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Markierungskontrolle Lahn-Camino 2024

 

 

  Datum Strecke Länge Gesamtlänge
1. 24.06.2024 Wetzlar - Weilburg 29 km 29 km
2. 12.06.2024 Weilburg - Villmar 26 km 54 km
3. 05.06.2024 Villmar - Limburg 16 km 70 km
4. 03.06.2024 Limburg - Fachingen 9 km 79 km
5. 27.05.2024 Fachingen - Obernhof 25 km  104 km
6. 03.05.2024 Obernhof - Bad Ems 19 km  123 km
7. 18.04.2024 Bad Ems - Friedrichssegen 10 km  133 km
8. 11.04.2024 Friedrichssegen - Lahnstein
11 km  144 km

 

 

 

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11.04.2024: 1. Tag Friedrichssegen - Lahnstein (Teile 6. Etappe, 11 km)

In diesem Jahr steht der Lahn-Camino im Fokus unserer Markierungskontrolle. Wir haben tatsächlich von mehreren Pilgern gehört, dass vor allem im hessischen Teil des Weges Markierungszeichen fehlen sollen. Es ist nicht verständlich, dass immer wieder Markierungsaufkleber oder -schilder mutwillig abgerissen werden. Viel schlimmer noch ist es, wenn sich Mitmenschen größte Mühe machen, Markierungen in die falsche Richtung zu bewegen. Da ich momentan nur eingeschränkt Zeit habe, nutze ich genau die freie Zeit aus, um die bestehenden Markierungen zu kontrollieren.

Heute war es dann endlich soweit und auch das Wetter spielte einigermaßen mit. Wir bringen Aluschilder unter anderem auch mit einem für Bäume unschädlichen Spezialkleber an. Dieser hat aber eine eingeschränkte Verarbeitungstemperatur. Kurzentschlossen hatte ich mich für ein erstes kurzes Stück ab Friedrichssegen entschieden, das relativ nahe an meinem Wohnort gelegen ist. Ich gehe den Lahn-Camino also wieder einmal in der umgekehrten Etappenreihenfolge. Ich startete in der Erzbachstraße und ging langsam in die Höhe, bis ich den Wanderparkplatz Spießborn erreichte. Auf dem Weg dorthin stellte ich fest, dass man einen Fitness-Parcours am Wegesrand einrichtet. Bei der nächsten Kontrolltour dürfte er wohl in Betrieb sein.

Auf dem nächsten Wegstück holte ich mir im noch feuchten Gras nasse Füsse und musste die ersten Markierungen ergänzen. Nachdem ich rund um das Wohngebiet der Lahnsteiner Höhe marschiert bin und die Aussichten ins Lahntal genoss, war es für den Tag nicht mehr weit. Auf der nächsten Bergabpassage überholte ich eine junge Frau, die sich an der nächsten Kreuzung für meine Tätigkeit interessierte. Sie war selbst auch schon auf Jakobswegen unterwegs. Wir führten eine angeregte Unterhaltung, bis sich unsere Wege an der Burg Lahneck trennten. Unterwegs holte ich mit in der Josefskapelle den dort ausliegenden Pilgerstempel. Den nächsten bekam ich wie geplant in der Lahnsteiner Tourist-Information. Von dort waren es nur noch ein paar Häuserecken bis zum Ende des Lahn-Caminos an der Hospitalkapelle St. Jakobus. Auf dem kurzen Stück musste ich allerdings 14 Markierungen erneuern.

 

         

 

18.04.2024: 2. Tag Bad Ems - Friedrichssegen (Teile 6. Etappe, 10 km)

Eine Woche nach der ersten Kontrolltour auf dem Lahn-Camino ging es schon wieder weiter. Ich wollte die sechste Etappe abschließen, Start war an der katholischen Pfarrkirche St. Martin in Bad Ems, wo ich viele Jahre Messdiener war. Ab Bad Ems wird der Lahn-Camino seinem Namen tatsächlich gerecht, denn man läuft mehrere Kilometer unmittelbar an der Lahn entlang. Dieses Vergnügen hat man sonst nur auf einem recht kurzen Stück in Weilburg. Der neue Steg über die Lahn führte mich nach Miellen, wo es den ältesten Pilgerstempel auf diesem Jakobsweg gibt. Er ist allerdings ist der Stempelknauf ein wenig in die Jahre gekommen und müsste bald ausgetauscht werden. Der Stempel selbst ist immer noch in einem sehr guten Zustand.

