Rhein-Camino 2021
Datum | Strecke | Länge | Gesamtlänge | |
1. | 10.08.2021 | Lahnstein - Osterspai | 16 km | 16 km |
2. | 07.09.2021 | Osterspai - Kamp-Bornhofen | 7 km | 23 km |
3. | 06.12.2021 | Kamp-Bornhofen - St. Goarshausen | 17 km | 40 km |
4. | 09.12.2021 | St. Goarshausen - Kaub | 14 km | 54 km |
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Markierungs- und Pilgerführerkontrolle 2021 10.08.2021: 1. Tag Lahnstein - Osterspai (Teile 1. Etappe, 16 km) Als mich meine Frau Susanne am heutigen Morgen fragte, „was machen wir denn heute an deinem Geburtstag?“, fiel mir nichts Besseres ein, als auf einem weiteren Stück unserer Jakobswege die Markierungen zu kontrollieren. Damit war sie einverstanden, denn auf dem Abschnitt zwischen Lahnstein und Osterspai gibt es immer wieder tolle Aussichten auf das Rheintal. Es wurde zwar etwas später als die letzten Kontrolltouren, aber gegen 11:00 Uhr waren wir in Lahnstein. Zunächst ging es zur Tourist-Info am Salhofplatz, wo ich mir den ersten Pilgerstempel des Tages abholte. Danach fuhren wir zum Parkplatz am Rhein in der Nähe des Bahnhofes Oberlahnstein, an dem wir am Nachmittag wieder eintreffen sollten. Dann ging es los. Zunächst an der Martinsburg vorbei auf dem völlig flachen Leinpfad entlang des Rheins nach Braubach. Eine erste Markierung fehlte, als der Leinpfad durch eine Unterführung verlassen werden musste. Die Spuren des Klebers der verschwundenen Markierung waren noch erkennbar. Also klebte ich das neue Schild deutlich höher und musste beinahe eine akrobatische Einlage hinlegen. Leider stellten wir heute mehrfach ähnliche Spuren von entfernten Markierungsschildern fest und mussten diese erneuern. Es bleibt mir immer wieder unergründlich, warum Mitmenschen sich an fremdem Eigentum vergehen müssen. In Braubach holte ich mir den nächsten Stempel in der Tourist-Info im Rathaus - das übrigens mit einem Muschelschild als Hinweis auf die Stempelstelle versehen ist. Auch ein wenig weiter entdeckten wir ein ähnliches Schild an einer Pension, wo Pilger anscheinend willkommen sind. Es folgte nun ein erster leichter Anstieg bis zur St. Martin-Kirche aus dem 13. Jahrhundert, die jedoch verschlossen ist. Vor ein paar Jahren durften wir sogar einmal einen Blick in die als Friedhofskapelle genutzte Kirche hineinwerfen. Von der Rückseite hat man bereits einen ersten schönen Ausblick. Nun erwartete uns der erste anstrengende Anstieg, der zwischendurch mit zwei tollen Aussichtspunkten mit Bank aufwartete. Hier machten wir auch eine kleine Mittagspause. Es folgte der Rest des Aufstieges bis zu einer Schutzhütte, die vorerst der höchste Punkt des Tages sein sollte. Der Weg führte nun vorbei an einem Schauköhlermeiler, der etwas unterhalb von uns lag, und einem leider immer noch abgesperrten Sauerbrunnen im Dinkholdertal. Hier trafen wir dann auch mal ein paar andere Wanderer, von denen zwei sich für unsere Arbeit interessierte. Allerdings war er der Meinung, die Muschelmarkierung stelle doch einen Aussichtspunkt dar, und der wäre doch in einem Tal fehl am Platze. Nach weiteren Aussichtspunkten, unter anderem auch mit einem ersten Blick auf unser Ziel Osterspai mussten wir auf schmalen Pfaden durch frühere Weinberge mit ihren alten Trockenmauern absteigen. Das fiel manchmal etwas schwer, da auf dem Boden mal größere, mal kleine Steinbrocken herumlagen. Schließlich erreichten wir ein eingezäuntes Areal und mir kam die Markierung an einem Pfosten sehr seltsam vor. Gemäß der Richtung, die uns die Muschel vorgab, hätten wir rechts abwärts gehen müssen. Das war aber definitiv falsch. Das Zeichen wurde anscheinend umgedreht und wies damit in die falsche Richtung. Während ich das Aluschild umschraubte, bemerkte ich, dass auch weitere Pfosten sehr neu aussahen. Ich kam also zu dem Schluss, dass hier lediglich eine neue Umzäunung angebracht wurde, der unbekannte Arbeiter es gut meinte und das Schild vom alten auf den neuen übertrug - vermutlich war ihm die integrierte Richtungsanzeige des Symbols unbekannt. Ein Blick in mein Buch bestätigte dies - früher gab es hier einen maroden Jägerzaun. Nun dauerte es nicht mehr lange, bis wir an ein kleines Heiligenhäuschen vorbeikamen, das mir den baldigen Abzweig nach Osterspai ankündigte. An der Straße nach Osterspai vermisste