßt werde. Am Ende der Straße geht es weiter über einen Trampelpfad entlang der Leine bis zu einer Brücke, wo ich meine heutige Etappe beende. Ab hier sind es nur noch ein paar Meter bis zur nächsten Station der Stadtbahn in Laatzen. In einem Supermarkt decke ich mich mit einem kleinen Snack ein, telefoniere noch mit meiner Frau und erwarte dann die nächste Bahn, die mich wieder zu meiner Unterkunft bringt.
Von Sarstedt nach Hildesheim (15. Oktober 2012) Die Anfahrten zu den Startorten meiner Pilgeretappen dauern immer länger, ich entferne mich inzwischen immer mehr von meinem „Stützpunkt“ Hannover. Mit der Stadtbahn fahre ich zunächst zum Hauptbahnhof, von dort mit der S-Bahn weiter nach Sarstedt. Ich habe auch heute wiederum Glück mit dem Wetter. Es bleibt trocken und der Himmel erstrahlt in einem leuchtenden Blau. Vom Bahnhof Sarstedt laufe ich zu dem Punkt, an dem ich gestern Abend die Etappe beendet habe. Von da aus finde ich gleich den markierten Weg, der mich zunächst zu der katholischen Heilig-Geist-Kirche führt, die aber verschlossen ist. Weiter geht es durch die Innenstadt und eine Erhebung hinauf, auf der sich die evangelische Kirche St. Nikolai befindet, die im Jahre 1457 vollendet wurde. Ich freue mich, dass das Kirchenportal offen ist, allerdings ist der Zugang zur Kirche selbst wiederum verschlossen. Es reicht aber, um einen Blick durch die Glastüren in den schön gestalteten, aber unbeleuchteten Innenraum zu werfen. Ich verlasse Sarstedt an einem Schießstand und einer Kleingartenanlage und folge der Innerste. Zu meiner Linken befinden sich vereinzelte Seen, ansonsten laufe ich durch abgeerntete Felder auf Ahrbergen zu. Vor der Ortschaft biege ich nach rechts ab zum Friedhof, um mir die katholische Kirche St. Peter und Paul anzusehen. Diese wurde 1745 fertig gestellt, der Kirchturm stammt bereits aus dem frühen 12. Jahrhundert. Die Kirche ist natürlich nicht geöffnet. Ich begebe mich zurück auf den Weg, der nun wieder als schmaler Pfad entlang der Innerste verläuft. Bisher sind mir unterwegs so gut wie keine Menschen begegnet, heute treffe ich einen Mann mit seinem Hund, die mir bereitwillig Platz machen. Ich laufe jetzt am Straßenrand einer Kreisstraße entlang und an einem Klärwerk vorbei. Vor mir türmt sich in der ansonsten flachen Landschaft eine Kali-Abraumhalde eines früheren Bergwerkes auf. In diesem Moment geht die Sonne unter und versteckt sich hinter dem Hügel. Ich habe das Gefühl, dass die Temperatur schlagartig um einige Grad abgefallen ist. Auf einer Wiese links von mir hält sich eine größere Schafherde auf, die plötzlich auf Pfiff des Schäfers in seine Richtung rennt. Zwei Ecken weiter treffe ich auf die katholische Kirche St. Vitus, die sogar noch geöffnet ist. Diese Gelegenheit nutze ich aus, um sie mir anzusehen und für eine Weile zu einem Gebet zu bleiben. Erst jetzt stelle ich fest, dass der beschriebene Weg des Führers bereits vor dem Ort abzweigen sollte, was ich nicht verstehen kann, denn für einen Pilger sind Kirchen immer ein lohnendes Ziel. Also orientiere ich mich mittels meiner Wanderkarte und laufe weiter durch den Ort bis zur K 509, auf die ich nach der Beschreibung sowieso getroffen wäre. Nach der Überquerung der Straße biege ich in einen Feldweg ein, passiere ein Wegkreuz und gehe direkt auf den Sportplatz von Hasede zu. Vor dem Sportlerheim schauen mir einige Mütter von Fußball spielenden Kindern gelangweilt zu, wie ich meine Taschenlampe aus dem Rucksack nehme. Es geht nun durch ein dunkles Waldstück, danach durch ein Naturschutzgebiet immer parallel zur Innerste. Nach circa drei Kilometern erreiche ich die „Mastbergstraße“, die ich überquere. Hier bin ich in Himmelsthür, wo es noch bis vor kurzer Zeit das „Himmlische Postamt“ gab, von wo aus Briefe an den Weihnachtsmann beantwortet wurden. Ich streife den Ort aber nur am Rande und gehe noch ein wenig weiter am Ufer der Innerste, bis ich schließlich in Hildesheim ankomme. Ein Blick auf die Uhr lässt mich das Tempo etwas erhöhen, denn in wenigen Minuten fährt mein Zug zurück nach Hannover. So kann ich mir heute leider nichts mehr von der Stadt ansehen. Kurz vor der Abfahrt steige ich in den Zug ein und bin froh, nicht noch ein Stunde auf den nächsten warten zu müssen. Eigentlich wollte ich mir am übernächsten Tag Hildesheim ansehen und von dort weiterpilgern bis zum Kloster Marienrode und nach Diekholzen. Anhaltende Übelkeit in der Nacht war die Ursache für die Nichtdurchführung dieses Vorhabens.
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