Hinter Miellen befindet sich mit dem Schweizertal der wildeste Abschnitt des Caminos. Früher gab es hier einmal mehrere Mühlen, heute liegen vereinzelt noch Baumstämme über dem schmalen Pfad durch das kühle, aber grüne Tal. Da es aus dem Tal keine Abzweige gibt, brauchte ich nicht nach fehlenden Markierungen Ausschau halten. Dafür musste ich mich an einigen Stellen bücken, damit ich unter umgestürzten Bäumen durchkam. Erst hinter der Schliucht musste ich wieder einige Schilder aus dem Rucksack holen und anbringen. In Frücht liegt der Pilgerstempel erfreulicherweise in der wieder geöffneten evangelischen Thomaskirche aus. Während der Pandemie war das nicht möglich.

Ich verließ Frücht über einen schmalen Pfad, den man ohne eine Markierung leicht übersehen würde. Und genau diese wichtige Markierung war verschwunden. Wieder einmal. Ich hoffe, dass sie bei der nächsten Kontrolle immer noch da sein wird. Zum Glück ist der Waldpfad wieder frei begehbar, denn in der Vergangenheit lagen hier einige Bäume quer und animierten die Pilger zu Klettereinlagen. Schon bald erreichte ich die Erzbachstraße und beendete meine heutige Kontrolle, bei der ich lediglich neun Markierungen ergänzen musste.

 

         

 

03.05.2024: 3. Tag Obernhof - Bad Ems (5. Etappe, 19 km)

Eine besondere Herausforderung stand mir für die 5. Etappe ab Obernhof bevor. Im vergangenen Herbst gab es hinter dem Parkplatz des Klosters Arnstein durch Windbruch an zwei Stellen massive Schäden am Lahntal-Radweg. Die Behörden haben diesen Abschnitt bis zur Schleuse Hollerich komplett gesperrt, da Lebensgefahr besteht. Ich hatte mir im Vorfeld des heutigen Tages schon Gedanken für eine Umgehung der Sperrung gemacht, die lediglich eine zusätzliche Strecke von rund 500 Metern mit sich bringt. Auf dem Weg vom Bahnhof Obernhof zum Kloster überholte mich ein Fahrradfahrer, der aber schon bald umkehrte. Ich zeigte ihm die Umgehung, die er dankend befolgte. Ich selbst war mit der gewählten Route auch sehr zufrieden, da sie unmittelbar hinter der Sperrung wieder auf den markierten Lahn-Camino stieß.

Bis Nassau brauchte ich mich um die Markierungszeichen nicht zu kümmern, das hatte ich bereits vor ein paar Tagen bei der Begutachtung von mehreren Sperrungen am Lahn-Camino erledigt. Erst ab der Stiftung Scheuern mit seiner tollen Stempelstelle musste ich wieder mein Werkzeug aus dem Rucksack holen. Es folgte der beschwerliche Aufstieg nach Misselberg und noch weiter dahinter bis zur früheren Wegeteilung Wintersberg/Dausenau. Inzwischen wird die ursprüngliche Route über den Wintersberg nur noch als Alternative genutzt, aber ohne Markierungskontrolle. Zukünftig wird dieser Abschnitt allerdings komplett aus dem Lahn-Camino gestrichen. Die Wegeführung über Dausenau mit der St. Kastor-Kirche und deren Jakobusspuren erschien uns vor ein paar Jahren wichtiger.