ich sofort eine Holzskulptur, die neben einem Aussichtspunkt platziert war. Jetzt gibt es dort „nur“ noch eine Ruhebank und eine schöne Aussicht. Rund einen Kilometer weiter waren wir in Osterspai. Ein Blick auf die Uhr und in den Fahrplan der Bahn mahnte uns zur Eile, denn in acht Minuten fuhr der Zug nach Oberlahnstein ab. Deshalb entfiel heute der Besuch der katholischen Pfarrkirche St. Martin, in der es eine Jakobusfigur zu bewundern gibt. Eigentlich sollte es in der Kirche inzwischen auch einen Pilgerstempel geben. Hierzu bekam ich fast zeitgleich die Information der Pfarrsekretärin aus dem zuständigen Pfarramt in Kamp-Bornhofen, dass es Verzögerungen bei der Herstellung von den bestellten Aufbewahrungskästchen in der Caritas-Werkstatt in St. Goarshausen auch für andere Pilgerstempel der Pfarrei gegeben hatte. Das fällt aber für mich in die Rubrik „Ist so und kann man nicht ändern“. Ich freue mich trotzdem, wenn die Stempel in den vorgesehenen Kirchen den Pilgern zur Verfügung stehen. Das soll jetzt Ende August der Fall sein. Es waren nur noch sechs Minuten bis zu Abfahrt des Zuges. Der Mobilfunkempfang hier war nicht so toll und es dauerte eine Zeit, bis ich die Bahntickets gekauft hatte. Noch zwei Minuten. Wir waren inzwischen am Dorfplatz angekommen, wo sich der Bahnhof befindet. Noch durch die Unterführung zum Gleis in Richtung Koblenz, die Treppe hoch und schon fuhr der Zug ein. Das hat ja gepasst. Heute mussten wir 2 Aufkleber und 14 Aluschilder erneuern oder ergänzen. Ach ja, eine tolle Erkenntnis hatte ich noch unterwegs. Ich wurde an einem Dienstag geboren. Dies wiederholt sich immer dann, wenn in Santiago de Compostela ein Heiliges Jahr ausgerufen wird, also der 25. Juli auf einen Sonntag fällt - so wie in diesem Jahr! Mir wurde also das Pilgern praktisch in die Wiege gelegt.
07.09.2021: 2. Tag Osterspai - Kamp-Bornhofen (Teile 1. Etappe, 7 km) Gerade erst vom Camino Portugues und Santiago de Compostela zurück in der Heimat, nutzten Susanne und ich einen freien Nachmittag, um ein kurzes Stück auf dem Rhein-Camino zu kontrollieren. Zuvor habe ich mir am Vormittag die neue Stempelstelle am Lahn-Camino in der Lahnsteiner Josefskapelle angeschaut. Den Stempel findet man auf der linken Seite in der Kapelle. Gestartet sind wir an der Osterspaier Pfarrkirche St. Martin. Auch hier liegt nun ein Pilgerstempel im Eingangsbereich in einem Holzkästchen am Schriftenstand aus. In weiteren Pfarrkirchen der Pfarrei Heilige Elisabeth von Schönau, die ihren Sitz in Kamp-Bornhofen hat, sind ab sofort weitere Stempel verfügbar. Außerdem kann man in Osterspai eine Statue von unserem Pilgerheiligen Jakobus vorfinden. Eigentlich liegt der Ort nicht direkt am Rhein-Camino, für den nicht mit der gelben Muschel markierten Abstecher muss man eine zusätzliche Wegstrecke von 2 Kilometern (Hin- und Rückweg) hinzufügen. Wieder zurück auf dem Rhein-Camino begann gleich die Arbeit, denn es fehlte genau an dieser Stelle eine Markierung. Danach ging es erstmal ein längeres Stück aufwärts, zunächst auf Asphalt, danach auf einer Schotterpiste in den Wald hinein. Von der Höhe hatte man schon einen schönen Ausblick ins Rheintal, insbesondere auf das auf der gegenüberliegenden Seite angesiedelte Boppard. Auch am folgenden Ackerland und in einem Waldstück fehlten Markierungen an Abzweigungen, die anscheinend durch Baumfällungen und dem Austausch von Markierungspfosten , aber auch durch mutwilliges Entfernen fehlten. An einer großen Kreuzung mit Schutzhütte konnte man auf einer Infotafel einiges zu der hier installierten Allee der Bäume des Jahres lernen. Wir folgten dieser Allee bis zum Jakobstempel, einem weiteren Aussichtspunkt auf den Rhein und erneut Boppard. Ab hier begann der Abstieg nach Kamp-Bornhofen. Am Wegesrand stand bereits das dritte große Kreuz am heutigen Tag und kurz darauf öffnete sich der Blick auf die katholischen Pfarrkirche St. Nikolaus von Kamp-Bornhofen. Den dortigen Pilgerstempel konnte ich mir aus Zeitgründen heute nicht holen, das wird bei der nächsten Tour nachgeholt. Inzwischen hatte ich 1 Aufkleber und 7 Aluschilder angebracht, in der Hoffnung, dass diese nun etwas länger Pilgern den Weg weisen als ihre Vorgänger. Nach gut 95 Minuten reiner Gehzeit erreichten wir schließlich unser Ziel.
06.12.2021: 3. Tag Kamp-Bornhofen - St. Goarshausen (15 km) Nach ziemlich genau drei Monaten machte ich mich doch noch einmal in diesem Jahr auf eine Kontrolltour auf den Rhein-Camino. Entscheidender Anstoß waren wohl zwei Pilgerstempel für die Kirchen in Wellmich und Kaub, die fertig auf meinem Schreibtisch lagen und nur darauf warteten, dem Pfarrbüro in Kamp-Bornhofen übergeben zu werden. Dass ich dabei noch einen der schönsten Tage derzeit erwischte, machte die Tour noch besonders. Wie immer wurde das Auto an Zielort in St. Goarshausen geparkt und mir der Bahn zurück zum Start gefahren. Kamp-Bornhofen hat allerdings den Nachteil, dass es sich seeehr laaange zieht. Nachdem ich den Ort durchquert hatte - leider war die Pfarrkirche St. Nikolaus verschlossen und damit auch der dort deponierte Pilgerstempel zumindest für heute unerreichbar. Auch der Stempel des Walfahrtsklostes auf dem Marienplatz mit samt der Ausstellung zum Jahr des Salzes musste der sehr schönen Krippe weichen. Noch schnell die beiden neuen Stempel abgeben und dann ging es los. Zunächst erwartete mich ein kräftiger Anstieg bis zur Burg Sterrenberg, auf dem ich von zwei Wanderern, ich vermute aus den Niederlanden, verfolgt wurde. Doch schon bald ließ ich sie vorbei, denn ich wollte gerne eine Markierung ergänzen. Weiter ging bis zur benachbarten Burg Liebenstein und danach durch Wald und Felder in Richtung Lykershausen. Inzwischen verstaute ich Mütze und Handschuhe im Rucksack, denn die Sonne am blauen Himmel hatte strahlte ordentlich Wärme aus. In Lykershausen schaute ich mir in der Kirche den ebenfalls neuen Stempel an. Wie in den anderen Kirchen der Pfarrei Hl. Elisabeth von Schönau befinden sich diese jeweils in einem von der Caritas-Werkstatt in St. Goarshausen gefertigten schmucken Kästchen. Weiter ging durch Ackerland bis Prath, wo die neue Streckenführung an der Kirche (mit neuem Pilgerstempel) noch nicht markiert wurde. Das werden wir aber erst im Frühjahr nachholen können, da die Muschelaufkleber auf den kalten Untergründen nicht gut halten. Die Beschreibung gibt es aber schon auf der Website zum Lahn-Rhein-Camino. Immer wieder entdeckte ich Stellen, an denen eine zusätzliche Markierung sicherlich hilfreich wäre, also wurde ich tätig. Insgesamt wurden heute 9 Aluschilder und 1 Aufkleber angebracht. Ansonsten war diese Etappe aber noch sehr gut markiert. Es folgte nun der Abstieg nach Wellmich, wo sich in der Pfarrkirche St. Martin wunderschöne Wandmalereien betrachtet werden können. Unter anderem werden die Martyrien der Apostel dargestellt, auch die Enthauptung des Jakobus. Nach der Schönheit folgte wieder Schweißarbeit - ein mühevoller Aufstieg zur Burg Maus und noch darüber hinaus auf die Taunusebene. Dafür gab es mit den tollen Ausblicken in das Rheintal eine traumhafte Entschädigung für die Sinne. Nach ein paar Kilometern an der Hangkante durfte ich wieder ins Tal hinabsteigen - über schmale, felsige Pfade durch ehemalige Weinberge bis zum Parkplatz meines Autos. Zufrieden mit dem heutigen Tag machte ich mich wieder auf den Heimweg.