Hinter Dausenau ging es weiter in Richtung Bad Ems auf welligem Geläuf. Dafür entschädigt der Ausblick vom Concordia-Turm auf die Kurstadt immer wieder. Auf schmalem Pfad über Schieferplatten lief ich abwärts, passierte mehrere Aussichtspunkte und erneuerte einige entwendete Markierungszeichen. Letztendlich endete dieser Weg vom Bäderleifelsen in die Stadt in einem modernen Parkhaus und brachte mich ins Kurviertel mit dem Kurhaus und dem Casino. In der vis-a-vis gelegenen Tourist-Info holte ich mir den Pilgerstempel, der als Motiv das Casino trägt. Den werde ich aber baldmöglichst neugestalten, da mir die aktuelle Version vor ein paar Jahren nicht so gut gelungen war. Heute kam ich auf der langen Etappe ganz gut vorwärts, musste aber auch 16 Markierungen erneuern.

 

         

 

27.05.2024: 4. Tag von Fachingen nach Obernhof (Teile 4. Etappe, 26 km, ca 900 Hm)

Und wieder einmal habe ich mich kurzfristig entschlossen, die Kontrolle der Markierungen auf dem Lahn-Camino auf einer weiteren Etappe durchzuführen. Als Startort hatte ich Fachingen ausgewählt, Ziel würde Obernhof sein. Da entspricht dem Großteil der 4. Etappe, die eigentlich in Diez startet. Dieser Abschnitt ist zwar ein sehr schöner, aber auch ein sehr anspruchsvoller aufgrund der vielen Höhenmeter.

Mit dem Zug fuhr ich rund zwanzig Minuten von Obernhof nach Fachingen, wo am dortigen Tunnel eine riesige Baustelle war. Ich suchte zunächst den Ausgang vom Bahnsteig und landete dahinter an einer Kiste mit Fachinger Mineralwasser, das für Wanderer bereitsteht. Leider fand ich nur geleerte Flaschen vor, aber ich hatte ja selbst ausreichend dabei. Dann ging es direkt den ersten Anstieg hinauf zu einem früheren Grillplatz, wo ich schon die erste Markierung erneuern musste. Es dauerte nicht lange, bis ich an die erste Sperrung des Weges kam. Dort sind einige Böume umgestürzt und ein Stück Weg weggebrochen. Eine passende Umleitung hatte ich mir schon vorher ausgedacht, die mich mit nur geringer zusätzlicher Strecke unmittelbar zum Ende des gesperrten Abschnittes brachte.

Balduinstein war das nächste Zwischenziel, wo anscheinend seit einigen Monaten der dort deponierte Pilgerstempel gestohlen wurde. Leider bekam ich diese Information erst vor kurzem, sodass ich bisher noch keinen neuen beschaffen konnte. Ab sofort gibt es aber einen neuen Stempel mit neuem Design und Format am bisherigen Platz - hoffentlich nicht für kurze Zeit. Und wieder ging es aufwärts zur Schaumburg, schließlich mussten ja die Höhenmeter irgendwie zusammenkommen. Kurz darauf informierte ich das Pfarrbüro in Diez, dass es Balduinstein wieder einen Pilgerstempel gibt. Dabei wurde mir von der Pfarrsekretärin mitgeteilt, dass auch der Stempel von Diez nicht mehr vorhanden sei. Allmählich nervt es, wenn immer wieder Pilgerstempel entwendet werden. Können diese Menschen nicht mal ihre Finger von fremden Eigentum lassen. Im letzten Jahr mussten vier bestimmt sieben gestohlene Stempel ersetzen.

Es ging danach durch das Naturschutzgebiet Gabelstein. Dort war die gleichnamige Aussichtshütte wegen baulicher Mängel gesperrt. Erfreulich fand ich aber, dass die Sperrung durch das Hölloch auf dem Weg nach Steinsberg inzwischen aufgehoben wurde. Dadurch brauchte ich mir die ausgewählte Alternativroute nicht mehr anschauen. In der Folge ging es immer wieder auf und ab, zwischendurch musste es ich doch einige Markierungen ergänzen oder erneuern.

Auch die Sperrung kurz hinter Laurenburg wurde inzwischen nach Abschluss der Arbeiten wegen eines Hangrutsches aufgehoben. An der Häuserhofquelle, einem Sauerbrunnen, erfrischte ich mich noch einmal, bevor ich den knapp ein Kilometer langen steilen Anstieg zur Klosterruine Brunnenburg zu bewältigten hatte. Den tollen Aussichtspunkt nahe der Ruine besuchte ich natürlich auch, man hat einen schönen Blick auf die dortige Lahn-Schleife. Nach dem Wanderparkplatz Vierseenblick erneuerte ich an einer Abzweigung noch eine Markierung und stieß kurz darauf auf eine mir bisher unbekannte weitere Sperrung. Hier hätte ich bereits 500 Meter vorher einen Hinweis erwartet, denn die Umleitung sollte an Parkplatz beginnen. Na ja, dachte ich, geh mal weiter. Das hätte ich besser sein lassen sollen, denn es folgte eine Hindernisbahn durch und über umgestürzte Bäume. Der Windbruch war so massiv, dass der Abschnitt so schnell nicht wieder vom Holz und Gestrüpp befreit werden kann. Die mögliche Umleitung werde ich mir schnellstmöglich anschauen.

Nun war es nicht mehr weit bis zu meinem Tagesziel, das ich nach einem anstrengenden Tag sichtlich müde erreichte. Während der letzten Stunde nieselte es zudem ein wenig, aber der große Regen blieb noch aus. Auf dem Heimweg machte ich noch einen Stopp in Nassau. In der dortigen Touristinfo soll sich nach Information durch einen Pilger ein Stempel von Obernhof befinden. Mit war es ein Rätsel, wie der nach Nassau gelangen sollte. Gelöst bekam ich das Rätsel nicht, denn auch die Mitarbeiterin der Touristinfo konnte sich das Vorhandensein des Stempels erklären. Dennoch hatten wir ein gutes Gespräch. Vor längerer Zeit hatten wir schon einmal Kontakt wegen einem Pilgerstempel für Nassau. Das Thema haben wir jetzt besprochen und demnächst wird es dort einen neuen Stempel mit dem Motiv der Burg Nassau geben.

 
     

 

03.06.2024: 5. Tag von Limburg nach Fachingen (Teile 3. und 4. Etappe, 9 km)

Es geht voran mit der Kontrolltour des Lahn-Camino. Bis Ende Juni möchte ich gerne alle Etappen begutachtet haben. Also wird jeder gute Tag ausgenutzt, auch wenn es nur kurze Abschnitte werden. Durch die vielen Sturmschäden muss ich mit auch die bereits vorhanden, aber von mir ausgedachten Umleitungen anschauen. Schließlich sollen alle Pilger auf dem Lahn-Camino nicht nur eine Karte der alternative bekommen, sondern auch eine vernünftige Wegbeschreibung dazu. Unterwegs nach Limburg machte ich nich einen Zwischenstopp in Nassau und übrgab den Damen der Touristinfo den neuen Pilgerstempel mit der Nassauer Burg als Motiv. Vom ersten Gedanken hat es jetzt tatsächlich vier Jahre gedauert.

Der eigentliche Start war heute in Limburg am Dom. Dort lag der Pilgerstempel wieder am Schriftenstand bereit – eine Weile gab es lediglich einen Hinweis mit verschiedenen Telefonnummern. Ich hoffe nur, dass der Stempel keine Beine bekommt, wie in letzter Zeit schon so oft geschehen. Auch am Domkiosk bekam ich wie in der Vergangenheit auch weiterhin einen Pilgerstempel mit anderem Motiv.

Auf dem Weg durch die Altstadt zur Lahnbrücke musste ich schon einige Markierungsaufkleber erneuern, da viele auch aufgrund von Veränderungen der Standorte von Verkehrszeichen einfach nicht mehr vorhanden waren. Aus Limburg heraus begleitete mich ein schattiger Wald. Nicht weit davon entfernt begann die Sperrung des Weges durch den Diezer Stadtwald Hain. Die erste Passage watete ich durch teilweise hüfthohes Gras, bevor es am Waldrand aufwärts ging. Grundsätzlich war die vom Lahnwanderweg ausgewiesene Umleitung aber gut zu finden und zu laufen.  