09.12.2021: 4. Tag St. Goarshausen - Kaub (15 km) Kurzentschlossen ging es heute zum zweiten Mal auf den Rhein-Camino, um die verbleibende Strecke zu kontrollieren. Um es vorwegzunehmen, es waren lediglich sieben Ergänzungen und zwei Erneuerungen anzubringen. Damit ist der Rhein-Camino markierungsmäßig in einem Top-Zustand. Doch ich nahm auch weitere gute Erkenntnisse mit auf den Heimweg. Vom Startort St. Goarshausen ging es zunächst steil aufwärts nach Patersberg. Dort meinte es ein Herr gut mit mir und wollte mich an der Feuerwache nach links schicken. Ich wollte aber weiter geradeaus in Richtung Dorfkirche. Ich erklärte es ihm und er stimmte meinen Ausführungen nickend zu. Als ich an der übernächsten Kreuzung die evangelische Kirche erreichte, konnte ich beobachten, wie eine Dame die Kirche betrat und wieder herauskam. Bisher war die Patersberger Kirche immer verschlossen, doch heute erledigen Handwerker darin einen Auftrag und ich darf einen Blick hineinwerfen. "Hier sollte auch ein Pilgerstempel verfügbar sein", ging mir durch den Kopf. Und ich hatte Glück. Die Dame war Mitglied im Kirchenvorstand und war schnell von der Idee angetan. Ausserdem gehört die Kirchengemeinde zu Bornich, wo ich später noch einen Pilgerstempel übergebe wollte. Nachdem wir ein paar Kleinigkeiten über das weitere Vorgehen besprochen hatten, verabschiedeten wir uns voneinander. Nahe der Kirche sah ich eine alte Markierung des Caminos und dachte zunächst, dass dies wohl bei der Neumarkierung vergessen wurde und folgte ihr. Schnell bemerkte ich, dass dieser Abschnitt nicht mit dem originären Weg übereinstimmt, ging aber trotzdem weiter. Ich wurde entlang der Kante zu einem Tal geführt, passierte einen Aussichtspunkt und die im Jahre 1914 gepflanzte Dorflinde. Da mir dieser Abschnitt zugleich etwas kürzer und attraktiver erschien, wird er im kommenden Jahr genauso als offizielle Route gekennzeichnet. Nun folgte der Abstieg entlang der K88 über mehrere Kehren und auf der anderen Seite wieder aufwärts nach St. Goarshausen-Heide. Nach dem anstrengenden Stück konnte ich mich auf dem Loreley-Plateau etwas ausruhen und lief gemütlich nach Bornich. Dort nahm ich mir von einem Dorfautomaten ein Glas Imkerhonig mit, bevor ich den Pilgerstempel der Pfarrsekretärin im evangelischen Pfarramt übergab. Zwischen Bornich und Dörscheid führt der Camino durch Ackerland. Dort gibt es nicht so viele Möglichkeiten, Markierungen anzubringen. Hier sollten sich Pilger mit dem kleinen gelben Büchlein oder den auf der Website zum Lahn- und Rhein-Camino bereitgestellten GPS-Daten behelfen, um sicher den Weg zu finden. Auf dem letzten Stückchen ging es durch die Dörscheider Heide. Dort werden Wanderer auf dem Rheinsteig (und das gilt natürlich auch für denRhein-Camino) auf eine Ausweichroute hingewiesen, wenn man nicht ganz schwindelfrei oder trittsicher ist. Es entgehen einem zwar tolle Ausblicke auf den Rhein mit der Burg Pfalzgrafenstein, aber sicher ist sicher. Nun war es nicht mehr weit, bis ins Zentrum von Kaub, das völlig menschenleer war. An der Doppelkirche, der katholischen St. Nikolaus und der evangelischen Trinitatis-Kirche, endete meine Tour. Ab Kaub soll der Rhein-Camino bis nach Rüdesheim fortgesetzt werden, wann die Markierungsarbeiten durchgeführt werden, steht allerdings noch in den Sternen.
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