Vor dem Diezer Grafenschloss und der darin untergebrachten Jugendherberge war ich wieder auf dem Lahn-Camino. An der Rezeption erhielt ich meinen Stempel, den in der Vergangenheit anscheinend nicht alle Pilger dort bekommen hatten. Zwei Ecken weiter gab es in der Stiftskirche den nächsten Stempel, außerdem konnte man sich eine Bilderausstellung ansehehen. Mit einem Eis in der Hand ging ich weiter zum katholischen Pfarrbüroneben der Herz-Jesu-Kirche, wo man aus einem Kasten den Stempel gestohlen hatte. Jetzt liegt dort wieder ein neuer und wartet auf Pilger.

Damit hätte ich meine heutige Etappe schon beinahe geschafft, wenn nicht noch ein kurzer, steiler Anstieg vor mir läge. Aber auch das stellte kein Problem dar und so erreichte ich nach etwas über zwei Stunden Fachingen, wo heute an der Wasserbar eine Flasche Staatl. Fachinger auf mich wartete.

 
       

 

05.06.2024: 6. Tag von Villmar nach Limburg (Teile 3. Etappe, 16 km)

Man muss die Gunst des Wetters ausnutzen und raus in die Natur gehen. Ich verbinde das aktuell mit der Markierungskontrolle auf dem Lahn-Camino, dessen Etappen ich in umgekehrter Reihenfolge begehe. Heute machte ich mich auf den Weg nach Villmar, einem ganz besonderen Startort einer Etappe. Denn in der dortigen Pfarrkirche befindet sich neben einer Stempelstelle vor allem ein Jakobusaltar - ein Kleinod, das man sonst außer in der Hospitalkapelle in Lahnstein nirgendwo findet Am ersten Steilstück begegnete mir eine Frau mit Hund, die mir viel Spaß bei meinem Vorhaben wünschte. Ob sie tatsächlich wusste, was ich heute vorhatte?

Es war noch frisch und eine leichte Brise wehte mir um die Ohren. Hinter Villmar wurde es still, kein Autolärm war zu hören. Dafür summte es um mich herum und nah und fern erklang ein Konzert verschiedener Vogelstimmen. Ich musste aufpassen, dass ich mich nicht zu sehr darin verlor, denn mein Hauptaugenmerk sollte ja auf das Vorhandensein der blau-gelben Markierungsschilder liegen. Diese waren zum Glück reichlich und an den richtigen Plätzen vorhanden. Nur selten musste eine Markierung ergänzt oder erneuert werden.

Hinter dem König Konrad-Denkmal stapfte ich durch knöchelhohes Gras, das vom Morgentau feucht war. Meine braunen Wanderschuhe verfärbten sich schnell in Tiefschwarz, hielten aber die Feuchtigkeit draußen. An manchen Stellen war der Weg aufgrund der Niederschläge der letzten Tage ziemlich aufgeweicht. Mountainbiker haben zudem ihren Teil zum schlechten Zustand des Untergrundes beigetragen. Einmal versank ich fast bis zur Kante des Schuhs im Morast.

Ich näherte mich allmählich Runkel, wo es vor kurzem starke Schäden auf einem Wegabschnitt gegeben hatte. Neben umgestürzten Bäumen ist auch ein Teil des Weges weggebrochen und es besteht Lebensgefahr. Im Vorfeld hatte ich mir schon eine Alternative überlegt, die es nun zu prüfen galt. Dafür umging ich die Schadstelle, ging aber wieder auf dem noch gesperrten Abschnitt weiter. Dort, wo ich wieder auf den Lahn-Camino einbog, war der betroffenen Bereich schon vorbei und ich konnte bis zum Ende der Sperrung nahe der Blücher-Schanze ohne Einschränkungen weitergehen.

Es ging heute zügig voran, da ich nicht so häufig anhalten musste, um eine Markierung anzubringen. Lediglich zehn Aufkleber und Schilder erleichterten das Gewicht meines Rucksackes – also kaum merklich. Damit war ich sehr zufrieden. Nach rund vier Stunden erklomm ich die Stufen der Großen Domtreppe in Limburg und beendete meine Arbeit für heute. Den Abschluss bildeten ein Besuch und ein kurzes Besinnen im Dom, bei der ich die dortige Stille genoss. Als ich wieder aus dem Dom heraustrat, wurde ich von vier jungen Leuten angesprochen, ob ich für ein kurzes Video-Interview zur Verfügung stünde. Sie befinden sich in der Ausbildung zum Sozialassistenten und sollen für ein Projekt Menschen befragen. Dem Wunsch bin ich natürlich gerne nachgekommen.

 
       

 

12.06.2024: 7. Tag Weilburg - Villmar (2. Etappe, 26 km) 

Allmählich komme ich mit meiner diesjährigen Kontrolltour auf dem Lahn-Camino zum Ende. Heute stand die vorletzte Etappe auf der Agenda, die eigentlich in der Chronologie die zweite ist. Bereits um 7:45 Uhr startete ich vor der Schlosskirche in Weilburg. 26 Kilometer lagen vor mir. Zu Beginn kam ich recht zügig voran, denn die Streckenführung entlang von Lahn und Weil wies keine Höhenmeter auf. Die begannen hinter Freienfels mit dem Aufstieg zur gleichnamigen Burgruine. Nun wechselten sich rauf und runter unregelmäßig ab. An einer Kreuzung gab es keine Möglichkeit, eine Markierung zu setzen. Dort muss ich noch einmal hin und auf dem Asphalt eine Markierung mit Sprühfarbe anbringen. In Weinbach waren heute im Rathaus keine Servicezeiten, sodass ich nicht an den Pilgerstempel kam. In der Nachbarschaft befindet sich aber noch eine Tankstelle, bei der ich gerne einen weiteren Stempel hinterlegen möchte. Dort könnten die Pilger zudem Getränke und Snacks erwerben. Mal sehen, ob sich das realisieren lässt.

Bisher war ich positiv überrascht, dass fast alle Markierungszeichen vorhanden waren. Das sollte sich aber bald ändern. Die ersten Aufkleber und Aluschilder fanden vor Elkerhausen einen neuen Platz - meistens waren es aber Ergänzungen, um die Wegführung besser darzustellen. Erneut gab es eine Gabelung, mitten auf freiem Feld, an der ich kein Zeichen hinterlassen konnte. Der reguläre Weg führte hier geradeaus an einen Waldrand. Der Abzweig nach rechts bringt den Wanderer allerdings auch nach Elkerhausen. Also ging ich am Sportplatz diesen Weg entgegengesetzt und markierte ihn, falls jemand tatsächlich an der Kreuzung nach rechts abbiegen sollte.

Über endlose mit dem Lineal durch den Wald gezogene Wege gelangte ich nach Langhecke, wo der Pilgerstempel inzwischen in einem Kästchen an der Kirche rund um die Uhr zur Verfügung steht. Auf den letzten fünf Kilometern musste ich beinahe an jedem Abzweig halt machen, um eine Markierung anzubringen. Mehrfach war eindeutig erkennbar, dass hier bereits Schilder hingen. Diese wurden anscheinend mit Gewalt entfernt – für mich nicht nachvollziehbar. In der Summe zählte ich am Ende des Tages 16 Aufkleber und 16 Aluschilder mit der gelben Muschel auf blauem Grund, die ergänzt oder ersetzt werden mussten. Nach rund sechs Stunden erreichte ich mein Ziel Villmar just in dem Moment, als es leicht zu tröpfeln begann. Jetzt fehlt nur noch die erste Etappe ab Wetzlar, die ich zeitnah abgehen werde.

 

       

 

24.06.2024: 8. Tag Wetzlar - Weilburg (1. Etappe, 29 km)
 
Ich habe fertig. Die Markierungskontrolle auf dem Lahn-Camino ist abgeschlossen. Zugleich war dies meine letzte Trainings-Etappe für die Fortsetzung der Via Lemovicensis in genau zwei Wochen. Neben der Länge der Strecke war insbesondere das sommerliche Wetter die Herausforderung des Tages. In Wetzlar traf ich auf dem Domplatz eine riesige Baustelle vor, mal gespannt was daraus wird. Bevor es losging grüßte ich die beiden Jakobusse an den Portalen und bat um einen guten Weg für mich.
 
Leider hat man gerade in Städten die meiste Arbeit, denn hier verschwinden die Markierungen regelmäßig oder werden einfach überklebt. Hilft ja nichts, neue Aufkleber brauchte die Stadt, und das zahlreich. In Wetzlar waren es ganz 15 Stück. Im weiteren Verlauf musste ich nur selten aktiv werden. Neuland betrat ich vor und hinter Laufdorf, denn dort gab es zwar einen asphaltierten Wirtschaftsweg, aber keine Möglichkeit, eine Markierung anzubringen. Aber ich hatte ja vorgesorgt und eine Dose gelber Sprühfarbe dabei. Jetzt weist ein gelber Pfeil und die Buchstaben L und C für Lahn-Camino den Pilgern den Weg.
 
Das problematisch wurde es kurz vor Oberndorf. Dort hatten wir erst vor zwei Jahren eine neue Wegführung eingebracht. Allerdings glich dieser Abschnitt einem undurchdringlichen Dschungel, in dem ich den markierten Weg nicht mehr finden konnte - einfach unpassierbar. Zum Glück fand ich auf einer digitalen Karte eine sehr einfache Alternative, die ich direkt mit Markierungszeichen ausstattete. Allerdings muss ich die neue Variante mit den örtlichen Verantwortlichen abstimmen.
 
Allmählich lichtete sich der Inhalt meiner Wasserflaschen. Meine Idee war, in Braunfels in der Obermühle einzukehren, da es dort auch eine Stempelstelle gab. Den Stempel habe ich bekommen, aber das Gasthaus war noch geschlossen. Gleiches passierte mir nur wenige hundert Meter weiter auf einem Campingplatz. Ich stand gut 2,5 Stunden zu früh vor der Tür. Jetzt hieß es, mit dem verbliebenen Wasser trotz Durst sparsam umzugehen. Ich vermutete, dass ich wohl erst am Ziel in Weilburg etwas bekommen könnte.
 
So weit war es aber nicht mehr. Es folgten Hirschhausen und die ehemalige Wallfahrtskirche Pfannstiel mit Pilgerstempel. Vereinzelt ergänzte ich die Markierungen. Irgendwie habe ich wohl bei jeder Tour auf dem Lahn-Camino einen anderen Blick und bringe zusätzliche Schilder an. Öfter musste ich Markierungspfosten aus der Umarmung von hochgewachsenen Brennesseln befreien, damit man sie wieder erkennen konnte.
 
Ich näherte mich endlich Weilburg - „nur“ noch an der Technikerschule vorbei abwärts ins Zentrum. Ich war so rechtzeitig an meinem Zielort, dass ich mir im Pfarrbüro Heilig Kreuz noch einen Stempel abholen konnte, einschließlich einem netten Gespräch mit dem Pfarrsekretär. Kurz vor 16 Uhr erreichte ich den Weilburger Marktplatz und entdeckte freie Plätze eines Gasthauses. Endlich gab es wieder etwas zu trinken. Ein guter Abschluss des Lahn-Camino 2024.
 
Zum Finale noch ein paar Zahlen: insgesamt gibt es auf dem Lahn-Camino mit seinen knapp 140 Kilometern 936 Markierungen. In diesem Jahr habe ich davon 156 ausgebessert, ergänzt oder erneuert. Zukünftig werden wohl noch ein paar dazu kommen, denn der Lahn-Camino wird mit Gießen einen neuen Startort erhalten. Durch diese circa zusätzlichen 16 Kilometer erfolgt die Anbindung an den Jakobsweg von Marburg nach Frankfurt.

 
     

 

 
 

 

 

 

 

 

 

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